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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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Tümpel, die vom Unwetter zurückgeblieben waren, waren inzwischen verdunstet, und falls es im Bauch des Schiffes noch Trinkwasser gab, würde die Kolonne seines Vaters niemals zulassen, dass Pima und Nita danach suchten. Die Erwachsenen standen im Kreis beieinander und besprachen, wie sie ihre Beute in Sicherheit bringen konnten.
    » Wir werden Lucky Strike was abgeben müssen«, erklärte Nailers Vater schließlich. » Dann bleibt uns vielleicht nur die Hälfte, aber wir holen uns keine blutige Nase, und er kann alles mit dem Zug abtransportieren lassen.«
    Die Männer und Frauen nickten. Blue Eyes sah zu Nailer, Pima und Nita hinüber. » Was ist mit der Tusse?«
    » Unserem kleinen Mädchen?« Lopez musterte Nita eingehend. » Wirst du uns unsere Beute streitig machen, Schätzchen?«
    » Nein.« Nita schüttelte den Kopf. » Sie können alles haben.«
    Nailers Vater lachte. » Das sagst du jetzt, aber später änderst du vielleicht deine Meinung.« Er trat zu ihr, ging neben ihr in die Hocke und ließ die Klinge aufblitzen, als wollte er einen Fisch ausweiden. Für ihn war es keine große Sache, ihre Eingeweide auf den Boden zu befördern – nur eine Möglichkeit, für das eigene Wohl zu sorgen. Es war nicht einmal persönlich gemeint.
    » Ich werde Sie nicht daran hindern«, flüsterte Nita, die Augen vor Angst weit aufgerissen.
    » Nein.« Nailers Vater schüttelte den Kopf. » Da hast du wohl recht. Vor allem, weil die Haie deine Eingeweide fressen werden und niemand sich einen Dreck darum schert, ob du ja oder nein sagst. Außer vielleicht daheim in deinem schicken Haus – kann sein, dass sie dich da vermissen. Aber hier?« Er zuckte mit den Achseln. » Hier kümmert das kein Schwein.«
    Obwohl ihm allmählich schwarz vor Augen wurde, begriff Nailer, dass sein Vater gleich etwas Entsetzliches tun würde. Er kannte das – so sah Richard immer aus, bevor er ihm ins Gesicht schlug oder ihm die Faust in den Magen rammte.
    Die Klinge blitzte im grellen Sonnenlicht. Sein Vater zog Nita zu sich heran. Nailer versuchte etwas zu sagen, um sie zu retten, aber er bekam keinen Ton heraus. Der Schüttelfrost hatte ihn jetzt fest im Griff.
    Plötzlich stürzte sich Pima wie aus dem Nichts auf Lopez, das Messer hoch erhoben.
    Nailer wollte ihr etwas zurufen, sie warnen, doch sein Vater kam ihm zuvor. Er versetzte Pima einen Faustschlag, und sie ging zu Boden. Ihr Messer schlitterte über das glatte Carbon-Deck und fiel ins Wasser. Pima war zwar größer als die meisten anderen bei der Leichten Kolonne, aber gegen die Schnelligkeit von Nailers Vater auf Slide kam sie nicht an. Er packte sie und nahm sie in einen Würgegriff. Seine Kumpane kamen unter wildem Gebrüll herbeigelaufen. Tool erreichte sie zuerst und riss sie in die Höhe, bis sie nicht einmal mehr den Boden berührte. Er drehte ihr die Arme auf den Rücken, sodass sie nur noch hilflos strampeln konnte.
    Am Hals von Nailers Vaters schimmerten rubinrote Blutstropfen.
    » Verdammt, Mädchen, das war knapp.« Er grinste und fuhr sich mit den Fingern über die Wunde. Als er die Hand senkte, klebte Blut daran. Nailer war erstaunt, dass Pima ihm so nahe gekommen war. Sie war schnell gewesen. Lopez betrachtete nachdenklich seine blutigen Finger und hielt sie ihr dann hin. » Wirklich knapp.« Er lachte. » Du solltest im Ring kämpfen, Mädchen.«
    Pima wand sich in Tools Griff. Nailers Vater beugte sich über sie. » Fast hättest du Glück gehabt.« Seine blutigen Finger schlossen sich um ihr Kinn. » Das war wirklich verdammt knapp.« Er hob das Messer.
    » Aber jetzt bin ich an der Reihe.«
    » Schlitz sie auf«, flüsterte jemand hinter ihm. » Mach sie kalt!«, fauchte Blue Eyes. » Dann kriegen wir ein nettes Blutopfer.«
    Pima erbebte, aber sie zuckte nicht zusammen, als Richards Klinge ihre Wange berührte. Wahrscheinlich hatte sie schon mit allem abgeschlossen, vermutete Nailer. Sie wusste, dass sie tot war. Er konnte es ihr ansehen – sie hatte das Urteil der Parzen akzeptiert.
    » Papa.« Nailer hustete. » Sie ist Sadnas Tochter. Sie hat dich vor dem Unwetter gerettet.«
    Sein Vater zögerte, das Messer noch immer erhoben. Langsam fuhr er dem Mädchen mit der Spitze über die Kehle.
    » Sie hat versucht mich zu töten.«
    Nailer gab nicht nach. » Dann bist du mit Sadna quitt. Ein Leben für ein Leben.«
    Sein Vater sah ihn wütend an. » Was bist du doch für ein Klugscheißer! Immer willst du deinem Vater erzählen, was er machen soll. Immer weißt du

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