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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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dienen, bis sie stirbt oder ihr Klan Pyce als echtes Oberhaupt anerkennt. Ihr Vater würde alles für sie tun. Wir können ihm nur nacheifern.«
    » Ist sie ihm so wichtig?«
    » Sie ist seine Tochter. Seine Familie.«
    » Ach so. Familie .« Nailer verspürte so etwas wie Neid. » Das Einzige, was mir meine Familie je eingebracht hat, waren ein paar Ohrfeigen.«
    » Manche Familien sind anders.«
    Darauf wusste Nailer nichts zu erwidern. Knot ging seinen Pflichten nach, und so legte sich Nailer auf seine Koje und wartete darauf, dass die Dauntless ihre Beute einholte.
    Familie. Das war doch nur ein Wort. Nailer konnte es jetzt immerhin buchstabieren. Aber es war auch ein Symbol. Manche Leute bildeten sich ein, sie wüssten, was es bedeutete. Alle redeten darüber. Die Schiffsbrecher. Sein Vater, die Mannschaft der Dauntless. Tool. Jeder hatte eine Meinung dazu – die Familie war das, was einem blieb, wenn man sonst nichts mehr hatte, die Familie war immer für einen da. Solche Sprüche eben.
    Aber wenn Nailer darüber nachdachte, kamen ihm die meisten dieser Worte und Ideen eher wie gute Ausreden vor, die sich die Leute ausdachten, um sich schlecht zu benehmen, ohne dass ihnen jemand einen Vorwurf machen konnte. Familien waren nicht verlässlicher als Ehen oder Freundschaften oder Blutschwüre – vielleicht sogar weniger. Sein Vater würde ihn umbringen, sollte er ihn je in die Finger bekommen, und da spielte es keine Rolle, dass er sein Sohn war. Und Nita wurde von ihrem Onkel gejagt.
    Andererseits war sich Nailer ziemlich sicher, dass Sadna mit Zähnen und Klauen um ihn kämpfen und vielleicht sogar ihr Leben für ihn geben würde. Sadna mochte ihn. Und Pima auch.
    Blutsbande dagegen bedeuteten rein gar nichts. Auf die einzelnen Menschen kam es an. Wenn sie einem den Rücken deckten und du ihnen, dann war das vielleicht so etwas wie eine Familie. Alles andere war nur Schall und Rauch.

22
    Die Ray war eine windschnittige Jacht mit einer kleinen Mannschaft. Die Dauntless schlich sich an sie heran, während Kapitän Candless über Funk mit dem anderen Kapitän plauderte und sich lang und breit über das Wetter während der Hurrikansaison ausließ.
    Mit der Zeit wurde Candless immer zuversichtlicher. Er behielt die Ray im Auge, und was er sah, machte ihm keine Angst. Die Jacht kapierte lange nicht, was ihr drohte, doch schließlich ergriff sie die Flucht.
    Als die Ray die Segel setzte und vor dem Wind zu laufen begann, lachte der Kapitän. » Aha! So dumm ist Mr. Marn also gar nicht. Wollen doch mal sehen, wer hier der Schnellere ist!«
    Er rief Befehle, und seine Mannschaft legte sich ins Zeug. Immer mehr Segel entfalteten sich, und die Dauntless jagte dem flüchtenden Schiff hinterher. Sie war ein ganzes Stück größer und schneller als die Ray, und Candless konnte über den verzweifelten Fluchtversuch nur den Kopf schütteln. » Wie ein Tiger, der einem Kätzchen nachstellt«, murmelte er.
    Ganz so einfach machte es ihnen das andere Schiff dann aber doch nicht. Es drehte ab, wich zur Seite hin aus, sodass sie einmal sogar übers Ziel hinaus ins Leere fuhren, und die Männer auf Deck feuerten Schüsse auf sie ab. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Dauntless sie überholte und sich festhakte.
    » Dreht bei, oder ich versenke euer Schiff, und dann dürft ihr nach Hause schwimmen!«, brüllte Candless, und die Besatzung der Ray gab auf.
    Bevor sie auch nur die Segel gerefft hatten, sprangen Candless’ Leute über die Reling, die Pistolen schussbereit in der Hand. Sie schwärmten über das Schiff und eilten unter Deck. Nach ein paar Minuten stand die ganze Mannschaft der Ray mit den Händen auf dem Kopf in einer Reihe. Halbmenschen, Köche, Matrosen und schließlich Kapitän Marn. Wütend starrten sie zur Dauntless hinüber.
    » Wo ist Miss Nita?«, rief Candless.
    Marn grinste nur. » Wenn du sie nicht finden kannst, geht sie dich vielleicht nichts an. Verdammter Meuterer!«
    » Meuterer?«, erwiderte Candless. » Ich habe mich nicht von Pyce schmieren lassen.« Er wandte sich an seinen Leutnant. » Reynolds, übernehmen Sie!« Eilig stieg er die Treppe hinunter, Nailer dicht auf den Fersen. Der Sprung hinüber auf das andere Schiff war beängstigend weit, aber Nailer wollte keine Furcht zeigen. Er landete unsicher auf dem schaukelnden Deck, aber immerhin war er an Bord.
    Kapitän Candless ließ den Blick über die Ray schweifen. » Schau mal, ob du Miss Nita irgendwo aufspüren kannst. Sie muss hier

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