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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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die prächtige Aussicht, bevor er in die Abgeschiedenheit des Waldes eintauchte und zum Auto zurückwanderte. Er war wieder zu sich selbst gekommen und freute sich auf den Abend. Zu Hause würde er die Jazzmusik von Charlie Parker anhören, den er nach all den Jahren immer noch verehrte. Viel­ leicht würden sie ja bis dahin den Fall gelöst haben.

    Auch Melanie Förster verbrachte den Nachmittag im Wald, sie spazierte durch den Forst in der Nähe von Winzerhausen und sammelte Brombeeren. Sie war gespannt, was die Nachforschungen ihrer Kolle­ gin Dagmar Weller erbringen würde. Franz Schäufele war, so hatte eine Blitzanfrage beim Bundeskriminal­ amt ergeben, in den vergangenen 20 Jahren nicht auf­ gefallen. Aber es gab überraschende Ergebnisse, was seine Zeit in der DDR betraf. Die Akten würden aller­ dings erst heute Abend eintreffen, sie würde sie an sich nehmen und bis morgen durcharbeiten. Die Ber­ liner Kollegen hatten angedeutet, sie verfolgten zurzeit eine heiße Spur. Um ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten, wollte die junge Kommissarin einen Brombeerkuchen für die Winzerhäuser Land­WG backen. Das Abend­ essen sollte besonders lecker schmecken, zumal ihre Freundin Katja an diesem Tag ihren Geburtstag fei­ erte.

    In der Redaktion schwitzte Luca Santos, obwohl der Ventilator die Luft an diesem Tag zumindest annehm­ bar machte. Er kam sonst gut voran, fühlte sich aber diesmal nach all den Erlebnissen sonderbar blockiert. Er fand einfach keinen Anfang und überlegte ständig, ob er alle Details des Falles preisgeben sollte. ›Schreiben Sie so viel sie wollen, es muss aber stimmen‹, hatte ihm der Redaktionsleiter Gustav Zorn eingeimpft. Da saß er nun, Lisa Blume brachte den dritten Kaffee, und er kam und kam nicht vorwärts. Schließlich ging er in die Mar­ bacher Innenstadt, besuchte den Juwelier und kaufte für Julia einen Silberring. Er spürte, dass es ihm nun besser ging und er wollte ihn ihr heute Abend, wenn der Tag gelaufen war, bei einer Pizza und einem Glas Wein in der Trattoria Toscana beim Rathaus feierlich überreichen. Wieder in der Redaktion angekommen, merkte er, wie sich seine Schreibblockade löste und seine Gedanken flossen. Bald stand der Aufmacher, für den ihm Zorn mit einer Dreiviertelseite ungewöhnlich viel Platz eingeräumt hatte. Draußen schien die Sonne und so konnte er noch einen kleinen Spaziergang über den Galgen, einen besonders schönen Aussichtspunkt zwischen Marbach und Steinheim, unternehmen.

    Den Montag hatte sich Gianna Signorini frei genom­ men. Sie tourte durch einige Stuttgarter Trend­Bou­ tiquen und kleidete sich neu ein. In ihrem roten Sport­ wagen hörte sie auf dem Rückweg ›Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben‹ von Jürgen Marcus. Sie hatte gestern Abend den ehemaligen Star­Fußballer Tommy Tuchlederer vom VfB Stuttgart kennengelernt, der jetzt als Talentspäher für seinen alten Klub arbeitete. Beim FC Marbach waren seine Netze allerdings leer geblie­ ben. Umso erfolgreicher sollte sich für ihn dagegen der Abend bei Gianna an der Bar gestalten. Einzig der schmale Laserstrahl eines Infrarotgerätes im Schlafzim­ mer der Wirtin irritierte ihn. Trotzdem fackelte er nicht lange. Er ließ keine Gelegenheit aus, um zum Schuss zu kommen – die erotische Nymphomanin garantierte den Torerfolg.

    Zufrieden las an diesem Morgen der Bürgermeister Norbert Rieker den Marbacher Kurier. Hatte er noch am Abend zuvor befürchtet, Zorn könnte ihn mit einem sensationslüsternen Bericht demontieren, las er nun, er habe sich durch seinen versöhnlichen Handschlag mit Steinhorst als extrem konfliktfähig gezeigt. ›Bei einem solchen Stadtoberhaupt braucht Marbach nicht bange zu werden‹, wagte Zorn zu kommentieren, was selbst Rieker die Schamesröte ins Gesicht trieb – aber, so bemerkte er im Beisein seiner Sekretärin: »Immer noch besser, als bodenlos verrissen zu werden.« Er wunderte sich allerdings, dass sich in der Ausgabe des Kuriers nur ein kleiner Dreispalter über den Doppelmord auf der Schillerhöhe fand. Ein ausführlicher Bericht war offenbar dem Redaktionsschluss zum Opfer gefallen. Dabei hätte er gerne gewusst, wie die Jagd nach dem Hauptverdächtigen ausgegangen war. Rieker telefo­ nierte gleich mit dem Revierleiter Merkle und erfuhr auf diesem Weg das Nötigste.

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    Zufrieden betrachtete Luca Santos seinen Artikel, der an diesem Dienstagmorgen im Schaukasten des Verlags­ gebäudes aushing. Er hatte sich ins Zeug

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