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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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an der Tagesordnung war und der Tod die Strafe für fehlende Wachsamkeit.
    Gillespie hat recht, sagte er sich beschämt. Wenn ich in Laurels Nähe bin, verwandelt sich mein Hirn in Bohnenmus.
    »Lust auf einen Spaziergang?« fragte er.
    Laurel nickte. Der Bann der Stille und des heftig unterdrückten männlichen Verlangens war gebrochen.
    »Komm mit«, sagte Cruz und wies auf die schmale Öffnung des Cañons.
    Während der ersten Viertelmeile war der Cañon vollkommen ausgetrocknet, und die zerklüfteten Steinwände strahlten eine sengende Hitze ab. Es war, als tappe man durch einen Kamin, so heiß, dass der Schweiß verdampfte, ehe er die Haut befeuchten konnte.
    »Sollten wir vielleicht umdrehen und Wasser holen?« fragte Laurel in Gedanken an die Flaschen, die auf dem Gepäckträger ihres Transporters befestigt waren.
    »Nur keine Bange! Laß dich zur Abwechslung einmal von jemand anderem umsorgen.«
    »Das macht es bloß schlimmer für den Fall, dass dieser andere einen eines Tages wieder verläßt.«
    Laurels deutliche Antwort verriet Cruz mehr als ihm lieb war über Jamie Swann, seine Tochter und das gegenseitige Vertrauen. Aber er sagte nichts. Der Zeitpunkt war noch nicht gekommen, um über Swann zu sprechen, solange Laurel es für ihre Pflicht hielt, ihren Vater zu schützen statt sich selbst.
    Irgendwie musste Cruz sie davon überzeugen, dass das falsch war, und zwar bald.
    Mit jedem Schritt wurde der Cañon schmaler. Vor ihnen wuchs ein kleiner Baum aus dem Stein, zwei dunkle Vögel zwitscherten einander zu. Bis zu diesem Augenblick hatte Laurel nicht gemerkt, wie still die Wüste gewesen war.
    »Ein Stückchen weiter gibt es Wasser«, sagte Cruz, als hätte Laurel ihn danach gefragt. »Darum sieht man hier Vögel.«
    Wieder berührte es Laurel eigenartig, wie gut Cruz sie kannte. Er hatte ihre unausgesprochene Verwunderung über Vögel in diesem Backofen beobachtet.
    Sie sah ihn eilig an, aber er marschierte vorwärts, als sei nichts vorgefallen.
    Direkt hinter dem Baum wurde der Weg durch eine Geröllzunge versperrt. Cruz kletterte das Hindernis hinauf und reichte Laurel seine rechte Hand. Sie ignorierte sie und erstürmte den Haufen in einem Tempo, das sie nach Luft ringen und leicht die Balance verlieren ließ. Cruz’ Hand schloß sich um ihren Ellbogen, bis sie das Gleichgewicht wiederfand.
    »Ich bin keine Erlesenheit«, sagte er rauh. »Erinnerst du dich?«
    Sein Mund wurde zu einer schmalen Linie, als er an Laurel und Swann dachte und an seine Aufgabe: Sie musste ihm ihr Vertrauen schenken und es dem Vater entziehen.
    »Manchmal läßt sich der Schmerz einfach nicht vermeiden«, äußerte er laut.
    Laurel wußte, ohne zu fragen, dass Cruz in der Vergangenheit Wunden davongetragen hatte, nicht nur körperliche. Was sie überraschte, war der Schmerz in seinen Augen, einhergehend mit einer Resignation, als wäre kein Ende des Leids in Sicht.
    Kurz darauf wandte sie den Blick von den Schatten in seinen Augen ab, unfähig, das, was sie sah, zu ertragen, ohne die Hand nach ihm auszustrecken und ihm den einzigen Trost zu spenden, den zu geben sie imstande war.
    Als sie das Ende des Cañons vor sich sah, entfuhr ihr ein Pfiff, die Kochkiste hatte sich in eine Oase verwandelt. Im Schutz einer Steinwand lag ein Teich in der Größe eines kleinen Schwimmbeckens, und hier und da gediehen schattenspendende Büsche. Nach all dem abweisenden Fels war das Grün so überraschend, dass Laurels Augen feucht wurden.
    »Die Oase ist noch zu neu, um auf irgendeiner Karte eingezeichnet zu sein«, sagte Cruz und beantwortete damit abermals eine von Laurels stummen Fragen. »Die Quelle, die den Teich speist, sprudelt erst seit ein paar Jahren.«
    »Wasser aus dem Stein«, sagte sie leise. »Ein Wunder.«
    »Und ein Erdbeben. Vergiß nicht die Erdbeben.«
    Cruz kletterte die Geröllzunge hinab und kniete sich an den Rand des Felsenbads. Er schöpfte das Wasser mit der hohlen Hand und trank bereits, als Laurel neben ihn glitt.
    »Wie klar das Wasser ist.«
    »Es gibt noch nicht allzu viele Pflanzen, und hier hinten ist der Cañon zu schmal, als dass mit dem Wüstenwind Staub eindringen könnte. Ich habe noch nie andere Spuren als die von Raben entdeckt.«
    Eine Seite des Teichs lag im Sonnenlicht. Die kleinen Wellen, die Cruz’ Hände verursacht hatten, glitzerten hell. Er schöpfte abermals Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Große Tropfen trafen auf sein Hemd und breiteten sich dunkel aus. Kleinere Tropfen

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