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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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dieser schüttelte energisch den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Frauen reden allerhand Zeug, wenn der Tag lang ist. Ich glaube nicht, dass man mit ihnen befreundet sein kann. Sie tratschen doch sofort alles weiter an die anderen Weiber.“
    Er trank von seinem Bier, und Jack seufzte innerlich. Das konnte ja heiter werden, wie sollte Karin mit einem Mann mit solchen Ansichten auskommen?
    Der Wirt stellte ihm einen Krug Bier vor die Nase, und Jack nahm einen großen Schluck. Sein Mund war trocken von der verqualmten Luft. Er setzte den Krug ab und sprach eindringlich auf Johannes ein.
    „Jetzt hör mal genau zu. Diese Frauen sind anders. Also muss man sie auch anders behandeln. Sie verdienen unseren Respekt. Du darfst sie nie unterschätzen. Eines Tages wirst du verstehen, wovon ich rede, aber bis dahin höre auf meine Worte, denn mit dieser frauenfeindlichen Einstellung wirst du bei Karin auf Granit beißen.“
    Er hatte sich in Rage geredet und atmete jetzt tief durch. Johannes sah ihn verblüfft an, überrascht von Jacks emotionalem Ausbruch. Dann straffte er die Schultern und sprach voller Überzeugung:
    „Meine Einstellung ist durchaus nicht frauenfeindlich, wie du es so seltsam nennst. Im Gegenteil, ich liebe die Frauen. Leider habe ich bis heute nur solche gekannt, wie ich dir gerade beschrieb. Ich bin überrascht, dass es auch andere gibt. Karin zum Beispiel. Sie ist nicht nur schön und gebildet, sondern auch schlagfertig und selbstbewusst. Mein Gott, ich glaube, sie ist selbstbewusster, als ich es bin.“
    Jack grinste. Frauen durften in diesem Jahrhundert wohl noch nicht selbstbewusst sein. „Und sie zerbrechen nicht so leicht an den Widrigkeiten des Lebens, denn sie sind stark. Stärker als die hiesigen Frauen und manche Männer, die du kennst“, fügte Jack hinzu.
    Johannes sah ihn ehrfürchtig an und nickte langsam.
    „Auf die Frauen“, sagte er schließlich, und es ertönte ein dumpfes Geräusch, als ihre beiden Krüge sich trafen.
    Sie tranken sie mit einem Zug leer und bestellten eine neue Runde. Der Wirt tauschte geschwind die leeren Krüge gegen volle aus. Johannes lehnte sich verschwörerisch über den Tisch und flüsterte peinlich berührt:
    „Ich finde es befremdlich, dass Isabel dir gestattet, das Bett mit ihr zu teilen, obwohl ich sie für eine anständige Frau halte, verstehe mich bitte nicht falsch.“ Er machte eine beruhigende Geste, und Jack nickte großmütig. „Sie riskiert ihren Ruf und du den deinen. Warum?“
    „Wir sind verlobt, und wegen Friedrichs Tod haben wir noch nicht geheiratet. Wir wollten nicht länger warten, kannst du das nicht verstehen? Willst du Karin nicht auch endlich in deinem Bett sehen?“, fragte er herausfordernd und dachte an seine eigenen Qualen, bevor Isabel ihn erhört hatte.
    Johannes schien nicht etwa schockiert, nur verwundert. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich den Rock über der Brust glatt.
    „Ich erkläre mir deine Frage damit, dass du lange in Frankreich lebtest, wo dem Sittenverfall allgemein gern gehuldigt wird. Aber hier ist es nicht üblich, dass man eine Frau vor der Ehe ...“
    Er machte eine bedeutsame Pause, und Jack überlegte fieberhaft. Das Gespräch schien ihm zu entgleiten, und bevor es noch peinlicher wurde, entschloss er sich dazu, Johannes an dieser Stelle ins Wort zu fallen.
    „Tu doch nicht so, als würden hier alle Menschen leben wie die Mönche. Gerade von den höheren Kreisen hört man immer wieder die unglaublichsten Dinge über Ehebruch, Inzest und wilde Gelage.“
    Mühsam zwang er sich zur Ruhe, denn er hasste diese verfluchte Heuchelei. Nach außen hin wollten alle Moralwächter sein, doch hinter den verschlossenen Türen schlugen sie ihre Frauen und vergewaltigten die Kammerzofe. Friedrichs Kunden ließen sich beim dritten Glas Wein oder französischem Cognac zu mancherlei Äußerungen über ihr Privatleben hinreißen. Sein Einwand ließ Johannes verblüfft verstummen.
    „Du hast meine Frage nicht beantwortet“, sagte Jack trocken.
    Johannes schüttelte den Kopf, als wolle er das eben Gehörte wie ein lästiges Insekt abschütteln.
    „Zu diesen Kreisen gehöre ich nicht, und es überrascht mich, dass du dich dort so gut auskennst. Aber du hast recht, es ist eure Sache, und ich will mich nicht mit dir streiten. Ihr wart schon in Frankreich verlobt, so sei euch verziehen. Du bist ein Glückspilz, Mann. Ich hatte noch nie das Vergnügen ...“ Er hielt erschrocken inne, und Jack

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