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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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haben? Wahrscheinlich hatte er wirklich nur ein Autogramm haben wollen. Andererseits war Dietmar Scharf nicht so berühmt, dass man hinter seiner Unterschrift her sein musste. Leider hatte Luca auch auf dem 17­Zoll­Bild­ schirm seines Laptops nicht genau erkennen können, was Schäufele dem Ermordeten ausgehändigt hatte. Es sah wie ein Umschlag aus. Darin konnte sich auch ein Schlüssel befinden. Das würde erklären, wie Diet­ mar Scharf nachts ins Literaturarchiv gekommen war. Aber was sollte er dort finden? Geld etwa? Eine Koffer­ übergabe ließe sich einfacher arrangieren. Womöglich standen Schäufele und Scharf schon länger miteinan­ der in Kontakt. In den Kellern des Archivs schlummer­ ten Millionenwerte. Das Original von Kafkas Prozess etwa. Waren die beiden Männer in einen spektakulären Kunstraub verwickelt? Immer mehr Fragen drängten sich dem jungen Journalisten auf. Er würde wohl doch besser zur Polizei gehen. Andererseits witterte er die Story seines Lebens. Die könnte ihm vielleicht die Tür zur journalistischen Karriere öffnen.
      Luca verabschiedete sich herzlich. Sie wollten gele­ gentlich mal wieder ein Bier miteinander trinken gehen. Als Santos von der Uhlandstraße zum Volksbank­Park­ platz am König­Wilhelm­Platz schlenderte, überlegte er, was er mit seinem Wissen anstellen sollte. Möglichkeit eins: zur Polizei gehen. Das wäre die sicherste Variante, es würde aber bestimmt noch Wochen dauern, bis etwas herauskäme. Und in einem Artikel langweilige Zitate von Pressesprechern zu veröffentlichen, darauf hatte Luca nun wirklich keine Lust. Möglichkeit zwei: das Foto an die Blitz­Zeitung verkaufen, die würde sich auf Schäufele stürzen, und es würde sich relativ schnell herausstellen, ob der unscheinbare Bücherwurm den Archivkeller zur Mördergrube gemacht hatte. Aller­ dings bekäme Santos dann Ärger mit Zorn, der ihn mit den Worten entlassen würde, er könne ja sein Praktikum bei der Zeitung mit den Nackedeis unter der Titelstory fortsetzen. Das beste Gefühl hatte Santos, als er an Mög­ lichkeit drei dachte: Er könnte selbst das Wochenende nutzen, um einiges über den Mord herauszufinden. Und darüber dann schreiben. Gefährlich, ja, aber verglichen mit Reportagen aus Kriegsgebieten noch harmlos. Er wollte jedenfalls keine ruhige Kugel schieben.

    Sicher war sich Julia, was ihr Urteil über Ralf anging. Einfach süß, dachte sie, als er ihr beim Cappuccino im I­Dipfele einen kleinen Eisschirm aus Silber schenkte. Den habe er sich für besondere Gelegenheiten aufge­ hoben, sagte er lächelnd. Und weil sie so von Bologna schwärme, solle sie einen kleinen Talisman aus seiner Lieblingsstadt bei sich tragen. Es war nicht so, dass Julia einfach so Geschenke von anderen Männern annahm. Sie wusste um die Bedeutung solcher Gaben und wollte erst ablehnen. Dann dachte sie daran, dass Luca sich in letzter Zeit kaum um sie gekümmert hatte und dass ein bisschen Konkurrenz das Geschäft durchaus beleben könnte.
      »Sag mal, wirfst du immer so mit Geschenken um dich?«
      »Nein, aber du bist es mir wert«, sagte Ralf und blickte ihr tief in die Augen.
      Sie errötete und nahm den letzten Schluck aus ihrer Tasse, dann schaute sie demonstrativ auf ihre Armband­ uhr. »Oh, mein Gott, ich muss dringend los, meine Park­ zeit läuft ab.«
      Sie hatte erst neulich im Parkhaus eine Geldstrafe aufgebrummt bekommen. Das sollte sich nicht wieder­ holen. Schon gar nicht an einem Samstag, an dem die Marbacher Vollzugsbeamten offenbar besonders gerne unterwegs waren. Aber eigentlich wollte sie nur schnell weg. Sie mochte zwar Flirts, doch sie hasste es, von Ver­ ehrern in die Enge gedrängt zu werden. Sie schätzte an Luca, dass er sie von Anfang an in Ruhe gelassen hatte. Dieser Ralf ging gleich zur Sache, und das Blöde war, dass ihr seine romantische Art auch noch gefiel.
      »Hast du heute Abend schon etwas vor?«, fragte er sie.
      Julia hatte nichts vor. Wie ferngesteuert schüttelte sie den Kopf.
      »Unsere Band tritt in Höpfigheim in der Kelter auf. Wenn du Lust hast, schau rein, es würde mich sehr freuen.« Ralf lächelte sie ein wenig verlegen an. Er war angespannt wie einer, der beim Roulette alles auf Rot gesetzt hat, das merkte auch Julia.
      »Mal sehen, ich weiß noch nicht«, antwortete sie. Wenn Luca wieder keine Zeit hatte, würde sie Carolin fragen, ihre beste Freundin. Auf jeden Fall wollte sie Ralf spielen sehen.
      »Was kann ich

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