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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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die Liebe.«
    »Dana redet nicht über ihr Privatleben.« Vickie beugte sich vor, um ihn in seine Schranken zu verweisen; sie waren befreundet, und eigentlich hätte er wissen müssen, was absolut tabu war.
    »Die Kunstwelt hat mit großem Interesse beobachtet, wie Sie Jonathan Hull unter ihre Fittiche genommen haben«, fuhr er fort, als hätte Vickie nicht ein Wort gesagt. »Obwohl ich persönlich der Meinung bin, der Mann ist weit unter Ihrem Niveau. Ein Opportunist.«
    »So habe ich das nicht gesehen.« Sie betrachtete die Olivenölflasche. Goldfarben wie das Sonnenlicht, mit Rosmarin- und Thymianzweigen aromatisiert, war der Geruch der Inbegriff Frankreichs, aber Dana fühlte sich plötzlich von ihm abgestoßen.
    »Er war kein Opportunist«, pflichtete Vickie ihr bei. »Er ist unglaublich begabt. Dana erkannte das als Erste, aber der Rest zieht allmählich nach.«
    »Vickie, du bist ein Schatz«, lachte Sterling, »aber du scheinst zu vergessen: Ich führe ein Interview mit Dana, nicht mit dir. Dana, wie wär’s, wenn wir das Gespräch heute Abend unter vier Augen fortsetzen, bei einem gemeinsamen Essen? Ich verspreche Ihnen, mit einem Mann meines Alters auszugehen ist viel amüsanter. Was die Musik betrifft, richte ich mich ganz nach Ihnen – und abgesehen davon haben wir den gleichen Bezugsrahmen.«
    »Vielen Dank, aber ich kann nicht. Ich bin mit einem Freund verabredet«, erwiderte Dana, bemüht, ihren Ärger zu unterdrücken.
    »Nicht Jonathan Hull?«
    Dana schüttelte den Kopf, ihre Schultern verkrampften sich.
    »Persönlich bin ich froh darüber. Obwohl meine Geschichte dadurch ein märchenhaftes Ende erhalten würde – das Paar, das wieder zueinander gefunden hat.«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Man sollte nie ›nie‹ sagen«, warf Vickie ein.
    »Nie im Leben.«
    »Danas Geschichte ist eher eine unendliche«, lachte Vickie. »Versuch also gar nicht erst, sie festzunageln – sie würde nur auf einen anderen Kontinent entschwinden. Und sich dort eine Zeit lang ein neues Zuhause schaffen.«
    Dana lachte. Das Bild von Jonathan und Monique war verblasst, hatte drei neuen Gesichtern Platz gemacht. Früher hatte der Gedanke an einen neuen Kontinent sie mit unbändiger Energie erfüllt: Sie träumte davon und entwickelte sogar den konkreten Plan, ihre Zelte abzubrechen und weiterzuziehen. Nach Australien beispielsweise, das sie noch nicht kannte. Oder in die Antarktis. Da wie dort gab es Meer.
    Doch bei Vickies und Sterlings Worten wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass sie nirgendwo hinwollte. Sie war glücklich, einen Tag alleine in New York zu verbringen. Im Moment war Hubbard’s Point ihr Zuhause. Zuhause, das war für sie das graue, schindelgedeckte Cottage, Lilys überwucherter Garten, der lichtlose Schuppen, die Steinstufen, die zum Strand hinabführten. Quinn und Allie, und, zu ihrer Verwunderung, auch Sam.
    Sie konnte das Ende des Mittagessens kaum mehr erwarten. Sie wollte in ihr Hotel, um zu duschen, ein Nickerchen zu machen und sich für den Abend umzuziehen. Nach dem Kaffee, als Sterling sie zum dritten Mal bat, mit ihm zu Abend zu essen, und sich erneut eine Abfuhr holte, nötigte Vickie Dana das Versprechen ab, am nächsten Tag noch einmal in der Galerie vorbeizuschauen.
    »Wegen deines Schecks. Und ein paar anderer Dinge, die wir besprechen müssen. Du hast doch hoffentlich nicht vergessen, was Geld bedeutet, oder?«
    Dana schüttelte den Kopf; schaudernd dachte sie an das Geld in der Angelkiste, während sie drei Mal Vickies Wange küsste. Sie versprach, vor der Abreise vorbeizukommen, dann nahm sie ihre Handtasche und ging in Richtung Uptown.
     
    Das Fenster war ein Schmuckstück. Unglaublich. Es war ihr gelungen, fünfundzwanzig Zentimeter nach unten, quer, nach oben und wieder quer auszusägen. Ihr Vater wäre stolz auf sie gewesen. Quinn hatte den ganzen Tag dafür gebraucht, und der Muskel im rechten Arm hatte nun den Umfang einer Grapefruit, aber niemand konnte ihr mangelndes Durchhaltevermögen vorwerfen.
    Jetzt hatte Tante Dana ihr Licht von Norden.
    Wenn es möglich gewesen wäre, eine Schleife um das Geschenk zu wickeln, hätte sie es getan. Das Fenster war einigermaßen rechteckig. Kein perfektes Rechteck allerdings, sondern eher wie ein Paralleltrapez mit Schlagseite. Das schräge Fenster von Hubbard’s Point.
    Als sie sich anschickte, die alten Bretter vom Sägemehl zu säubern und sich auf den Weg zu ihrem Felsen zu begeben, hörte sie draußen Stimmen. Es waren Grandma und

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