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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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sagte der Kapitän. Er winkte Nailer zu sich. » Komm. Es dauert noch eine Weile, bis es so weit ist. Solange du unter Deck bleiben musst, kannst du die Zeit auch sinnvoll nutzen. Los, zurück an deine Bücher!«
    Nailer musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu seufzen.
    Knot hatte sich vorgenommen, ihm Lesen beizubringen, und es hatte nicht lange gedauert, bis Nailer der Bücher überdrüssig war. Aber das war Knot egal. Der große Halbmensch ließ nicht locker, fragte Nailer immer wieder aus und wies ihn an, Wörter auswendig zu lernen und niederzuschreiben.
    Eigentlich war das gar nicht so schwer, wie Nailer immer geglaubt hatte, vor allem, wenn ihm ein Paar gelber Augen über die Schulter schaute. Aber interessant war es auch nicht unbedingt. Er musste nur die Zeit dafür finden und sich aufraffen, und nachdem das Schiff auf Kurs war und das Tragflächengetriebe gründlich geölt, schickte ihn Knot fast nur noch an den Schreibtisch. Während der letzten Nächte hatte Nailer, den Kopf voller Buchstaben, in seiner Koje gelegen und über die Fallstricke der Rechtschreibung nachgedacht.
    Der Halbmensch machte sich einen Spaß daraus, ihn an der Nase herumzuführen. Buchstaben waren ja in Ordnung, aber Wörter waren richtig schwer. Viele Wörter wurden nicht so geschrieben, wie sie gesprochen wurden. Letztlich musste er sie eben einfach auswendig lernen, so wie er auch die Abzweigungen in den Wartungsschächten gezählt und die Quote nachgerechnet hatte. Und Knot war nicht halb so gemein wie der alte Bapi, wenn man einen Fehler machte.
    Nailer gehorchte und ging unter Deck, und nachdem er Knot gefunden hatte, saßen er und der Halbmensch wieder über einem Buch, das sich um einen alten Mann drehte, der mit seinem Boot fischen ging. Aber es fiel Nailer schwer, sich zu konzentrieren – er musste dauernd an Nita und den bevorstehenden Kampf denken.
    Schließlich schlug er das Buch zu und sah zu dem Halbmenschen auf. » Hattest du schon immer einen Herrn?«
    Knot erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln. » Ich arbeite für Kapitän Candless.«
    » Schon klar, aber wenn du wolltest, könntest du dann für jemand anderen arbeiten?«
    Knot zuckte mit den Achseln. » Das will ich gar nicht.«
    » Könntest du es denn überhaupt?«
    Knots Augen wurden zu Schlitzen. Seine Nüstern bebten, und seine Zähne blitzten zwischen seinen Lippen hervor. » Ich will es nicht«, knurrte der Halbmensch.
    Nailer zuckte zusammen. Knot sah plötzlich wie eine Dogge aus, die in eine Ecke gedrängt worden war und gleich beißen würde. Er hatte die Muskeln angespannt, und die Haare auf seinen Unterarmen hatten sich aufgerichtet. Nailer hätte gerne weiter nachgefragt, aber der Halbmensch machte ihm plötzlich Angst. Also hielt er die Klappe.
    Knot starrte ihn lange an. » Ich will es nicht«, wiederholte er und wandte den Blick ab.
    Nailer schämte sich plötzlich dafür, dass er so neugierig gewesen war. » Lass uns wieder lesen«, sagte er zögerlich. Der Halbmensch nickte bedächtig.
    » Ja. Bitte fahre fort.«
    Also las Nailer weiter vor, und Knot verbesserte ihn hin und wieder. Schließlich sagte er: » Ich denke, das reicht für heute. Ich muss noch ein paar Vorbereitungen treffen.«
    » Bist du bereit für den Kampf?«
    Knot lächelte und entblößte seine scharfen Zähne. » Kämpfen liegt in meiner Natur.« Er hielt einen Moment inne. » Aber dieses Mal ist es mir auch ein Vergnügen.«
    » Wegen Miss Nita?«, wollte Nailer wissen.
    » Ja.«
    » Ist sie deine Herrin?«, fragte er vorsichtig. » Hast du ihr Treue geschworen?«
    Knot musterte ihn eingehend. » Nicht direkt. Kapitän Candless dient ihr. Ich diene dem Kapitän. Und wir schwören auch dem Klan die Treue.«
    » Aber ihr Klan ist jetzt gespalten. Auch für Pyce arbeiten Halbmenschen.«
    » Ja. Die Zeiten sind schwierig.«
    Nailer hätte noch gerne mehr über das Wesen von Knots Loyalität herausgefunden, aber er wollte ihn nicht verärgern. Das letzte Mal hatte es sich angefühlt, als würde er einen Tiger reizen. Da gab es Empfindlichkeiten, von denen er keine Ahnung hatte. » Für Pyce würdest du nicht arbeiten?«
    Knot knurrte leise. » Er ist nichts. Er hat sich gegen uns gewandt.«
    » Aber Kapitän Candless hat auch für ihn gearbeitet. Bis vor ein paar Tagen …«
    Knot stand unvermittelt auf. » Solange Miss Nita am Leben ist, werden wir Pyce nicht dienen. Wir dachten, sie wäre tot. Jetzt wissen wir es besser. Alles andere spielt keine Rolle! Wir werden ihr

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