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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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fürchte, sie wurden noch nicht erfunden.“ Meine Stimme hörte sich in der Stille des Raumes und bei der Tragweite meiner Worte fremd an, als käme sie aus einem alten Kassettenrekorder.
    Fassungslos starrte er mich an.
    „Das ist ein Alptraum“, sagte er leise.
    Ich konnte ihm den Schock sehr gut nachfühlen. Ein Leben ohne Flugzeuge dürfte für ihn eine besondere Erschwernis darstellen.
    „Aber ich habe dir noch nicht alles erzählt“, sagte ich und berichtete von unserem Aufenthalt im Zuchthaus, wobei ich keine Unannehmlichkeit ausließ.
    In seine Augen trat Mitleid, und er murmelte ab und zu mitfühlende Worte. Als ich geendet hatte, hob er langsam den Arm, als wolle er mich tröstlich berühren, als plötzlich der Arzt das Zimmer betrat. Ich schrak zusammen und atmete tief aus, dankbar für die Unterbrechung. Die halbe Stunde sei vorbei, die er Jack und seinem Besuch zugestanden hatte. Ich hielt das für übertrieben, wollte den Arzt jedoch nicht verärgern. Der Mann verschwand wieder, genauso schnell, wie er gekommen war. Ich versprach Jack, ihn morgen wieder zu besuchen, und drehte mich an der Tür noch einmal um. „Also, bis morgen dann.“
    „Du siehst einfach toll aus in dem Kleid.“
    Ich lächelte gequält. Das unerwartete Kompliment ließ mir erneut Hitze ins Gesicht steigen. Ich musste mir das unbedingt abgewöhnen. „Danke. Und du siehst albern aus in diesem Hemd.“
    Er lachte.
    „Halt, ich habe etwas vergessen“, rief er.
    Er griff mit der Hand unter sein Bett, wobei sein Hemd hochrutschte und mir einen unfreiwilligen Gesamtüberblick über seine Männlichkeit erlaubte. Oh mein Gott! Ich schaute schnell aus dem Fenster.
    „Ich habe etwas gefunden.“
    Triumphierend hielt er meinen roten Rucksack in die Luft, und das Hemdchen bedeckte ihn wieder sittsam.
    „Oh, wie wunderbar“, rief ich und nahm den Rucksack entgegen.
    Ich wühlte sofort darin herum, auf der Suche nach meinen vertrauten Dingen, die ich verloren geglaubt hatte. Jack missverstand das.
    „Ich habe nichts herausgenommen“, sagte er schnell.
    „Nein, nein, das glaube ich dir“, entgegnete ich und verschloss den Rucksack.
    „Bis auf das Wasser, die Kekse und das Aspirin“, sagte er grinsend.
    „Das ist doch in Ordnung. Schon gut. Ich hoffe, es hat dir etwas weitergeholfen.“
    „Ja, etwas“
    „Also dann, bis morgen.“
    Ich drehte mich nicht mehr um, doch spürte seinen Blick zwischen meinen Schultern.
     
     
     

3
     
    Die anderen warteten bereits ungeduldig auf mich.
    „Es tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, es war wirklich Jack, und er wollte unsere ganze Geschichte hören.“
    Ich erzählte ihnen, was er inzwischen erlebt hatte, während wir langsam an den alten Häusern vorbei zum Mainufer schlenderten. Menschen kamen uns entgegen, und ich dachte, wir müssten doch auffallen wie blinkende Feuermelder, doch niemand beachtete uns. Es war, als gehörten wir dazu, doch ich fühlte mich so dazugehörig wie auf einem anderen Planeten.
    „Und morgen wollen sie ihn in das schreckliche Armenhaus bringen?“, fragte Barbara.
    „Wahrscheinlich. Aber das können wir auf keinen Fall zulassen. Wir müssen Anna fragen, ob wir ihn zu uns holen dürfen.“
    „Aber wir können ihrer Gastfreundlichkeit doch nicht noch einen Esser aufladen“, empörte sich Karin und zupfte an ihrem Häubchen.
    „Man schwitzt vielleicht darunter, echt lästig ist das“, fügte sie hinzu, als sie meinen Blick bemerkte.
    „Ich werde morgen mit dem Arzt sprechen“, sagte Barbara. „Wenn wir Jack besuchen, frage ich, ob ich im Hospital als Hebamme aushelfen darf. Vielleicht können wir dann Anna etwas Geld für unser Essen geben.“
    „Eine gute Idee, aber ich glaube, es gibt hier ein separates Geburtshaus“, sagte Anette nachdenklich.
    „Wie auch immer, ich werde ihn fragen“, beschloss Barbara und zuckte mit den Schultern.
    Ich konnte es kaum erwarten, Jack zu uns zu holen. Vielleicht hatte er eine Idee, wo wir nach Hinweisen suchen sollten, die uns nach Hause brachten, wenn er sich besser fühlte. Aber das war nicht der einzige Grund. Irgendetwas faszinierte mich an ihm, dabei hielt ich ihn doch für einen Angeber. Das Ganze verwirrte mich. Wie konnte ich es wagen, mich für einen anderen Mann als Robert zu interessieren? Meine Gedanken wurden von der vor mir liegenden Kulisse zum Schweigen gebracht.
    Vor uns breitete sich der Hafen aus und bot uns einen imposanten Anblick. Überall waren geschäftige Menschen zu sehen.

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