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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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dem Römerberg hörte er erstickte Schreie aus einer Seitengasse. Sofort war er hellwach und lief los.
    Verdammt, wusste er es doch.
    Zwei Kerle – er identifizierte sie als die beiden aus der Kneipe – machten sich über Isabel her. Einer hatte sie von hinten gepackt und hielt ihr den Mund zu, der andere versuchte ungeschickt, ihre Röcke hochzuraffen, aber sie trat kräftig nach ihm. Weiter so, Baby, dachte er. Jack zog sein Messer, das er immer bei sich hatte, und stürmte in die Gasse. Der Mann, der Isabel umklammerte, sah ihn kommen und rief seinem Kumpel eine Warnung zu. Der drehte sich um, aber schon in diesem Moment verpasste Jack ihm einen mächtigen Kinnhaken. Der Getroffene drehte sich zweimal um sich selbst und fiel wie ein Kartoffelsack zu Boden.
    Jack stand mit gezücktem Messer vor Isabel und der Kerl, der sie festhielt, geriet in Panik.
    „Halt, keinen Schritt weiter. Ich habe ein Messer!“, sagte der Kerl.
    Jack sah in Isabels ängstlich geweitete blaue Augen, und sie nickte unter der riesigen Hand, die ihr Mund und Nase zuhielt. Er hörte sie angestrengt schnaufen, und eine Woge des Mitleids durchflutete ihn. Trotz aller Wut hatte er ihr ein solches Erlebnis nicht gewünscht. Der Kerl hatte ein Messer, das war schlecht. Was jetzt? Er sah ihr unverwandt in die Augen. Du bist doch ein starkes Mädchen, mach jetzt bloß nicht schlapp.
    „Erstickt nutzt sie dir nichts, pass auf, was du tust, Mann“, sagte er, wobei er versuchte seiner Stimme einen überlegenen, fast gleichgültigen Klang zu geben.
    Der Kerl trippelte nervös mit Isabel hin und her, nahm aber seine Hand etwas tiefer, so dass sie wieder Luft bekam.
    „Was soll das werden?“
    Jack versuchte ihn zu provozieren, die Situation irgendwie zu verändern.
    „Dein Kumpel schläft schon, und du willst die Frau die ganze Nacht so festhalten, oder was?“
    Gemütlich verschränkte er die Arme vor der Brust und wippte mit dem Fuß.
    „Ich habe Zeit“, sagte Jack gelassen, doch es war ein gefährliches Spiel.
    Der Mann hatte sein Messer in Isabels Nierengegend angesetzt. Er könnte zustechen, nervös, wie er war. Blitzschnell zog die Überlegung durch Jacks Gedanken, ob man zu dieser Zeit schon Nierenoperationen durchführte.
    Der Kerl blickte hektisch hin und her, und Jack verfolgte jede kleinste Bewegung wie ein Adler, der über seiner Beute kreist. Plötzlich stieß der Mann Isabel von sich und ging mit dem Messer auf Jack los. Jack tänzelte geschickt um ihn herum und wich dem ab und zu vorschnellenden Messer problemlos aus. Sein Gegner wurde langsam ungeduldig.
    „Jetzt bleib doch mal stehen, Mann.“
    Jack erfüllte ihm den Wunsch.
    „Hey, kennst du Bruce Lee?“
    Der Kerl schüttelte den Kopf.
    „Das ist aber ganz schlecht für dich“, sagte Jack, hob blitzschnell ein Bein, sprang hoch und trat dem verblüfften Kerl mit dem Fuß gegen den Hals.
    Dieser fiel nach hinten um und rührte sich nicht mehr.
    Ein stechender Schmerz fuhr Jack durchs Schienbein. Er taumelte, fing sich und verzog das Gesicht. Er fluchte und sah sich nach Isabel um, die sich ein paar Meter von ihm entfernt angstvoll an eine Mauer drückte. Jack erwartete, dass sie ihm gleich um den Hals fallen würde oder Ähnliches, doch sie rührte sich nicht. Dazu war sie zu stolz, und er konnte es verstehen.
    „Es tut mir leid, wahrscheinlich hast du recht, und ich bin wirklich ein Schwein.“
    Er hielt ihr schweigend die Hand entgegen. Langsam kam sie auf ihn zu und ergriff sie. Er zog sie an sich, und sie schlang ihre Arme um ihn. Sie fühlte sich so gut an, doch das genügte nicht.
    „Bist du okay?“, fragte er.
    Isabel nickte.
    „Oh, Jack, es tut mir so leid, und ich bin dir ja so dankbar, dass du mir gefolgt bist.“
    Sie küsste seinen Hals, und ein warmer Schauer durchlief ihn. Seit Wochen wünschte er sich nichts anderes, als wieder von ihr geküsst zu werden, doch es war der falsche Augenblick.
    „Jack, hast du mich gehört? Ich hab Dinge gesagt ...“, forschend blickte sie ihn an.
    Er konnte ihr nicht in die Augen sehen und starrte an ihr vorbei. Ja, dachte er, das ist das Problem. Du hast das alles gesagt. Und auch so gemeint.
    „Kannst du mir verzeihen?“
    Ihre Stimme klang weich und einschmeichelnd. Er schluckte.
    „Vielleicht, wenn ich gelernt habe, mir selbst zu verzeihen“, sagte er emotionslos.
    „Warum sprichst du nicht mit mir darüber?“, fragte sie leise.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte seine Lippen mit den ihren. Er

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