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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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Frau Förster, Sie haben hier eine verdammt wichtige Aufgabe. Und wir müssen mit unseren Kräf­ ten haushalten.« Er versuchte, freundlich zu bleiben, spürte aber am energischen Tonfall seiner Stimme, dass das gründlich misslang. Melanie Förster rutschte unru­ hig auf ihrem Sitz herum.
      »Ach ja, am Schreibtisch sitzen und den Papierkram erledigen, zwischendurch mal mit Ihnen ein Tässchen Kaffee trinken. Ich habe doch nicht mit einem Einser­ Examen abgeschlossen, um Ihre Sekretärin zu spielen.« Ihr Gesicht war tomatenrot angelaufen. »Sie meinen, weil Sie ein paar Jahre länger im Geschäft sind, können Sie sich aufführen wie«, sie atmete schwer und suchte mit Tränen in den Augen nach dem passenden Ver­ gleich, »wie Derrick. Als Nächstes kommt dann wohl: Hohl schon mal den Wagen, Melanie.«
      Langsam wurde Peter Struve sauer. Er hatte es nur gut gemeint, aber immer noch dachte die Kleine, er wäre ein Pascha. Was konnte er dafür, dass er viel früher als sie auf diese Welt voller Missverständnisse gekommen war? Er musste ein Zeichen setzen. »So klappt es nicht mit uns beiden, Frau Förster, wo haben Sie geparkt?«
      Er öffnete die Tür auf Höhe der Haffnerhalle, bat sie auszusteigen und fuhr ohne sie weiter. Vor dem Hotel auf der Schillerhöhe traf er die beiden Zivilbeamten. Sie berichteten, Dollinger habe das Hotel vor fünf Minuten verlassen. Struve bedankte sich. Es würde aufschluss­ reich sein, von Erika Scharf zu hören, was Dollinger von ihr gewollt hatte.

    Peter Struve klopfte an der Tür zu Erika Scharfs Hotel­ zimmer. Er wartete auf eine Antwort, aber nichts regte sich.
      »Frau Scharf? Hier ist Struve von der Kripo. Wenn Sie da sind, öffnen Sie bitte.«
      Aus dem Zimmer drang ein zaghaftes »Herein doch, die Tür ist offen.«
      Im Hotelzimmer erwartete den Kommissar Unord­ nung. Die Dichterin stand mit einem Glas Whisky am Fenster und blickte in die Ferne des Neckartals. Hand­ schriftlich abgefasste Manuskripte übersäten den einzi­ gen Tisch. Die hohen Papierberge mit literarischen Skiz­ zen ließen offenbar nicht viel Platz für andere Dinge. Es schien, als ob die Schriftstellerin Sachen ordnete, aber mit dem anwachsenden Chaos nicht zurechtkam. Auf dem Bett lagen mehrere Abendkleider. Zwei Flaschen Scotch, eine voll, die andere leer, allenfalls halbherzig zwischen Nachttisch und Bett versteckt, und ein vol­ ler Aschenbecher komplettierten das Bild in dem Zim­ mer, in dem es muffig roch.
      So sieht es also aus, wenns einen umhaut, dachte Struve.
      »Kommen wir zur Sache, Frau Scharf«, bestimmte er, nachdem sie ihm einen Platz angeboten und er sich gesetzt hatte. »Uns beschäftigt die Nachlassfrage: Gibt es irgendwelche Personen, die an Ihren Originalmanu­ skripten interessiert sind?«
      Die angetrunkene Erika Scharf faltete die Hände und legte sie auf den Tisch, um sich besser konzentrieren zu können.
      »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie mich irgend­ wann danach fragen werden, wenn auch nicht so bald«, antwortete sie und zog ein Taschentuch hervor, mit dem sie das verlaufene Augen­Make­up abwischte.
      Der Anblick rührte Peter Struve. Er hatte sie mit einem möglichen Tatmotiv konfrontiert, sie hatte viel­ leicht tröstliche Worte erwartet. Aber er war Kriminal­ beamter, kein Seelsorger. Er schwieg und wartete auf ihre weiteren Erklärungen.
      »Glauben Sie mir, ich habe bereits vieles darüber in den Zeitungen gelesen, aber es sind alles Spekulatio­ nen. Ich habe die Nachlassfrage weit von mir gescho­ ben. Mir geht es gesundheitlich gut, und ich möchte einfach noch lange leben und viel schreiben.«
      Struve versuchte, ein freundliches Gesicht aufzu­ setzen, aber es ärgerte ihn, dass sie offenbar nicht mit offenen Karten spielte. Er hatte über sie einige Zei­ tungsberichte gelesen. Die Autoren verglichen den gesundheitlichen Zustand von Erika Scharf mit der einer tickenden Zeitbombe. Er würde das überprü­ fen lassen.
      »Natürlich, ihre literarische Arbeit geht vor, wozu sich unnötig belasten«, schob Struve Verständnis vor. »Kann es aber nicht doch sein, dass Ihr Mann für Sie Verhandlungen geführt hat?«
      »Dietmar? Oh ja. Er hat mir immer den Rücken frei­ gehalten. Er hat mir in den letzten Monaten auch ange­ boten, auf die Frage des Nachlasses eine Antwort zu suchen. Dietmar hat aber stets betont, dass es nicht eilt.« Sie nahm wieder ihr Taschentuch, um sich die Tränen aus den

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