Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
erneut. Ich schlang meine Beine um ihn, hob mich ihm entgegen. Keine Spielchen diesmal, kein Warten mehr. Gemeinsam stöhnten wir auf, und es war, als wollten wir unsere unterdrückten Sehnsüchte der vergangenen Wochen mit einem Mal stillen. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken und spürte, es würde nicht lange dauern. Er steigerte sein Tempo, wurde fordernder, und mühsam unterdrückte ich einen Schrei. Es war wie eine Explosion, die mir den Atmen raubte und die Hochspannung löste, die mich seit Tagen gequält hatte. Ich sah in sein Gesicht, das mir in diesem Zustand so gut gefiel, als jeder Muskel seines Körpers erbebte und er nicht enden wollend erschauerte, bis er schließlich nach Luft ringend auf mir zusammenbrach.
„Wenn du das noch öfter mit mir machst“, sagte er stockend, „wird es eines Tages mein Tod sein.“
Ich lachte und fuhr mit den Fingern sanft über seinen Rücken bis hinunter zu seinem strammen Hinterteil. Er bekam eine Gänsehaut und begann kreisend seine Hüften zu bewegen.
„Jack“, sagte ich lachend, „du bist wirklich unmöglich, du kannst doch nicht im Ernst ...“
Plötzlich klopfte es an der Tür. Jack rollte mit den Augen. Wer konnte das sein, so früh am Morgen? Ausgerechnet jetzt, dachte ich und ließ ihn schweren Herzens aufstehen, zog mein Kleid herunter und bedeckte mein blankes Dekolletee mit der Bettdecke. Jack hüllte sich in seinen Umhang und öffnete einen Spalt breit die Tür. Es war Anette. Er trat zur Seite und bat sie hinein. Sie blickte zwischen uns hin und her, als wolle sie feststellen, ob sie uns an einer wichtigen Stelle unterbrochen hatte.
„Gutes Timing“, sagte ich und hob den Daumen, doch sie blieb ernst, und ich erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass irgendetwas nicht stimmte.
Alarmiert setzte ich mich auf und erwartete ihre Erklärung.
„Es ist etwas passiert.“
Anette drehte ein Taschentuch nervös zwischen ihren Fingern.
„Friedrich Göttmann ist tot.“
Dann brach sie in Tränen aus.
„Wie genau ist das passiert?“, wollte Jack wissen.
Wir saßen auf der Couch im Wohnzimmer, in dem alle, bis auf Anna, versammelt waren. Anette berichtete uns, immer wieder von Weinkrämpfen unterbrochen, was geschehen war.
„Lisa weckte mich. Sie wollte Anna so früh nicht stören. Ich ging mit ihr nach unten an die Haustür. Dort stand ein Mann, er hatte schon mehrmals geklopft, aber niemand hatte ihn gehört.“
Jack kratzte sich schuldbewusst hinterm Ohr. Normalerweise hörte er immer den Türklopfer, aber diesmal war er mit etwas anderem beschäftigt gewesen.
„Es war der Pfarrer“, fuhr Anette fort. „Man hatte ihn um vier Uhr früh aus dem Bett geholt. Ich sagte ihm, dass ich Anna in ihrem Zustand nicht um fünf Uhr wecken werde. Da hat er mich erstaunt angesehen und gefragt, ob ich mit Zustand etwa eine Schwangerschaft meinte. Als ich das bejahte, fing er plötzlich an, ,Oh Gott, oh Gott’ zu sagen. Da ist mir ganz schlecht geworden.“
Sie schnaubte sich laut die Nase.
„Das sei ja schrecklich, sagte er dann, anstatt zur Sache zu kommen. Ich hätte ihn am liebsten geschüttelt. Dann sagte er, Friedrich sei tot. Er wurde unter einer Ladung Weinfässer gefunden. Der Wagen ist umgekippt, und er hatte noch etwas retten wollen, dabei haben ihn die Fässer erwischt. Seine Begleiter waren zwei Wochen von Frankreich mit dem toten Friedrich unterwegs.“
Sie schniefte, und ich reichte ihr ein frisches Taschentuch. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich mochte Friedrich sehr, und diese Nachricht war ein Schlag ins Gesicht. Wie sollten wir es Anna sagen?
„Schläft Anna noch?“, fragte ich und wischte mir eine Träne aus dem Auge.
„Ja“, antwortete Anette. „Ich kann es ihr aber nicht sagen!“, wehrte sie schnell ab.
Ich sah die anderen der Reihe nach an. Alle blickten stumm nach unten. Schließlich ergriff Jack das Wort.
„Okay“, sagte er. „Aber ich will mit ihr allein sein. Oder nein, wahrscheinlich sollte Barbara mitkommen.“
Barbara stimmte zu. Sie sollte darauf achten, wie Anna die Nachricht körperlich verkraftete. Wir gingen zunächst wieder auf unsere Zimmer, um uns anzuziehen. Jack und ich mussten erst einmal unsere dringend notwendige Körperhygiene nachholen. Als ich in mein Zimmer gehen wollte, griff Jack nach meiner Hand und flüsterte mir zu, dass ich ihm folgen solle. Ich schaute mich im Flur um, ob ein Hausangestellter in der Nähe war. Es war niemand zu sehen, daher schlich ich mit ihm in
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