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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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Sciencefictionfilm gesehen. Die Menschen dort erlebten etwas Ähnliches, und hinterher war alles nur eine Illusion“, warf Karin ein.
    In dieser Lage erschien es mir nicht besonders verrückt, darüber nachzudenken.
    „Warten wir doch einfach mal ab, was heute sonst noch alles passiert, und gehen wir ein Stück“, schlug Karin vor.
    Da niemand einen besseren Vorschlag vorweisen konnte, gingen wir gemeinsam über die Wiese, bis wir auf einen Waldweg stießen. Barbara sprach kein Wort, und ich umfasste ihre Schultern.
    „Alles in Ordnung?“
    Sie nickte und wehrte mit der Hand ab, wobei sie den Kopf schüttelte. Ich ließ von ihr ab.
    Planlos folgten wir dem Weg ein Stück, und Anette machte mich eben darauf aufmerksam, dass es hier exakt wie in einem deutschen Wald aussah, als wir Geräusche hinter uns hörten. Instinktiv versteckten wir uns hinter dichtem Gebüsch. Ich überlegte. Ein deutscher Wald? In Zentralamerika? Nein, das musste die falsche Fährte sein. Andererseits kamen mir die dahinter liegenden Bergrücken verdammt bekannt vor, doch mir blieb nicht genug Zeit, den Gedanken weiterzuverfolgen.
    Eine Kutsche mit zwei Pferden holperte den Weg entlang. Der Kutscher, mit einem weiten Umhang bekleidet, saß mit gelangweiltem Gesichtsausdruck auf dem Kutschbock. Durch ein Fenster konnten wir einen kurzen Blick auf zwei Frauen erhaschen, die sich stocksteif mit bleichen Gesichtern und hochgesteckten Haaren gegenüber saßen. Sie sprachen miteinander, aber wir konnten nichts verstehen. Mit weit geöffneten Augen und Mündern schauten wir hinterher.
    „Hier scheint ein mittelalterliches Spektakulum stattzufinden“, scherzte Anette.
    „In Zentralamerika?“, fragte Karin und zog eine Augenbraue hoch.
    Wir folgten dem Weg der Kutsche in der Deckung des Waldes. Als wir aus dem Wald heraustraten, trauten wir unseren Augen nicht.
    Vor uns lag, etwa zwei Kilometer entfernt, eine Stadt. Wir standen auf einer Anhöhe und konnten über Felder und Wiesen auf sie hinuntersehen. Vögel zwitscherten, und Schmetterlinge tanzten fröhlich in einer leichten Brise.
    „Wo zum Geier sind wir?“, fragte Anette tonlos.
    „Die Frage muss wohl lauten, wann zum Geier sind wir“, sagte ich leise. Ich fasste nicht, was ich da sah!
    „Was soll das heißen, wann?“ Barbara stierte verständnislos auf die Häuser, als würden sie verschwinden, wenn man sie nur lange genug anstarrte.
    „Ich stand vor ein paar Monaten im historischen Museum in Frankfurt vor einem Kupferstich, der genau diese Stadtansicht darstellte“, sagte ich, und meine Stimme hörte sich seltsam hohl an. War ich es, die da sprach? Oder war es nur meine Hülle in einem Paralleluniversum?
    „Und was war das nun für eine Stadt?“, wollte Karin wissen.
    Anette sah mich an, und ich konnte aus ihrem Blick lesen, dass auch sie dieses Bild schon einmal gesehen hatte. Wir beide sprachen wie aus einem Mund.
    „Frankfurt am Main!“
    „Blödsinn, das ist niemals Frankfurt, wir sind doch in Mexiko!“
    Barbaras Blick ließ vermuten, dass sie mich für völlig übergeschnappt hielt.
    „Das könnten Filmkulissen sein“, bot ich an.
    „So weitläufig? Nein, das wäre doch viel zu aufwändig. Außerdem ist nirgends ein Kamerateam zu sehen, oder sonst etwas Modernes, wie zum Beispiel Hochspannungsleitungen.“
    Ich hatte schon immer Karins analytischen Verstand bewundert. Aber im Moment ging sie mir damit auf die Nerven. Ich selbst war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie zum Teufel konnte einem so etwas passieren?
    „Seht mal, der Fluss“, sagte Anette und deutete nach rechts.
    Durch die Stadt verlief ein breiter Strom. Wir konnten von weitem die Schiffe nicht gut erkennen, aber sie sahen eindeutig anders aus als die uns bekannten, oft viele Meter langen Binnenschiffe. Der Anblick ließ mich an meinem Verstand zweifeln. Nicht ein einziges Motorschiff war zu sehen, sondern ausschließlich Ruderboote. Sie wirkten wie hölzerne Bananen, manche mit einer Plane überzogen, wie man es von amerikanischen Siedlerwagen kennt. Ein besonders großes Schiff verfügte über einen hohen Mast ohne Segel, an dem eine Fahne wehte, die man aus dieser Entfernung nicht erkennen konnte. Das Schiff bestand aus breiten Holzlatten mit einigen eckigen Fensterdurchbrüchen, trug keine Aufbauten, sondern lag nussschalenähnlich flach im Wasser. Ich vermutete, sein Zweck lag im Transportieren von Frachten, und erspähte ein einziges großes Ruderbrett am Heck, wo sich ein paar

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