Schiffsdiebe
sofort!«
Er brachte kaum ein Wort heraus, so sehr klapperten seine Zähne, aber er starrte Pima durchdringend an – begriff sie denn nicht? » Verdammt, sie gehört jetzt zu uns! Wir haben einen Blutschwur abgelegt!«
Pima wandte den Blick ab. Nailer wusste, was sie dachte. Es war eine Sache, jahrelang zusammen auf den Tankern zu schuften, den mageren Lohn zu teilen, gemeinsam wahnwitzige Risiken einzugehen, Aloe auf Striemen zu tun, nachdem Richard Lopez ihn mit dem Gürtel verprügelt hatte, um seinen Platz in der Leichten Kolonnen zu kämpfen und dann zu schwitzen, um ja die Quote zu schaffen …
Nita dagegen kannten sie erst seit gestern.
» Pima.« Er hielt ihre Hand umklammert. » Wenn du glaubst, dass ich den Fieberblick habe, dann glaube mir auch, dass wir uns um Nita kümmern müssen, sogar dann, wenn sie zu den Blutkäfern gehört. Wir brauchen sie!«
Pima antwortete nicht.
Nita kauerte sich neben sie und musterte ihn besorgt. » Er braucht einen Arzt.«
» Das musst du mir nicht sagen«, fauchte Pima. » Ich weiß auch so, was er braucht.« Sie spähte durch den Farn zu den Männern hinunter. » Aber wir schaffen es nie über die Sandbank, ohne dass die uns sehen, und dann werden sie wissen wollen, was wir gefunden haben.« Sie schüttelte den Kopf. » Wir sitzen in der Falle.«
» Ich könnte zu ihnen runtergehen«, schlug Nita vor. » Das würde sie ablenken.«
Nailer schüttelte heftig den Kopf. Pima wandte sich nach kurzem Zögern wieder den Männern zu und biss sich auf die Unterlippe. » Wenn du wirklich wüsstest, was du da sagst, würde ich dich beim Wort nehmen.« Sie schüttelte den Kopf. » Aber das geht nicht.« Sie warf Nailer einen raschen Blick zu. » Außerdem gehörst du jetzt zu uns.« Fast klang sie, als meinte sie es ernst.
» Na, was haben wir denn da?«, unterbrach sie eine wohlvertraute Stimme.
Das sonnenverbrannte Gesicht von Nailers Vater tauchte zwischen den Kudzuranken auf. » Dachte ich mir doch, dass sich da was bewegt hat …« Er riss überrascht die Augen auf. » Nailer?« Seine Augen huschten über die Lichtung, blitzschnell – ihnen entging nichts. » Was treibt ihr den hier? Wolltet ihr uns vielleicht etwas vorenthalten?«
Sein Blick fiel auf Nita. » Und was haben wir denn da Hübsches?« Er betrachtete sie eingehend und grinste. » Ein Schätzchen wie du gehört doch sicher zu dem schicken Boot.« Sein Lächeln ließ Nailer das Blut in den Adern gefrieren. » Ich wusste gar nicht, dass du dich mit reichen Mädchen rumtreibst.« Dann wandte er sich wieder Nita zu. » Wirklich hübsch!«
» Sie gehört zu uns«, sagte Nailer.
» Tatsächlich?« Plötzlich hatte Richard ein Messer in der Hand. » Dann kommt mal schön runter, alle zusammen. Wollen doch mal sehen, was die Leichte Kolonne da gefunden hat.« Er drehte sich um und rief: » Hier oben!«
Kurz darauf waren sie von Blue Eyes, dem Halbmenschen Tool und einigen anderen umzingelt. Mit spöttischen Bemerkungen trieben die Männer sie den Hang hinunter. Unbeholfen stolperten sie durch das Gestrüpp, während die Freunde von Nailers Vater Pima und Nita begrapschten und laut lachten, wenn Pima sich wehrte.
Als sie sich schließlich auf dem Deck des Klippers befanden, kamen die übrigen Männer und Frauen herbeigeeilt.
» Hast du Beute für uns?«, fragte der Halbmensch. Er hob Nita in die Höhe, als würde sie rein gar nichts wiegen, näherte sich ihr mir seiner Schnauze und schnüffelte an ihr. Ihr Nasenring schien ihm besonders ins Auge zu stechen.
» Ein Diamant«, sagte er. Alle lachten. Ein riesenhafter Finger strich über den Stein. » Möchtest du ihn mir geben, oder soll ich ihn dir aus dem hübschen Gesicht reißen?«
Nitas Augen weiteten sich. Rasch hob sie die Hände und nahm ihren Schmuck ab.
» Heilige Scheiße«, sagte Richard. » Schaut euch das ganze Gold an!«
Während der Halbmensch Nita festhielt, riss Blue Eyes ihr die übrigen Ringe von den Fingern. Nita schrie laut auf, aber Nailers Vater hielt ihr seine Klinge an den Hals, damit sie sich nicht bewegte. An ihren Fingern blieben blutige Striemen zurück. Alle bestaunten das viele Gold – jeder einzelne Ring war so viel wert, wie sie in einem Jahr verdienten. Jetzt waren sie reich, und das machte sie ganz trunken.
Nailer kauerte zitternd auf dem Deck und schaute zu, wie sie Nita ihres Schmucks beraubten. Obwohl die Sonne auf sie herabbrannte, fror er. Außerdem hatte er entsetzlichen Durst. Aber die letzten Lachen und
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