Schimmer (German Edition)
Familie zu erfahren war, gehört der Vater von drei der vermissten Kinder zu den Opfern der Massenkarambolage, die sich am letzten Donnerstag auf dem Highway 81 bei Salina, Kansas, ereignet hat. Der Mann erlitt schwere Verletzungen und befindet sich im Salina Hope Hospital. Er ist nach wie vor ohne Bewusstsein und sein Zustand ist weiterhin kritisch.«
Ich ließ mich rückwärts auf die geblümte Tagesdecke fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
»Es wird alles gut«, säuselte eine Stimme in meinem Kopf.
Ich schaute zu Bobbi, die mit festem Blick zurückschaute. Sie nickte einmal kurz.
»Es wird alles gut«, wiederholte der Engel. Bobbi lächelte ein kurzes, freundliches Lächeln – es war da und wieder weg wie einer von Rockets Funkenblitzen.
Bobbi stand auf und schaltete den Fernseher ab. »Der bleibt jetzt aus«, sagte sie und schaute von mir zu Will zu Fish. Wir nickten alle und schauten zu, wie Bobbi sicherheitshalber den Stecker herauszog.
»Es wird alles gut«, sagte Bobbi laut zu uns allen.
Fast eine Stunde später kam Lill zurück mit einem Lächeln, das beinahe groß genug für ihren Körper war, und mehreren Tüten vom Super-Supermarkt. Sie kippte den Inhalt auf dem nächstgelegenen Bett aus.
»Heute ist euer Glückstag, Kinder«, sagte sie, als wir den Haufen durchwühlten, verblüfft darüber, wie viel sie gekauft hatte. Da war ein Berg von Schokoriegeln, T-Shirts, Chips, Lipgloss in Rosa und Rot, Poptarts, Spielkarten, Zeitschriften, Wattestäbchen, Nagellack, Buntstifte, Isolierband, ein neuer Verbandskasten, ein sauberer neuer Schlips für Lester, eine Slinky-Spirale, sieben Zahnbürsten, zwei Meter Erdbeer-Bubble-Tape für Bobbi, fünf Paar Flipflops, vier Deostifte, eine Packung Kämme, Zookekse, Unterwäsche und Schwimmzeug.
Lill lachte. »Ich hab einfach immer weiter eingekauft, bis ich sicher war, dass ich jeden Dollar ausgegeben hatte, den ich bei Ozzie vom Boden aufheben musste. Das Geld war zu schmutzig, um sein Herz daran zu hängen, genau wie der ganze Laden.« Sie warf Fish Badeshorts zu. »Die Größen musste ich raten, kann also sein, dass sie nicht hundertprozentig passen.«
»Können wir schwimmen gehen?«, fragte ich und hielt einen lila Badeanzug mit gelben Trägern hoch, der fast genau richtig für mich aussah.
»Kinder und Schwimmbäder … das ist doch wie Vögel und der Himmel, oder?«, sagte Lill. »Außerdem brauchen auch böse Kinder ab und zu mal ein bisschen Spaß.«
Sprachlos starrten wir Lill an.
»Na macht schon«, sie lachte wieder. »Starrt mich nicht so an, als wär ich gerade vom Himmel gefallen, zieht euch lieber um. Wozu soll ein Pool gut sein, wenn keine Kinder drin sind? Ich geh mal raus zum Bus und sehe nach Lester; ich hab da eine Idee, wie er die rosa Bibeln an den Mann bringen kann. Ich glaube, er braucht einen neuen Ansatz. Lester muss nur etwas mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben.« Sie wedelte mit dem Isolierband herum. »Außerdem braucht er jemanden, der ihm hilft die kaputten Fenster in seinem Bus zu reparieren.«
Lill schob sich die Rolle Isolierband über die Hand wie einen dicken silbernen Armreif und nahm den neuen Schlips, der nicht rosa war, sondern blau mit grünen Streifen. Sie glättete den seidigen Schlips mit den Fingern und lächelte in sich hinein; Lester war nicht der Einzige, der seinen Charme spielen ließ. Vielleicht hatte dieses Riesenchaos, das ich angerichtet hatte, am Ende ja doch noch sein Gutes.
25. Kapitel
Die Jungs gingen wieder rüber in ihr Zimmer, um die bunten Badeshorts anzuziehen, die Lill für sie ausgesucht hatte. Bobbi verschwand im Bad und nahm glücklich einen kirschroten Bikini mit. So schnell ich konnte, zog ich den lila Badeanzug an und war frustriert, weil er zu groß war, ganz gleich, was ich mit all den gelben Riemchen und Bändern anstellte.
Bis dahin hatte ich mich noch nie im Badeanzug geniert, aber zurzeit änderte sich in meinem Leben alles so schnell, dass ich gar nicht mitkam; ich fühlte mich ein bisschen verletzlich und kam mir pudelnackt vor in diesem Badeanzug, der einem älteren Mädchen besser gestanden hätte. Ich zog mir ein Schlabbershirt über den Kopf, und genau in dem Moment kam Bobbi heraus, hübsch und adrett und erwachsen in ihrem Bikini, den sie perfekt ausfüllte. Als sie mich ansah, zog sie die Nase kraus.
»Wozu das T-Shirt?«
»Der Badeanzug sitzt nicht so
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