Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
entsprungen. Wie machst du das, ich meine, sie in eine Szene zu schmuggeln?«
    »Ich arbeite ihre Schwanzflossen in Riementang ein und verwandle die Schuppen in einen Fischschwarm. Niemand sonst erkennt, was wirklich dargestellt ist.«
    »Nicht einmal die beiden Mädchen?«
    Dana schüttelte den Kopf.
    »Vermutlich habe ich ein Auge dafür, weil ich einmal von ihnen gerettet wurde. Dieses Gefühl hatte ich zumindest, damals in Newport. Als ich mit blutendem Kopf wieder zu mir kam, von Lily und dir über Wasser gehalten.«
    »Das hätte Lily gefallen. Ich meine, dass du uns für Meerjungfrauen gehalten hast.« Dana lächelte, verschwieg ihm aber, dass sie ebenfalls Gefallen daran fand.
    »Hast du Bilder vom Long Island Sound gemalt?«
    »Bisher noch nicht.« Dana verspürte wieder das vertraute Engegefühl in der Brust. »Hier zu malen ist kompliziert. Mir fällt es zumindest nicht leicht.«
    »Nein?«
    »Ich lebe schon zu lange im Ausland. Das Reisen scheint meine Arbeit zu inspirieren, auch wenn ich nicht sagen könnte, warum. Dort, wo ich meine Zelte aufschlage, ist es immer wunderschön, aber nie vertraut. Lily hat immer gemeint, dieses innere Ungleichgewicht sei meiner Kreativität förderlich.«
    »Quinn hat im Moment auch das Gefühl, aus dem Tritt geraten zu sein.«
    Dana warf ihm einen raschen Blick zu, wartete darauf, dass er weitersprach. Plötzlich war ihr die Dunkelheit unerträglich, deshalb beugte sie sich vor und zündete die Kerzen auf dem Tisch an. Seine Augen glühten, seine Haut war tief gebräunt. Selbst bei Kerzenschein konnte sie seine starken, gut entwickelten Armmuskeln erkennen. Sie sahen aus, als hätte er genauso viel Zeit beim Training wie in seinem schwimmenden Labor verbracht. Die Oberarme drohten die kurzen Ärmel seines weißen Polo-Shirts zu sprengen, und sie stellte fest, dass sie ihn unglaublich attraktiv fand.
    »Wirklich?« Dana errötete und wandte den Blick ab.
    »Sie segelt nicht mehr.«
    »Das ist mir schon aufgefallen.«
    »Und sie möchte, dass du malst.«
    »Ich weiß. Das sagte sie bereits in aller Deutlichkeit, bevor du kamst.«
    »Und, wirst du wieder malen?«
    »Bald.« War das eine Lüge oder ein Versprechen? Ein Windstoß drang durch das offene Fenster, und die Kerze flackerte. Die Flamme wirkte genauso wankelmütig, wie sie sich fühlte. Es gefiel ihr, sich mit ihm zu unterhalten, seine Ansichten über ihre Nichte zu erfahren.
    »Es ist schon spät.« Er stellte die Kaffeetasse auf den Tisch. »Wann soll ich kommen?«
    »Kommen?«
    »Morgen früh. Oh, da fällt mir gerade ein, morgen kann ich nicht. Ich muss Daten von der Forschungsstation Bimini auswerten, aufbereiten und nach Lunenburg in Nova Scotia schicken. Freitag habe ich Besprechungen in Yale. Aber wie wäre es mit Samstag?«
    »Sam.« Dana überlegte krampfhaft, ob ihr etwas entgangen war. »Wovon redest du überhaupt?«
    Er stand auf, stellte seine Tasse und Danas übereinander auf das Tablett.
    »Von der Arbeit am Boot. Um es wieder startklar zu machen.«
    »Am Boot …«
    »Das Boot unten im Schuppen. Quinn hat mir davon erzählt. Sie setzt keinen Fuß darauf, sagt sie, aber du wirst segeln, Dana.«
    »Werde ich?«
    »Ja, wirst du.« Bei seinem Tonfall konnte sie nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern; der Schauder, der ihr dabei über den Rücken lief, hatte nichts mit dem Wind zu tun, der durch das offene Fenster drang.

[home]
    9
    I ch brauche Geld«, sagte Quinn beiläufig.
    »Wofür?«, fragte ihre Tante.
    »Dafür.« Dann holte sie tief Luft, weil sie geduldig sein musste, und da Tante Dana nicht auf dem Laufenden war, was Kinder und Finanzen betraf, fügte sie in nachsichtigem Tonfall hinzu: »Solche Fragen stellt man nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil das eine Sache des Vertrauens ist.«
    Tante Dana saß draußen auf der Steinterrasse, las ihre Post und wartete auf Grandma, die zum Tee kommen sollte. Der weiße Sonnenschirm war aufgespannt, und die Geranien und Petunien in ihren Pflanztrögen standen in voller Blüte. Tante Dana, mit großem Strohhut und dunkler Sonnenbrille, machte ein Gesicht, als ob Vertrauen das Allerletzte sei, was ihr beim Thema Quinn in den Sinn käme. Sie blickte ihre Nichte schweigend an und ließ den Brief in den Schoß sinken.
    »Du denkst jetzt bestimmt: ›Das ist mal wieder typisch, große Klappe und nichts dahinter. Und dir soll ich vertrauen?‹ Das wolltest du doch sagen, oder?«
    »Nein, ich wollte sagen ›wie viel Geld brauchst du?‹.«
    Quinn tat

Weitere Kostenlose Bücher