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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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Struve, als er am nächsten Morgen ins Büro von Melanie Förs­ ter trat, »aber mir fehlt noch ein Mosaikstein.« Er nahm sich einen Kaffee. »Irgendeinen Grund wird er schon gehabt haben, die Scharf umzubringen – die Frage ist nur, welchen.«
      »Der Nachlass wäre das Motiv«, äußerte Melanie Förster. »Aber Dollinger ist kein pathologischer Sam­melnarr.« Sie reichte ihm die Milch aus dem kleinen Kühlschrank neben ihrem Schreibtisch.
      »Richtig, er sammelt gerne, aber das ist Teil seiner bürgerlichen Existenz. Richten wir den Blick auf den ehemaligen Stasi­Spitzel: Wie peinlich für ihn, wenn das rauskäme.« Struve rührte den Kaffee um. »Autsch, ist der heiß heute«, rief er, als er die Tasse ungeschickt anfasste und Flüssigkeit überschwappte.
      Melanie Förster reichte ihm ein Papiertaschentuch. »Na, dass er ein Spion war, haben wir ja heute schon im überregionalen Teil des Marbacher Kurier nach­ lesen dürfen. Mal ehrlich: Haben Sie dem Santos den Tipp gegeben?«
      Struve grinste achselzuckend zurück, während er sich die Hände abwischte. »Warum sollte man sich die Zeitungen nicht zunutze machen? Die Marbacher sol­ len schließlich erfahren, aus welchem Holz der Mann geschnitzt ist, der ihre wichtigste Einrichtung leitet.«
      »Ich fürchte für Dollinger, dass sich jetzt nicht nur die Marbacher und wir für seine Erpressbarkeit inte­ ressieren.«
      »Eigentlich kann der Mann einpacken. Ein langjäh­ riger Stasi­Spitzel ist in einer solchen Position nicht haltbar.«
      »Klar, sehe ich auch so«, sagte die Förster. »Bin gespannt, was wir noch alles in der Vergangenheit die­ ses Mannes finden.«
      Die Tür öffnete sich. Es war Karl Littmann. »Na, Kollegen, schon die Zeitung gelesen? Da stehen ja dolle Dinge drin.« Er knallte den Marbacher Kurier auf den Tisch. »Hab vorhin mit dem Big Boss telefoniert. Er ist höchst unamused über diesen Alleingang. Wer zum Teufel hat hier wichtige Dienstgeheimnisse ausgeplau­ dert?«
      »Keine Ahnung«, sagte Struve. Auch Melanie Förs­ ter zuckte nur mit den Achseln.
      »Eigentlich kann es nur jemand von Ihnen gewesen sein«, sagte Littman. Er blickte seine Kollegen mit her­ abhängenden Mundwinkeln an. »Sie sollen beide zum Chef, aber sofort!«
      Struve runzelte die Stirn. Auch das noch. Normal­ erweise ließ ihn der Polizeipräsident selten antanzen, ein Rapport um diese Uhrzeit versprach ungemütlich zu werden.
      Wenig später saßen sie in Hans Kottsiepers Büro.
      »Na, sagen Sie mal, Struve, Sie hat wohl der Teu­ fel geritten. Erst lassen Sie diesen Journalisten an den Ermittlungen aktiv teilnehmen, dann füttern Sie ihn noch mit höchst vertraulichen Informationen. Sie sind doch nun schon lange genug im Geschäft, um die Spiel­ regeln zu kennen.«
      »Die da lauten: ›Decke einen Promi, solange es nur geht‹ oder: ›Wirklich wichtige Fakten immer schön unter der Kuscheldecke verstecken‹.« Struve lehnte sich zurück, während Melanie Förster betreten schwieg.
      »Nein, darum gehts nicht, Struve. Das wissen Sie doch. Ich habe den Eindruck, Sie tragen mit diesem Dollinger eine Art persönliche Fehde aus. Weil Sie ihm nicht den Mord an der Scharf nachweisen kön­ nen, demontieren Sie ihn.«
      Struve fehlten die Worte. Kottsieper war weit davon entfernt, ihm den Rücken zu stärken. »Dollinger war ein Stasi­Spitzel, er hatte Angst aufzufliegen, deshalb musste Erika Scharf sterben«, antwortete er schließlich.
      »Das glauben Sie, mein lieber Struve. Aber genauso gut kann dieser alte Stasi­Spion die Scharf in Ruhe gelassen haben, weil er so vernünftig war, es zuzuge­ ben. Mein Gott, es hat so viele ehemalige Stasi­Mit­ arbeiter gegeben, die aufgeflogen sind. Die sind auch nicht gleich Amok gelaufen.« Kottsieper stand auf und blickte stirnrunzelnd aus dem Fenster. »Wo sind die Beweise, Herr Kollege? Ich brauche mehr als nur ein paar Vermutungen.«
      Der Kommissar schwieg. Er merkte, wie ihm die Situation entglitt.
      »Na, Sie sagen ja gar nichts. Was ist los, Struve? Und Sie, Frau Förster, wie gehts Ihnen mit dem Herrn Struve? Nettes Gefühl, mit einem Elefanten im Porzel­ lanladen unterwegs zu sein, oder?«
      »Ich finde, er hat bisher keinen Fehler gemacht«, bemerkte Melanie Förster.
      »Oho, das Sandmännchen ist zugeschaltet – wachen Sie auf, mein Kindchen! Der Fall ist am Kippen, wie stehen wir denn jetzt da, wenn dieser Dollinger aus der U­Haft

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