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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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Grün­ den nicht verraten, glauben Sie mir.«
      »Das heißt, wir haben heute nur die halbe Wahr­ heit im Blatt.«
      »Na ja, sagen wir mal so«, meinte Struve, »Sie haben schon mehr herausgefunden, als wenn Sie ohne uns wei­ tergewurschtelt hätten – dann würde es heute wahr­ scheinlich keinen Artikel geben.«
      »Na schön, Herr Kommissar, das ist das Totschlag­ argument; aber vielleicht sollten wir so weitermachen, wie wir begonnen haben: Wir teilen unsere Informa­ tionen ehrlich. Sie haben mein Ehrenwort, dass ich ver­ traulich damit umgehe. Ich mache dafür meine Story vor allen anderen.«
      Die beiden Polizisten schauten sich an, offenbar überlegten sie, ob sie Santos einweihen sollten. »Geben Sie uns noch etwas Zeit, wenn wir entscheidend weiter­ gekommen sind, sagen wir Ihnen sofort Bescheid.«
      Peter Struves Versprechen wirkte auf Santos wie ein Hinhaltemanöver. »Wann wird das sein?«
      »Möglicherweise noch heute.«
      Ein Handy meldete sich. »Ja? Ach ja? Gut, gut, ver­ stehe. Wir fahren sofort hin.« Peter Struve winkte den Kellner herbei, bezahlte und zog die Jacke über. »Sie müssen uns entschuldigen. Frau Förster und ich haben einen dringenden Termin.«
      Sie verließen eilig das Café und gingen zum Wagen, den sie unterhalb des Cottaplatzes am Fuße der Stadt­ mauer geparkt hatten.
      Auf dem Weg zum Parkplatz musste Melanie Förs­ ter lachen: »Also, in Sachen Pressearbeit macht Ihnen jedenfalls niemand was vor. Gut geblockt, Herr Kol­ lege.«
      Struve wusste, dass sie es ironisch gemeint hatte, aber er hatte keine Wahl. »Also bei einem derart regen Pres­ severtreter muss man eher defensiv operieren, dafür haben Sie doch bestimmt Verständnis.«
      »Ihre überkorrekte Art treibt mich noch mal zum Wahnsinn. Wo fahren wir jetzt eigentlich hin?«
      »Liebste Kollegin, wir haben den Fall noch nicht abgeschlossen. Wir müssen vor allem unserem Freund Dollinger einen Besuch abstatten. Er hat sich ja am Sonntagabend so heroisch geschlagen, dass wir ihm noch persönlich gratulieren müssen.«
      Wenig später klingelten sie in der Haffnerstraße, Dollinger öffnete ihnen, er hatte die Lesebrille aufge­ setzt und schien in eine Lektüre vertieft zu sein.
      »Entschuldigen Sie, wir müssen Ihnen noch zwei, drei Fragen zu den beiden Mordfällen stellen«, sagte Struve.
      »Aber gerne.«
      Dollinger wirkte müde. Wahrscheinlich hatte ihm die Aufregung zugesetzt. Aber darauf konnte Struve jetzt keine Rücksicht nehmen. »Haben Sie sich gut erholt? Gestern, bei der Vernehmung, ging es ja doch ziem­ lich schnell, wahrscheinlich haben Sie sich ein bisschen ausgeruht und können unsere Fragen jetzt noch bes­ ser beantworten.«
      »Danke für Ihr Interesse«, antwortete der Direk­tor lächelnd, dem die Anspielung auf einen etwaigen Müßiggang jedoch gehörig missfiel. Schließlich war er mit der Geschäftsführung des Archivs voll ausgelastet. »Aber kommen wir doch zur Sache. Womit kann ich Ihnen jetzt noch behilflich sein?«
      »Ach, wissen Sie, Herr Dollinger, ich habe mich ein bisschen in den Tell eingelesen, und ich habe doch sehr gestaunt, wie befreiend es auf den Leser wirkt, wenn dieser Tyrann Geßler von Tell endlich zur Stre­ cke gebracht wird.«
      Der Direktor blickte seinen Gast mit einer Mischung aus Zustimmung und Unverständnis an. Melanie För­ ster nippte unruhig an dem Glas mit Mineralwasser, das ihr der Hausherr inzwischen eingeschenkt hatte. Dol­ linger hob den Kopf: »Ja schön, aber Sie sind sicherlich nicht gekommen, um mir das zu sagen.«
      »Ha, richtig, haha.« Peter Struve lachte über seine eigene Unbeholfenheit. »Nein, natürlich, spielt Wil­ helm Tell nur eine ganz untergeordnete Rolle in diesem Mordfall. Aber schön, ich wollte mit Ihnen über Franz Schäufele reden: Er hat nämlich ein Testament hinter­ legt, das uns von seinem Notar heute Morgen zugäng­ lich gemacht worden ist. Offenbar hatte der Notar nämlich den Zeitungsartikel unseres jungen Freundes aus Marbach – wie heißt er noch, ach ja, Santos –, den hat er also gelesen und gleich reagiert. Tja, und jetzt sind wir hier.«
      Sven Dollingers Gesichtszüge versteinerten sich. »Ach schön, dann kann ja alles seinen geregelten Gang nehmen.«
      »Geregelt vor allem deshalb, weil Herr Schäufele uns auch von seiner Vergangenheit viel mitgeteilt hat«, informierte Peter Struve mit gespielter Neutralität. Er legte eine Pause

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