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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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die beiden legten sich dort irgendwo hin. Bald war Tools Schnarchen zu hören, und Mobys Gemaule störte auf diese Entfernung kaum noch. Moskitos umschwärmten sie. Nita schlug angewidert nach den kleinen Blutsaugern. Alle anderen schenkten ihnen keine Beachtung.
    Blue Eyes stand auf und legte Pima eine Kette um die Handgelenke. Dann wandte sie sich Nailer zu.
    » Hast du vor, mir Ärger zu machen?«
    » Was?« Nailer musterte sie ungläubig. » Willst du meinem Vater erzählen, dass du mich gefesselt hast? Nachdem ich diesen Glückstreffer gelandet hab?«
    Blue Eyes zögerte. Sie schien versucht, ihn trotzdem festzubinden, wirkte aber unsicher, ob sie ihn als Gefangenen oder Verbündeten betrachten sollte. Er starrte sie weiter herausfordernd an. Er wusste, was sie sah – einen hageren Jungen, der gerade einen schlimmen Fieberanfall überstanden hatte und hinter dem der verrückte Richard Lopez lauerte. Das war die Sache nicht wert.
    Und tatsächlich, Blue Eyes ließ ihn in Ruhe. Sie setzte sich auf einen Felsen und griff nach ihrer Machete, um sie zu schärfen. Pima und Nita sahen ihn hoffnungsvoll an. Langsam brannte das Feuer herunter. Ihm gefiel nicht, was sein Vater gesagt hatte. Lopez stand kurz davor, eine Entscheidung zu fällen, und dann war er zu allem fähig.
    Nailer streckte sich neben Pima aus. » Wie geht’s deinen Fingern?«
    Sie lächelte und hob die Hand. » Ziemlich gut. Ich bin froh, dass er mir nicht fünf Lektionen erteilen wollte.«
    » Hat’s arg wehgetan?«
    » Nicht so sehr wie das Geld, das wir verloren haben.« Sie bemühte sich, tapfer zu klingen, aber es tat bestimmt furchtbar weh. Die Schiene wirkte stümperhaft. Sie folgte seinem Blick. » Vielleicht können wir sie noch mal brechen, damit sie gerade zusammenwachsen.«
    » Yeah.« Er sah zu Nita hinüber. » Wie geht es dir? Irgendwas gebrochen?«
    » Ruhe da!«, rief Moby aus dem Gebüsch. » Ich will schlafen.«
    Nailer senkte die Stimme. » Meinst du, deine Leute kommen bald?«
    Nita zögerte. Ihr Blick huschte ängstlich zwischen Pima und Blue Eyes hin und her. » Yeah. Bestimmt.«
    Pima hob den Kopf. » Meinst du? Patel? « Sie betonte den Namen überdeutlich. » Kommen die wirklich, oder schmierst du uns nur an? Von deinen Leuten ist vielleicht gerade jemand am Strand, ein Blutkäufer von deinem Klan, wenn du wirklich eine Patel bist, aber du sagst kein Wort. Was soll das?«
    Wieder leuchtete Furcht in Nitas Augen auf. Sie schob sich das schwarze Haar aus dem Gesicht und sah Pima trotzig an. » Und was ist, wenn niemand kommt?«, fauchte sie. » Was macht ihr dann?«
    Ihre Stimme hatte denselben scharfen Tonfall angenommen wie die von Pima und Nailer. Nailer hätte gelacht, wenn sie nicht so ängstlich gewirkt hätte. Sie log. Er war in seinem Leben schon genug Lügnern begegnet, um sich dessen sicher zu sein. Alle logen ihn an. Sie logen, wenn es darum ging, wie viel sie gearbeitet oder wie viel sie zur Quote beigetragen hatten, ob sie Angst oder genügend zu essen hatten. Nita log.
    » Die kommen überhaupt nicht.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. » Kein Mensch sucht nach dir. Und ich glaube nicht mal, dass du eine Patel bist!«
    Nitas Augen weiteten sich. Ihr Blick huschte kurz zu Blue Eyes hinüber, die wie besessen ihre Machete schärfte. Pima zupfte nachdenklich an ihren Ohrringen und legte den Kopf schief. » Stimmt das, Mädchen? Bist du wirklich keinen Meter Kupfer wert?«
    Zu Nailers Bestürzung sah Nita aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Nicht einmal Sloth hatte geweint, als man sie ertappt hatte. Und dieses Mädchen heulte, weil sie bei einer Lüge ertappt worden war! » Wo kommst du wirklich her?«, fragte er leise.
    Sie zögerte. » Aus dem Norden. Von jenseits der untergegangenen Städte. Und ich bin wirklich eine Patel. Aber meine Familie weiß nicht, wo sie nach mir suchen soll.« Sie hielt inne. » Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Wir haben unseren GPS -Signalgeber schon vor Wochen weggeworfen, damit uns niemand findet.«
    » Wer sollte euch nicht finden?«
    Sie zögerte wieder und sagte dann: » Meine Familie.«
    Nailer und Pima wechselten einen verwirrten Blick.
    » Mein Vater hat Feinde innerhalb des Konzerns«, erklärte Nita. » Als uns das Unwetter einholte, waren die gerade hinter uns her. Wohin wir uns auch wandten, sie blieben uns auf den Fersen. Falls sie mich fangen, haben sie etwas gegen meinen Vater in der Hand.«
    » Also sucht überhaupt niemand nach

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