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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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zweimal gehört hatte.
    Ich bekam keine Antwort. Ich wiederholte die Frage immer wieder, und plötzlich entstand ein Bild vor mir. Es war ein Gesicht. Langsam wurde es klarer, und ich erkannte den Indio, der mich anlächelte.
    „Die Seele mit dem Körper ins Gleichgewicht bringen.“
    Seine Lippen bewegten sich nicht, aber die Worte kamen eindeutig von ihm.
    „ Wie soll ich das machen?“
    „Heile ihn mit deinen Händen.“
    Mit meinen Händen? Mir war nicht bewusst, dass ich das konnte. Scheinbar las er meine Gedanken, und ich bekam eine Antwort, noch bevor ich zu Ende gedachte hatte.
    „Du hast die Kraft, tue es.“
    Ich war verblüfft und wollte ihn noch mehr fragen, zum Beispiel, was wir hier überhaupt zu suchen hatten und warum Jack krank geworden war, doch schlagartig war das Bild verschwunden, und ich fiel aus diesem Zustand heraus.
    Ich taumelte nach vorne und stützte mich mit den Händen auf den Boden. Anette rief erschrocken meinen Namen und hörte auf zu trommeln.
    „Es ist alles okay“, sagte ich. „Ich weiß jetzt, was ich tun soll, obwohl ich nicht weiß, ob es helfen wird.“
    Mein Verstand zweifelte an dieser Methode, doch es gab im Augenblick nichts, was ich nicht getan hätte, um Jack zu retten – plündern, stehlen, töten, was auch immer.
    Benommen taumelte ich zum Bett und setzte mich wie vorher neben ihn. Ich schaute einen Moment zweifelnd auf meine Hände und legte sie dann auf seinen Brustkorb, in Herzhöhe.
    Zunächst passierte gar nichts. Ich schloss die Augen und dachte an den Indio. Ich hatte ihn so deutlich gesehen, als hätte er leibhaftig vor mir gestanden.
    Plötzlich kribbelte es auf meiner Kopfhaut. Es fühlte sich an, als stünde jemand hinter mir und packte meine Schultern und den Hinterkopf dick in warme Watte ein. Das Kribbeln auf meinem Scheitel verstärkte sich und fühlte sich heiß an. Jetzt lief es mir langsam über das Gesicht, und ich hatte den Eindruck, als ob mir feiner Staub über Augen und Nase gepustet wird. Langsam rieselte der Staub über meine Wangen. Ich unterdrückte den Impuls, mit der Hand über mein Gesicht zu fahren. Dann lief das heiße Kribbeln weiter über den Hals und floss in meinen Brustkorb. Dort breitete es sich warm und zäh aus, und ich hatte Schwierigkeiten, gleichmäßig weiterzuatmen. Ich holte tief Luft, und es strömte in mein Herz, mitten hinein. Ich spürte Liebe, so viel Liebe, dass mir Tränen übers Gesicht liefen. Es war nicht nur die Liebe zu Jack darin enthalten, es war die Liebe zum Leben, zu diesem Planeten, zum ganzen Universum, zu Gott.
    Der Zustand hielt lange an, und ich genoss es. Das Kribbeln lief weiter an mir herunter und schwächte sich dabei leicht ab, doch es blieb in meinem Herzen erhalten, besser zu ertragen, aber noch stark.
    Meine Arme wurden davon durchzogen, und es strömte heiß in meine Hände. Es fühlte sich an wie die Energie, die von dem Tor in Mexiko ausging. Seltsam, dachte ich. Ich spürte, wie Jack diese Energie aufsog wie ein Schwamm, wie sie erst durch mich hindurchlief und dann seinen Körper durchflutete.
    Ich stellte mir zur Bekräftigung vor, wie jeder Winkel seines Körpers davon zum Strahlen gebracht wurde, bis Jack vor meinem geistigen Auge ein einziges leuchtendes Lichtwesen war. Ich war angefüllt mit Liebe, und ich hatte noch nie etwas Schöneres erlebt.
    In dieser Stellung blieb ich, bis sich mein Rücken mit heftigen Schmerzen bemerkbar machte. Ich öffnete die Augen, und Anette saß neben dem Bett auf einem Stuhl und betrachtete mich interessiert.
    „Bist du wieder da?“, fragte sie leise und lächelte mich an.
    „Ich war die ganze Zeit da“, erklärte ich, „aber ich habe mich nicht getraut, die Augen zu öffnen, weil ich nicht wusste, ob es dann aufhört.“
    „Was aufhört?“
    „Es ist nicht leicht zu beschreiben“, setzte ich an, die Hände noch immer auf Jacks Brustkorb. „Eine Energie durchströmte mich, es war fantastisch!“
    „Du hast erst gelächelt und dann geweint. Da habe ich mir ehrlich gesagt Sorgen gemacht, aber ich traute mich nicht, dich anzusprechen.“
    „Das waren Tränen der Liebe. Es hat mich überwältigt, ich konnte es nicht ertragen. Hier im Herzbereich, hier hat es gesessen, und es hat mich fast erdrückt.“
    Anette machte ein ungläubiges Gesicht. Ich sah nach Jack. Er atmete noch genauso unregelmäßig und schwach wie vorher – hatte es etwa nichts genutzt?
    „Vielleicht braucht es seine Zeit, um zu wirken“, sagte Anette, meine Gedanken

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