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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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die vorne saßen, und versuchte zu lächeln, aber sie war zu nervös. »Ich zahle es dir zurück. Ehrenwort.«
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.«
    »Du bist kreditwürdig.« Sam grinste.
    »Wir müssen noch viele Hotdogs verkaufen«, stöhnte Allie. Quinn stieg aus.
    Sie ging den kurzen Fußweg entlang. Das Laub der Bäume färbte sich gelb. Ein Lattenzaun umgrenzte das weiße Gebäude, und die pinkfarbenen Rosen standen noch in voller Blüte. Seltsam, dass an einer Autoreparaturwerkstatt Rosen wuchsen. Das Haus und der Zaun sahen frisch gestrichen aus, und in der Auffahrt parkte ein neuer Jeep. Quinn verspürte ein Kribbeln im Bauch, aber sie klopfte tapfer an die Wohnungstür.
    Ein alter Mann öffnete.
    »Ja bitte?«
    »Ich möchte zu Jack Conway«, sagte sie so geschäftsmäßig wie möglich.
    »Da bist du richtig. Komm rein.«
    Als Quinn eingetreten war, sah sie das Gehgestell. Sie blickte sich um. Der Raum war hell, die Sonne schien durch die rechteckigen Fenster. Auf sämtlichen Möbeln lagen Häkeldeckchen. Gerahmte Fotos von dem alten Mann und einer alten Frau hingen an den Wänden. Quinn sah ihn an und reichte ihm die Angelkiste.
    »Ich glaube, die gehört Ihnen.«
    Verdutzt öffnete er sie. Die Scheine waren nicht mehr die Alten. Die lagen auf dem Grund des Atlantischen Ozeans. Tante Dana hatte ihr fünftausend Dollar geliehen, und gemeinsam waren sie zur Bank gegangen, um den Scheck einzulösen. Auf dem Weg dorthin hatten sie im Baysite Bait Halt gemacht, wo sie eine neue Angelkiste kauften, die der alten möglichst ähnlich sah.
    »Was soll das?«, sagte er.
    »Das Geld, das Sie meinem Vater gegeben haben. Ich bin Aquinnah Jane Grayson.«
    »Aha.« Die wässrigen blauen Augen des alten Mannes trübten sich. »Mark. Ich habe gehört, was mit ihm und deiner Mutter passiert ist. Es tut mir Leid.«
    »Sie haben ihm – Geld gegeben.« Quinn konnte sich gerade noch bremsen, bevor ihr das Wort ›Schmiergeld‹ herausrutschte.
    »Ja.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen. Meine Schwester und ich möchten, dass Sie es zurücknehmen.« Sie sah sich in dem kleinen, bescheidenen Raum um. Offensichtlich konnte er das Geld gut gebrauchen. Es wäre jedermann gelegen gekommen – fünftausend Dollar waren schließlich kein Pappenstiel –, aber vor allem Mr. Conway. Auf einem Tisch am anderen Ende des Raumes standen mehrere Arzneiflaschen; durch die geöffnete Tür, die ins Nachbarzimmer führte, sah sie jemanden im Bett liegen, mit einer Decke zugedeckt. Sie bemühte sich, nicht hinzustarren.
    »Dein Vater hat uns aus der Patsche geholfen.«
    »Uns?«
    »Mir und Emma, meiner Frau.«
    »Wie denn?«
    »Er hat mir Arbeit besorgt. Es ist nicht leicht, sein täglich Brot zu verdienen, wenn man so alt ist wie ich. Ich bin Zimmermann von Beruf. Ich habe mein Handwerk von der Pike auf gelernt, bei meinem Vater, und uns damit mehr schlecht als recht über die Runden gebracht. Wir stammen beide von der Insel, musst du wissen. Die Tankstelle gehörte Emmas Familie, und ich übernahm sie, als wir heirateten. Vor zehn Jahren gab es Probleme mit den Pumpen, ein Leck in der Zuleitung; der Treibstoff ist im Boden versickert, und wir konnten uns die Sanierung nicht leisten. Mussten schließen.«
    »Oh.«
    »Ich musste mich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten, aber die sind dünn gesät. Viele junge Burschen kommen mit dem Boot herüber und schnappen uns die besten Jobs vor der Nase weg. Ich kannte deinen Dad schon lange – er hat in den Sommerferien bei mir als Tankwart gearbeitet. Und später habe ich ihn als Hilfskraft auf Baustellen mitgenommen, zum Nägel einhämmern.«
    »Wirklich?« Quinn versuchte, sich ihren Vater an den Zapfsäulen oder auf dem Bau vorzustellen.
    »Ja. Er war ein guter Junge. Als wir hörten, dass er die Ferienhäuser gleich um die Ecke baut, hatte Emma die Idee, ihn aufzusuchen. Sie leidet an Diabetes; kann kaum noch gehen, weil ihre Beine so schlecht durchblutet sind. Wir brauchen das Geld für ihre medizinische Versorgung und alles andere. Sie meinte, ich solle Mark einen Teil unserer Ersparnisse geben, damit er meinen Namen ganz oben auf die Liste der Zimmerleute setzt, als Zeichen des guten Willens. Sie meinte, dann könne nichts schief gehen.«
    »Da ist das Geld.« Quinn schob die Kiste näher. »Er hätte es nie angerührt.«
    »Ich wollte kein Risiko eingehen. Mark ist ein anständiger Kerl, aber auch Geschäftsmann. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, den Auftrag, die Fundamente

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