Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
worden ...“, stotterte ich, da mir im Augenblick nichts Besseres einfiel.
Die Männer lachten und machten anzügliche Bemerkungen. „Kein Wunder, wenn Ihr nackt umherlauft.“
„Ihr seid verhaftet!“, rief der Mann schließlich und packte mich fest am Arm.
Es schmerzte höllisch, und ich wehrte mich heftig, doch er hatte einen eisernen Klammergriff. Ich redete auf ihn ein, aber er hörte nicht zu und zerrte mich unsanft hinter sich her. Resigniert gab ich meine Gegenwehr auf, und sie schubsten und stießen uns durch das Stadttor vorwärts. Neugierige Passanten blieben stehen, um das Spektakel zu betrachten. Angst und Beschämung erdrückten mich fast, als ich wie ein Verbrecher abgeführt und mein unanständig spärlich bekleideter Körper in peinlicher Weise vor diesen Menschen zur Schau gestellt wurde. Ich überlegte fieberhaft, was wir tun könnten, doch zunächst schien es mir angebracht, den Befehlen der Männer Folge zu leisten, denn sie erweckten nicht den Eindruck, mit sich spaßen zu lassen.
Wir wurden durch eine dunkle Gasse getrieben, und schließlich machten die Männer vor einem großen Eingangstor Halt. Das hohe Gebäude erstreckte sich vor meinen aufblickenden Augen bedrohlich und düster in den blauen Himmel. Was erwartete uns in seinem Innern?
Einer der Männer rief ein mir unverständliches Wort, woraufhin sich im Tor eine kleine Klappe öffnete, und ein verschwitztes Gesicht, in dem schwarze Zahnstummel steckten, kam zum Vorschein.
„Wir wollen zum Aufseher. Wir haben Frischware“, rief mein Aufpasser.
Der von Karies Befallene grinste, und das Tor schwenkte knarrend auf. Sie schubsten uns über einen mit grob behauenen Steinen gepflasterten Innenhof und führten uns in eine Art Büro. Hinter dem Schreibtisch saß ein dicker Mann mittleren Alters, der verdutzt aufsah, als wir polternd den Raum betraten. Es roch stark nach Verdauungsbeschwerden, und ich betete innerlich, jemand möge ein Fenster öffnen, bevor mir schlecht werden würde.
„Was zum ...?“
„Herr, wir haben die hier vor dem Stadttor aufgegriffen“, erklärte der Mann, der noch immer meinen Arm umklammerte. Ich versuchte erneut von ihm loszukommen, und nachdem der dicke Mann eine ruckartige Kopfbewegung in seine Richtung gemacht hatte, ließ er endlich von mir ab. Ich rieb die schmerzende Stelle, und Tränen schossen mir in die Augen. Anette kämpfte sich mutig nach vorne.
„Was soll das hier? Behandelt Ihr ehrbare Damen immer so?“
Einen Moment herrschte verblüffte Stille. Dann brachen die Männer in schallendes Gelächter aus. Der Vorgesetzte hinter dem Schreibtisch machte eine Handbewegung, und die Männer verstummten abrupt. Er musterte Anette von oben bis unten, und dann grinste er breit. Mit seinen verschwitzten, fleischigen Fingern fuhr er sich über das stoppelige Kinn.
„Ihr seid also ehrbare Damen, was? Warum lauft Ihr dann schlimmer herum als die liederlichsten Huren?“
Er sprach das Wort aus, als könne man sich daran anstecken. Dabei konnte ich mir vorstellen, dass gerade eine solche Dame wohl das einzige weibliche Wesen sein würde, das sich einem Mann wie ihm freiwillig nähern würde. Seine Stimme hatte etwas von einem quiekenden Schwein, und der von ihm ausgehende Geruch verstärkte den Eindruck. Ich antwortete an Anettes Stelle, denn mir kam die Idee, die Geschichte mit dem Überfall weiter auszubauen.
„Man hat uns im Wald überfallen. Wir sind auf der Durchreise. Nach ... England. Ohne vernünftige Kleidung und Geld hat man uns ausgesetzt und unsere Kutsche gestohlen.“
Ich hatte keine Ahnung, ob ich damit durchkommen würde. Falls wir nicht in einer vergangenen Epoche gelandet wären, würde er sich jetzt sicher halbtot lachen und mich darauf hinweisen, dass wir besser das Auto oder den Zug genommen hätten.
„Und dennoch tragt Ihr seltsame Unterwäsche“, sagte der Schweinemann nachdenklich und rieb sich erneut die Kinnlade.
Seine Blicke waren Ekel erregend. Unglücklicherweise wunderte er sich überhaupt nicht über die Art unseres Verkehrsmittels, was meine letzte Hoffnung auf eine normale Erklärung für dieses Drama zerstörte.
„Das ist die neueste Mode in ... Frankreich, von wo wir kommen“, sagte Anette mit fester Stimme.
Dieser Mann sah in der Tat nicht so aus, als verfüge er über ein fundiertes Wissen über französische Unterwäsche. Er hatte dieser Erläuterung auch nichts hinzuzufügen. Langsam glitt sein Blick an Anette herab.
„Und diese überaus
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