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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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sie das Gespräch jetzt beendete.
    Als Lill endlich auflegte, kam wieder Farbe in ihre Wangen.
    »Das lief ja besser, als ich gedacht hätte«, sagte sie mit ihrem kleinen Lächeln. »Diese Rosemary scheint eine gute, starke Frau zu sein. Sie wird deine Familie anrufen und ihnen sagen, dass es dir und deinen Brüdern gutgeht, Mibs.«  
    »Super«, sagte ich halbherzig und fühlte mich mies, so mies wegen unseres Doppelspiels.  
    Ich hörte, wie die Schlüsselkarte durchs Schloss gezogen wurde, dann ging die Tür auf. Bobbi, Will und Fish kamen hereingetrottet wie drei Katzen, die sich gerade an einem ganzen Schwarm Kanarienvögel gütlich getan haben. Zum Glück war Lill so erleichtert, das Telefongespräch hinter sich zu haben, dass sie es gar nicht bemerkte.  

24. Kapitel
     
    »Wenn ich bis morgen die Verantwortung für euch habe, gehe ich am besten erst mal einkaufen.« Lill war so glücklich in dem Glauben, mit unseren Eltern wäre alles geklärt, dass sie fünf Jahre jünger und zehn Zentimeter größer aussah. »Hat einer von euch Lust, mit mir über die Straße zu gehen? Als wir kamen, hab ich einen Super-Supermarkt gesehen, und ich hab noch ein bisschen Geld übrig.« Wir schüttelten alle den Kopf und sagten nichts. Lieber nicht nach draußen, dachte ich. Schließlich suchten sie immer noch nach uns.  
    »Keiner?«, sagte Lill mit ihrer kleinen Stimme. »Na gut. Dann wartet hier und seht fern, bis ich wieder da bin.« Lill wollte die Fernbedienung von dem Tisch neben dem Telefon nehmen, aber Fish sprang auf und kam ihr zuvor. Warum sagen die Erwachsenen den Kindern immer, sie sollen fernsehen, als hätten wir nichts Besseres zu tun?  
    »Hab sie schon«, sagte Fish, hielt die Fernbedienung hoch und lächelte ein schiefes Fish-Lächeln. Lill schaute uns alle vier an, wir hatten uns auf den Betten und Stühlen ausgestreckt.  
    »Wo ist …?«  
    »Samson geht’s gut«, sagte Fish, bevor sie fragen konnte. »Er ist in dem anderen Zimmer. Uns geht’s gut. Sie können einkaufen gehen – wir kommen schon klar.« Noch ein Lächeln.  
    »Na dann, also schön«, sagte Lill ein wenig unsicher. Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal nach uns um, als wäre da noch ein kleines nagendes Misstrauen. »Ich bin ruck, zuck wieder da – spätestens in zwanzig oder dreißig Minuten.«  
    Kaum war Lill aus der Tür, schnappten wir nach Luft, als hätten wir seit unserer Ankunft im Motel nicht mehr geatmet.  
    »Ich fass es nicht, dass das geklappt hat«, sagte Bobbi.  
    »Erinnere mich dran, dass ich Mutter nie verrate, dass du das kannst«, sagte Will.  
    »Wir haben ein größeres Problem«, sagte Fish und machte unseren kleinen Augenblick des Triumphs zunichte, indem er den Fernseher einschaltete und bis zu einem regionalen Nachrichtensender durchzappte. Es dauerte keine Minute, da flimmerten unsere Fotos über den Bildschirm, und über den unteren Rand liefen die Worte ACHTUNG! VERMISST! ACHTUNG!, genau wie Fish und ich es auf dem kleinen Fernseher in Emerald gesehen hatten.  
    »Das ist ja wohl ein Witz«, sagte Bobbi, die, ebenso wie Will, die Nachrichten in der Raststätte nicht gesehen hatte.  
    Mit offenem Mund starrte jetzt auch Will auf den Bildschirm. Mit schicksalsergebener, unglücklicher Miene warf Fish die Fernbedienung von einer Hand in die andere wie eine heiße Kartoffel.  
    »Mann, jetzt sitzen wir aber in der Klemme«, sagte Will, schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf, als sein eigenes Konterfei im Fernsehen aufblitzte. »Vielleicht hätten wir echt zu Hause anrufen sollen.«  
    »Besser nicht«, sagte Bobbi. »Oder willst du etwa, dass die Polizei heute Nacht hier einfällt? Wenn wir zu Hause angerufen hätten, dann hätte Mutter den großen Bruder angerufen und der wär schneller hier gewesen, als du gucken kannst – und mit ihm alle anderen Polizisten von hier bis Topeka. Was glaubst du, was dann mit Lester und Lill passieren würde? Sie würden riesigen Ärger kriegen.«  
    Mit einer ruckartigen Bewegung wandte Will den Kopf.  
    »Bill spielt ja gern den Beschützer«, fuhr Bobbi fort.  
    »Der wird ausrasten«, sagte Will, und zum ersten Mal auf der ganzen Reise sah er so richtig unglücklich aus.  
    »Schsch!« Mit einer heftigen, gezielten Windbö brachte Fish alle zum Schweigen, und für einen Moment sah er ziemlich zufrieden mit sich aus. Dann stellte er den Fernseher lauter.  
    »… wie aus dem näheren Umfeld der

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