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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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geben, was bestimmte Verstecke anging. Sein Bruder war ja Schatzsucher. Es würde sich zeigen, ob er aus dem gleichen Holz geschnitzt war.
    Sie sägte verbissen weiter und dachte dabei an ihre Tante, die beim Malen das Licht des Nordens suchte.

[home]
    20
    S am konnte Danas Anwesenheit in der Stadt spüren, frisch und klar wie der Wind, der vom Atlantik herüberwehte und den, unter Hitze und Smog begrabenen Straßen New Yorks Abkühlung brachte. Zuerst erledigte er den geschäftlichen Teil.
Uptown,
an der Columbia University, weit nördlich vom Central Park, traf er sich zu einer Besprechung mit einem Kollegen, der auf die Psychologie der Delphine spezialisiert war. Anschließend nahm er die Linie Neun bis zur 96th Street, stieg in die Express-Linie Drei um und fuhr noch zwei Stationen bis zum Times Square.
    Er begab sich unverzüglich in die Höhle des Löwen, die Zentrale der Sun Corporation und Muttergesellschaft des Sun Center Komplexes in Cincinnati, Ohio. An den Abenden ohne Dana hatte er im Internet nach Hinweisen gesucht, die Aufschluss über die Begleitumstände von Lilys Tod geben könnten. Beim Surfen hatte er, man stelle sich das vor, die Websites von Alterswohnsitzen angeklickt. Dort hatte er auch das Sun Center und die Adresse der Zentrale an der Ecke Broadway und 46th Street gefunden.
    Am Times Square herrschte großes Gedränge. Jugendliche standen dicht an dicht auf der Verkehrsinsel in der Mitte der Straße, den Blick nach oben auf die Studios von MTV , einem beliebten Popmusik-Sender gerichtet. Einige waren bereits im College-Alter, aber die meisten erheblich jünger. Sam musterte die Mädchen in ihren hautengen kurzen Kleidern, die Badeanzügen glichen. Manche waren nicht älter als Quinn. Abrupt blieb er stehen, als er sich einer seiner Studentinnen aus dem Plankton-Laborkurs – Biologie 101 – gegenübersah.
    »Juliana!«, sagte er überrascht.
    »Professor Trevor! Ich hatte keine Ahnung, dass Sie ein Fan von Pink Frog sind.«
    »Pink was?«
    »Die Popgruppe! Wahrscheinlich verstehen Sie nicht, wie sich Yale-Studenten so seichte Musik anhören können, aber was soll’s? Wir haben ja noch Sommerferien. Ich dachte, Sie wollten zu Feldstudien nach Bimini, zu Ihren Delphinen.« Sie trat näher. Sie war sehr attraktiv in ihrem Nylon-Kleidchen, das an beinahe unsichtbaren Trägern hing und mehr preisgab als verhüllte, und sie duftete nach Blumen.
    »Ich habe meine Pläne geändert.«
    »Und beschlossen, die Stadt unsicher zu machen.«
    »Ich bin verabredet.«
    »Sind Sie sicher?« Sie kicherte, als sie stolperte und sich auf seinen Arm stützen musste. »Weil ich Pink Frog nicht unbedingt hören muss. Die Langeweile hat mich hergetrieben. Ich wohne in der Upper West Side. Ich dachte, wenn ich hier für den Film entdeckt würde – vielleicht drehen sie ja ›Urban Blanket Bingo‹, nachdem
Beach Blanket Bingo
ein Kassenknüller war
–,
kann ich mir meine Dissertation sparen, aber, ähm … hätten Sie nicht Lust, eine Tasse Kaffee mit mir zu trinken? Ich lade Sie ein.«
    »Tut mir Leid, ich muss los, aber trotzdem danke«, sagte Sam. Er roch ihr Parfüm und sah auf ihr Dekolletee hinunter, auf die Spalte zwischen den Brüsten, die vom Schweiß feuchte Haut. Sie war Studentin im vorletzten Jahr vor der Graduierung, neunzehn oder zwanzig Jahre alt, stand ihm altersmäßig näher als Dana, aber sie interessierte ihn keinen Deut mehr als Terry oder irgendeine andere. Mochte Dana denken, was sie wollte, für ihn gab es nur eine Frau. Er lächelte und winkte ihr zum Abschied zu.
    »Sogar Yalies sollten mal über die Stränge schlagen«, rief sie ihm nach. »Sie verpassen eine einmalige Chance!«
    »Bestimmt nicht«, murmelte Sam und ging in nördliche Richtung weiter, wo sich die Niederlassung der Sun Corporation befand. Um die Zeit stand die Sonne bereits hoch am Himmel und brannte gnadenlos. Er eilte durch die Straßenschluchten zwischen den hohen Glastürmen von Midtown Manhattan und dachte an sein Vorhaben, mit dem er Dana zu helfen hoffte.
    In einer Partnerschaft sollte einer für den anderen da sein, fand er. In seinem Elternhaus hatte er diesbezüglich keine guten Vorbilder gehabt, doch in den letzten beiden Jahren waren Joe und Caroline für ihn ein Vorbild geworden, dem er nachstrebte. Sie führten genau die Ehe, die er sich auch wünschte. Sie respektierten die Eigenheiten des anderen und arbeiteten hart daran, ein Team zu sein.
    Caroline unterstützte Joe dabei, sich einen Weg durch das

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