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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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gingen den anderen auf die Nerven. Aber was sollte ich tun? Karin verschwendete keine Zeit mit solchen Gedanken, und es schien ihr nichts auszumachen, sich in Johannes zu verlieben, während in ihrem wahren Zuhause ein anderer Mann um sie trauerte. Sie machte mich darauf aufmerksam, man solle im Hier und Jetzt leben. Aber wo war Hier, und wann war Jetzt?
    Robert und Jack, zwei Männer in zwei verschiedenen Leben und doch gleichzeitig. Gewöhnlich hatte man nur ein Leben. Warum hatte ich auf einmal zwei? Ich hielt mir mit beiden Händen den Kopf, um zu verhindern, dass er explodierte.
     
    *
     
    Am Abend war Isabel nicht beim Essen erschienen. Er wagte nicht, nach ihr zu fragen. Sie hatte wahrscheinlich keinen Hunger, obwohl das seltsam war, denn bisher hatte sie immer einen guten Appetit an den Tag gelegt. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie es schaffte, dabei so schlank zu bleiben, denn manchmal aß sie sogar mehr als er. Lächelnd über die Erinnerung, schloss er das Kontor für heute und ging über den Hof zur Toilette. Auf dem Rückweg sah er jemanden im Hof stehen.
    Isabel. Warum hatte er sie vorhin nicht bemerkt? Sie stand ganz still und schien ihn nicht zu sehen. Sie blickte abwesend zu den Sternen. Im weißen Licht des Vollmondes war sie eine geisterhafte Erscheinung, und er nahm jede Einzelheit des Bildes in sich auf. Sie hatte gelitten, seit er sie ignorierte. Man konnte es ihr jeden Tag ansehen. Er war ihr also nicht gleichgültig, und in den letzten Tagen hatte sich die Hoffnung in ihm verstärkt, es war vielleicht doch noch nicht zu spät.
    Er trat hinter sie und sprach sie leise an, doch sie reagierte nicht. Sie war einfach wunderschön.
    Er zog sie an sich und verschränkte seine Arme vor ihrem Bauch. Sie seufzte leise und lehnte wie selbstverständlich ihren Kopf gegen seine Brust. Ihr Körper fühlte sich eiskalt an. Wie lange stand sie schon hier? Er genoss den Anblick des Vollmondes im sternklaren Herbsthimmel und den sanften Druck ihres Körpers gegen seinen.
    „Die Sterne bleiben immer die gleichen“, sagte er, „egal wo oder wann die Menschen zu ihnen hinaufsehen.“
    „Das ist irgendwie beruhigend.“
    Sie sprach leise.
    Ihm wurde kalt, und er drängte sich noch dichter an sie. Ihre Locken kitzelten seine Nase, und er pustete in ihr Haar. Sie schwiegen, und Jack fühlte seine Liebe zu ihr wie kleine elektrische Ladungen in sich aufblitzen. Er vergaß alle Zweifel, alle verletzten Eitelkeiten, und es drängte einfach aus ihm heraus, ohne dass er es hätte verhindern können.
    „Ich liebe dich.“
    Sie reagierte nicht. Er schaute in ihr Gesicht, und es kam ihm so vor, als hätte sie ihm gar nicht zugehört. Er drehte sie zu sich um, und ihr Blick war seltsam ausdruckslos.
    „Wo bist du, Isabel?“
    „Ich bin doch hier, Jack.“
    „Ja, das bist du.“
    Er legte ihre Hand auf ihr Herz und bedeckte sie mit der seinen.
    „Aber da drin, da ist niemand“, sagte er.
    „Doch, Jack, da ist jemand.“
    Sie hatte ihm nicht in die Augen gesehen. Er zog seine Hand zurück und ließ von ihr ab. Natürlich, dachte er. Robert, der Ungeborene! Er wollte nicht erneut gegen ihn antreten müssen.
    „Du musst dich entscheiden, Isabel.“
    „Lass mir Zeit, Jack, bitte.“
    „Oh nein. Du hattest zehn Wochen und zwei Tage Zeit.“
    Sie hatte den Blick auf den Boden gerichtet.
    „Zehn Wochen, in denen wir uns täglich gesehen haben, lachten, uns berührten, uns liebten!“
    Seine Geduld und sein Verständnis hatten ein Ende gefunden. Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie, in der Hoffnung, die merkwürdige Gleichgültigkeit möge von ihr abfallen.
    „Mein Gott, Isabel, bedeutet dir das denn gar nichts?“
    Sie antwortete nicht. Den Blick weiter auf den Boden gerichtet, als könne sie dort eine Antwort ablesen, stand sie unbeweglich da. Ein Stich fuhr ihm durchs Herz. Er ließ sie los, holte tief Luft, und seine Schultern strafften sich.
    „Ich verstehe.“
    Mit schnellen Schritten ging er zurück ins Haus.
     
    Er schlug die Tür hinter sich zu, und es war ihm egal, ob er das ganze Haus damit weckte. Im Zimmer war es dunkel, doch das ausgehende Feuer im Kamin spendete noch genug Licht, um sich zu orientieren. Hastig zog er sich aus, warf seine Kleider achtlos auf den Boden und setzte sich, den Kopf zwischen den Händen haltend, auf sein Bett. Schlafen gehen war das Einzige, was er heute noch wollte.
    Warum musste er immer Probleme mit Frauen haben? Er dachte an seine letzte Beziehung.

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