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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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tun und lassen, was wir wollen. Aber wenn sich jetzt herumspricht, dass hier ein Klipper gestrandet ist, dann nehmen sie uns alles weg.«
    » Niemand wird uns irgendetwas wegnehmen«, sagte das Mädchen erbittert. » Die Wind Witch ist mein Schiff!«
    Pima schüttelte den Kopf. » Das ist ein Wrack, nichts weiter. Und du bist nur noch am Leben, weil Nailer netter ist als die meisten anderen Leute hier. Wahrscheinlich hatte er da draußen so was wie eine religiöse Erfahrung. Bestimmt hast du jetzt den Fieberblick.«
    Nailer schüttelte den Kopf. » Das glaubst du doch selbst nicht.«
    Pima sah ihn fragend an. » Meinst du nicht, dass du jetzt den Preis für dein Glück bezahlst?«
    » Was meinst du mit › Fieberblick‹?«, fragte das Mädchen.
    Pima starrte sie erstaunt an. » Du weißt nicht, was das ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Noch nie gehört.«
    » Wenn sterbende Menschen in die Zukunft schauen? Ihr letzter Blick, bevor die Parzen sie mitnehmen?«
    » Ich habe keinen Fieberblick.« Nailer war furchtbar müde. Er kauerte auf dem leicht schrägen Deck in der prallen Sonne. » Wenn ich die Wunde auswasche, wird es vielleicht besser.«
    » Red keinen Unsinn.« Pima spuckte aus. » Dir hilft rein gar nichts mehr außer Medikamenten.«
    Nailer ließ den Kopf auf die Arme sinken. » Wie lange? Bis deine Leute kommen?«
    Das Mädchen zuckte mit den Achseln. » Der GPS -Tracker wird sie hierherführen. Bald, denke ich mal.«
    » Bist du jemand Wichtiges?«
    Sie wirkte verlegen. » Schon.«
    » Wie heißt denn deine Familie?«, fragte er. » Damit hast du bisher nicht rausgerückt.«
    Sie zögerte.
    » Du gehörst jetzt zu uns«, erinnerte sie Pima.
    » Meine Name ist Chaudhury. Nita Chaudhury.«
    Sie zuckten mit den Achseln. » Nie gehört.«
    » Ich trage den Namen meiner Mutter, bis ich mein Erbe antrete.« Sie zögerte erneut. » Mein Vater heißt Patel.« Sie sah sie erwartungsvoll an.
    Nach kurzem Schweigen fragte Pima: » Patel? Wie in › Patel Global Transit‹?« Pima und Nailer wechselten einen bedeutungsvollen Blick – das mussten sie erst einmal verdauen. » Bist du der Boss von so einem Konzern?«, fragte Nailer. Pima wurde blass, stürzte sich auf Nita und schüttelte sie. » Bist du eine von diesen verdammten Blutkäufern?«
    » Nein!«
    » Patel Global kauft hier alles mögliche Zeug auf«, sagte Pima. » Das Logo sehen wir andauernd. Die und General Electric und FluidDesign und Kuok LG . Alle reden immer davon, dass wir die Quote erfüllen müssen, damit die Blutkäufer sich nicht nach einer anderen Quelle umschauen. In Bangladesch oder in Irland. Lawson & Carlson besorgen uns nicht mal Atemmasken, weil sie behaupten, sie müssten die Kosten niedrig halten.«
    » Davon weiß ich nichts.« Nita schien das alles ausgesprochen unangenehm zu sein. » Natürlich kauft der Konzern wiederverwertbare Materialien.« Sie zögerte. » Gut möglich, dass dabei auch auf Schiffsbrecher zurückgegriffen wird.« Sie wandte den Blick ab. » Um diesen Teil der Firma habe ich mich nie groß gekümmert.«
    » Du verdammtes Miststück!« Pima musterte sie mit versteinerter Miene. » Du kannst von Glück reden, dass wir nicht wussten, wer du bist, als du unter deinen Schlafzimmermöbeln begraben warst.«
    » Lass sie in Frieden, Pima«, sagte Nailer. Ihm ging es zunehmend schlechter – jetzt war ihm auch noch übel. » Wir haben ein größeres Problem.« Er deutete zum Horizont. » Schau doch!«
    Pima und Nita wandten sich um. Alle drei starrten sie auf die Sandbank hinaus, die inzwischen fast ganz ausgetrocknet war. Vom Strand kam eine Gruppe von Leuten zu ihnen herübermarschiert – acht oder zehn, auf einem Haufen.
    » Sind das deine Leute, die nach dir suchen?«, fragte Pima. » Vielleicht ein paar von deinen Blutkäufern?«
    Nita ließ sich nicht provozieren, sondern reckte den Hals, um über das Meer zu blicken. » Keine Ahnung.« Sie stieg unter Deck, kam mit einem Fernglas zurück und richtete es auf die Gruppe, die immer näher kam. » Die haben alle Narben und Tattoos. Eure Kolonne vielleicht?«
    Pima nahm ihr das Fernglas ab und schaute hindurch.
    » Nun?«, hakte Nita nach. » Freunde von euch?«
    Pima schüttelte den Kopf. » Schlimmer als das.« Sie reichte Nailer das Fernglas.
    » Was meinst du mit › schlimmer‹?«, wollte Nita wissen.
    Nailer packte das Fernglas mit seiner guten Hand und spähte zum Strand hinüber. Erst sah er nur Sand und Salzwassertümpel, dann bekam er die weit

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