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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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zu ihr sagen, hat mir diesen Umhang gegeben. Sie erklärte mir, dass du auch so seltsame Sachen trägst wie wir bei unserer Ankunft. Sie hat ein gutes Gedächtnis für Details“.
    Er runzelte besorgt die Stirn.
    „Meinst du, sie ahnt etwas?“
    „Ja, bestimmt. Aber es ist wirklich nur eine Ahnung. Ich vermute, sie hat längst gemerkt, dass wir nicht aus Frankreich sind und dass wir uns merkwürdig verhalten. Aber aus irgendeinem Grund macht es ihr nichts aus, ich verstehe es auch nicht.“
    „Ich werde sie mal unter die Lupe nehmen, und jetzt nichts wie raus hier.“
    Ich erinnerte ihn daran, dass er ab jetzt Deutsch sprechen müsse, und er nickte, machte aber ein verzweifeltes Gesicht.
    „Ach was, du kannst das sehr gut, du Tiefstapler“, sagte ich und schob ihn sanft weiter.
    Er schenkte mir ein atemberaubendes Lächeln.
    Als wir vor der Kutsche standen, kamen Karin und Anette erfreut auf ihn zu, und er umarmte sie herzlich. Sie versicherten ihm, wie froh sie seien, ihn wieder zu sehen.
    „Oh, das freut mich auch“, sagte er und sprach ein ausgezeichnetes Deutsch mit nur leichtem Akzent.
    Hatte ich doch recht, was den Tiefstapler betraf.
    „Seid ihr sicher, dass ihr nicht auf dem Behindertenparkplatz steht?“
    Wir lachten, und ich dachte, schon wieder so ein Witzbold. Robert machte auch bei jeder Gelegenheit geistreiche Bemerkungen. Jack kletterte mühsam in die Kutsche und begrüßte Barbara überschwänglich. Er kletterte umständlich in die hinterste Ecke, sein geschientes Bein ruhte auf der Sitzfläche. Barbara und ich saßen ihm gegenüber. Sie zeigte ihre Freude offen und forderte ihn mit roten Wangen auf, vom Krankenhaus zu erzählen. Sein Blick glitt immer wieder zu mir, fast zufällig, aber jedes Mal durchdringend. Allmählich merkte ich, dass Barbaras Interesse mehr beruflicher Natur war. Ich entspannte mich.
    Wie albern. War ich etwa eifersüchtig? Ich war noch nie eifersüchtig gewesen. Robert und ich, das war eine Verbindung, an der ich in dieser Hinsicht nie gezweifelt hatte. Wir waren zusammen und Schluss. Ob Robert eine andere Frau schon einmal so angesehen hatte wie Jack mich? Ich liebte Robert, aber Jack übte eine Faszination auf mich aus, die mich ängstigte. Ein Blick von ihm genügte, um mich völlig aus der Fassung zu bringen.
    Jack sah interessiert und erstaunt aus dem Fenster, und Barbara erklärte ihm die historischen Gebäude, so wie wir sie bisher gekannt hatten. Er war noch nie in Frankfurt gewesen und fand ihre zweizeitigen Erklärungen sehr witzig.
    „Zur Linken sehen Sie das Kaufhaus Creation Asozial, daneben das elegante Bürogebäude der Deutschen Bank“, sagte sie und zeigte auf ein halb verfallenes Fachwerkhaus mit angrenzendem Pferdestall. Ein großes Schlammloch vor der Hauptwache kommentierte sie ebenfalls.
    „Und hier wird gerade der U-Bahnbau in Angriff genommen. Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln wird sie etwa 1970 fertig sein.“
    Wir lachten, und Jack fragte interessiert nach Einzelheiten.
    „Was ist mit dem Haus der Göttmanns 1980? Wisst ihr zufällig, wer darin wohnt?“
    „Das wissen wir leider nicht“, sagte Barbara. „Aber auf jeden Fall steht es noch. Ich bin letzte Woche noch daran vorbeigegangen. Das heißt, eine Woche, bevor wir abgereist sind.“
     
    Anna kam aus dem Kontor gelaufen, als wir ankamen. Georg war Jack beim Aussteigen behilflich. Ich reichte ihm seine Krücken, und er bedankte sich mit einem gewinnenden Lächeln. Die Außentemperatur stieg plötzlich um einige Grade.
    „Ich freue mich, Euch wohlbehalten hier zu haben“, sagte Anna und hielt ihm eine Hand hin, auf dass er sie küsse.
    Als er die Balance auf das linke Bein verlagert hatte, reichte er mir eine der Krücken, ergriff Annas Hand und gab ihr einen eleganten Handkuss. Authentisch 18. Jahrhundert. Ich begegnete Anettes Blick, in dem ich amüsiert echte Anerkennung entdeckte. Anna musste den Kopf weit nach hinten legen, um in sein charmant lächelndes Gesicht sehen zu können.
    „Ihr seid der größte Mann, den ich je gesehen habe“, sagte sie beeindruckt.
    Er lachte, und wir stimmten mit ein. Anna hatte Jack bisher nur als liegenden Patienten zu Gesicht bekommen, und mir fiel auf, dass ich hier noch keinen Mann entdeckt hatte, der größer war als einssiebzig, was meiner Größe entsprach. Anna war höchstens einssechzig und wirkte wie ein Kind neben Jack.
    „Kommt jetzt hinein“, sagte sie, „wir haben Kaffee und Gebäck gerichtet.“
    Als ich an Jack

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