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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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rie­ chendes Rasierwasser; Euphorio, die Marke, die Luca am Anfang ihrer Beziehung genommen hatte.
      »Du gibst es dir aber heute«, sagte Ralf freundlich. Er schien mit seinem Blick die Kunden zu zählen, die vor ihr standen. Es waren zehn.
      »Ich möchte ins Guinness­Buch der Rekorde, hier wird gerade die längste Schlange der Welt gebildet.« Julia lächelte, sie freute sich wirklich, ihn wiederzuse­ hen, auch wenn ihr die Umstände banal erschienen.
      »Na, heute könntet ihr es schaffen.« Ralf schlug vor, im I­Dipfele in der Marktstraße noch einen Cappuc­ cino zu trinken.
      »Warum eigentlich nicht?«, antwortete Julia. »Luca besucht die DVD­Börse, danach will er ins Freibad, außerdem muss er noch seinen Artikel schreiben.« Sie wusste selbst nicht, warum sie Luca erwähnte. Hier hatte sie auf jeden Fall jemanden, mit dem sie zumin­dest in der nächsten Stunde nett plaudern konnte. Eine dritte Kasse wurde jetzt besetzt, und Julia mogelte sich reaktionsschnell nach vorne.

    Luca Santos passierte das Drehkreuz des Steinheimer Mineralfreibades Wellarium. Er hatte den Besuch der DVD­Börse abgeblasen und wollte im kühlen Nass einen klaren Kopf gewinnen. Nach 20 Bahnen fühlte er sich fit. In seinem Auto griff er nach seinem Block und zog den Laptop hervor. Obwohl es ziemlich heiß war, hatte er den Artikel über die Lesung von Erika Scharf schnell geschrie­ ben. Mit seinem Handy stellte er einen Internetanschluss her und übermittelte den Text. Es war spät geworden. In einer Stunde wollte er sich mit Siegfried Derwitzer in des­ sen Büro in der Marbacher Uhlandstraße treffen. Santos fuhr über die Schweißbrücke. In Erdmannhausen hängte er seine nassen Badeklamotten auf und kochte sich noch einen Kaffee, den er hastig hinunterstürzte.

    Siegfried Derwitzer öffnete die Tür seines Schweden­ hauses. Der Skandinavienliebhaber hatte sich als Rock­ musiker und Buchautor im Kreis Ludwigsburg einen Namen gemacht. In seinem kärglich eingerichteten Büro unterhielten sie sich über die Lesung. Im Gegen­ satz zu Luca Santos fand Derwitzer die Veranstaltung wenig beeindruckend. Aber darüber wollte der Jour­ nalist mit dem Literaten nicht streiten. Er zeigte ihm stattdessen das Display seiner Kamera.
      »Du, Siegfried, ich wollte dich noch um einen kleinen Gefallen bitten; du kennst doch in Marbach Gott und die Welt – weißt du, wer dieser Mann ist? Ich wollte ihn noch etwas fragen.«
      Derwitzer schnappte sich den Apparat. »Lass mal sehen.« Er setzte seine Lesebrille auf. »Der rechts ist der Mann von der Scharf, Dietmar heißt er, glaube ich. Er managt sie, schließt für sie Verträge mit den Verla­ gen ab. Neulich erschien ein großer Artikel im Litera­ turprisma. ›Der Mann aus dem Off‹ oder so.«
      Interessant, dachte Luca, zumal Dietmar Scharf durch den Mord nun für immer im Off verschwunden war. Er konnte nur schwer ein Grinsen unterdrücken, schämte sich aber dafür. »Und der Mann links?«
      Siegfried Derwitzer nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Das ist doch, also kaum zu glauben.« Er lachte laut auf. »Haha. Also das hätte ich jetzt nicht vermutet, haha. Köstlich.«
      »Was denn?« Luca hätte ihn am liebsten durchge­ schüttelt.
      »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Franz Schäu­ fele ist. Der arbeitet als Bibliotheksassistent im Litera­ turarchiv. Also, dass der sich an den Scharf ranmacht. Sieht aus, als ob er ein Autogramm haben möchte, haha. Irgendwie komisch, der blickt ganz konzent­ riert, siehschts?«
      Lucas Herz schlug schneller. Der Blick des Mannes wirkte tatsächlich konzentriert, aber auch eindring­ lich, wenn nicht sogar bösartig. Über die Gründe seiner Recherche wollte er den Gesprächspartner im Unkla­ ren lassen. Er musste weiterbohren. »Kennst du den näher?«
      »Nö. Ich sehe ihn nur manchmal, wenn ich in der Handschriftenabteilung etwas für meine Storys ausleihe. Du weißt schon, diese Nostalgie­Kurzgeschichten, die immer im ›Literatur­Magazin 68‹ erscheinen.«
      Natürlich kannte Luca diese Episoden, die er gele­ gentlich morgens bei einem seiner kärglichen franzö­ sischen Frühstücke bei einer Tasse Milchkaffee ver­ schlang. Dass Schäufele in der Bibliothek des Archivs arbeitete, irritierte Luca. Er hatte gedacht, dass der Unbekannte vielleicht ein dicker Fisch aus der Ver­ lagsszene wäre. Was konnte ein biederer Angestell­ ter, namens Schäufele, mit einem Mord zu tun

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