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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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irgendwo sein.«
    Nailer schlüpfte in die Eingeweide des Schiffs hinab und lief von Kabine zu Kabine, aber Nita war nirgends zu finden. Er war nicht der Einzige, der die Ray durchsuchte, auch Knot und Vine und Cat wurden immer nervöser, während sie von einem Raum zum anderen hasteten.
    » Vielleicht ist sie irgendwo versteckt?«, schlug Nailer vor.
    » Würde sie dann nicht versuchen, sich bemerkbar zu machen?«, erwiderte Cat.
    » Nicht, wenn sie gefesselt ist und unter Drogen steht.«
    Cat verzog angewidert das Gesicht. Sie setzten ihre Suche fort. Schließlich kehrten sie zurück an Deck.
    » Nichts«, berichtete Cat. » Keine Spur von Nita.«
    Der Kapitän fluchte und drehte sich zu Marn um. » Wo ist sie?« Er rammte ihm den Finger in die Brust. » Wenn du sie freilässt, werf ich dich nicht über die Reling. Was mehr ist, als du verdient hast. Du hast den Klan verraten, und dafür gehörst du gehängt!«
    » Von meiner Warte aus betrachtet, gibt es nur einen, der den Klan verraten hat, und das bist du, du Piratenschwein!«
    Kapitän Candless biss sich wütend auf die Lippen und wandte sich zu seiner Mannschaft um. » Nehmt das ganze verfluchte Schiff auseinander, Stück für Stück! Ich möchte, dass Nita gefunden wird, und dann versenken wir diese Barkasse.« Er funkelte sein Gegenüber zornig an. » Du hattest die Chance, das Richtige zu tun. Mehr als einmal!«
    Kapitän Marn grinste unvermittelt. » Wir haben schon lange vermutet, dass du nicht loyal bist. Vor allem nach dem, was mit Ms. Sung passiert ist. Aber du warst vorsichtiger als die meisten anderen. Du hast den passenden Augenblick abgewartet und dich lange bedeckt gehalten. Und ein paar dachten, du würdest vielleicht doch noch Vernunft annehmen.«
    Candless lächelte angespannt. » Wirklich nett von euch.« Er tippte sich an die Mütze. » Ich werde euch im Stillen danken, während dein Boot untergeht.«
    » Mach dir nicht die Mühe.« Marn lachte. » Jetzt, wo wir wissen, wo du stehst, werden wir dich bis ans Ende der Welt verfolgen.«
    » Sobald der Vorstand zusammentrifft, ist es mit diesem Spuk vorbei. Dann bist du erledigt, und ich kann wieder meiner Arbeit nachgehen.«
    Kapitän Marn grinste und schüttelte den Kopf. » Du erstaunst mich wirklich. Du warst mal so ein schlauer Hund!«
    Candless kniff die Augen zusammen. » Was soll das heißen?«
    Marn zuckte mit den Achseln. » Nur dass du nicht mehr so gerissen bist wie früher. Da hattest du noch einen sechsten Sinn. Ich war mir sicher, dass du eine Falle wittern würdest. Aber du bist uns ins Netz gegangen, wie sie erwartet haben.«
    » Wie wer erwartet hat?« Kapitän Candless starrte Marn an. Dann riss er plötzlich bestürzt die Augen auf und brüllte: » Reynolds!«
    » Käpt’n?«
    » Ist am Horizont etwas zu sehen?«
    » Nichts, Sir!«
    » Sind Sie sicher?«
    Nach kurzem Schweigen rief Reynolds herunter: » Ein Segel, Sir.«
    » Was für ein Schiff?«
    Wieder eine Pause, und dann schrie sie herüber: » Die Pole Star, Sir. Ganz sicher die Pole Star!«
    Kapitän Marn und seine Leute grinsten, als die Mannschaft der Dauntless begriff, was das bedeutete. » Wenn ihr euch jetzt gleich ergebt«, sagte Marn, » behandeln wir euch wie Kombattanten, und nicht wie Meuterer.«
    Er sagte es so laut, dass alle es hören konnten. » Dann bleibt ihr ungestraft. Oder ihr könnt verrecken wie euer Kapitän. Eure Entscheidung!«
    Kapitän Candless ließ den Blick über seine Mannschaft schweifen. Er war totenbleich. Als er einen Befehl erteilen wollte, brachte er erst nur ein Krächzen zustande. Beim zweiten Versuch klang seine Stimme laut und zornig. » Zurück auf unser Schiff! Setzt die Segel!«
    Seine Leute setzten bereits über die Reling, aber nicht alle. Cat und drei andere blieben stehen und schauten sich fragend um. Cat hob kurz die Hand und sah ihren Kapitän traurig an. Dann ließ sie sich von der Mannschaft der Ray entwaffnen.
    Candless war noch nicht fertig. » Vine! Knot! Zerstört ihre Steuerung.«
    Die Kanone der Dauntless schwang herum. Marn wollte widersprechen, aber Candless richtete die Pistole auf ihn. » Ich würde dein Schiff ja versenken, aber deine Mannschaft hat es nicht verdient zu ertrinken, nur weil du ein verlogener Schweinehund bist!«
    Die Kanone feuerte, und die Kommandobrücke ging in Flammen auf. Vine und Knot rannten zu den Segeln, und plötzlich brannten Seide und Taue. Durch die Mannschaft der Ray lief ein wütendes Murmeln. Die Flammen tanzten himmelwärts.

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