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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Vertrauen auf die herkömmliche Weise.
    Nun war es um seine Beherrschung endgültig geschehen.
    »Bei mir jedenfalls hast du aus Leidenschaft geschrien«, fuhr er sie an. »Bei ihm tust du es aus Angst.«
    Mit diesen Worten warf Cruz die Decke zurück und stürzte fluchend ins Bad. Er warf die Tür hinter sich zu und drehte die Dusche auf vollen Strahl.
    Laurel blieb liegen und lauschte dem Trommeln des Wassers auf den Fliesen, bis sie wieder atmen konnte, ohne den Brandherd in ihrem Hals.
    Ich kann nicht zwischen ihnen wählen, sagte sie sich. Ich kann es einfach nicht. Wenn ich Cruz wähle, glaube ich, dass mein Vater so egoistisch - oder so verzweifelt - ist, dass er sogar mein Leben aufs Spiel setzt gegen eine angemessene Rente. Aber wenn ich Dad wähle, müßte ich ja glauben, dass Cruz mich kaltblütig verführt hat, nur um meinen Vater zu erwischen.
    Ihr Dad mochte so verzweifelt sein, gestand sie sich zögernd ein. Aber Cruz war niemals so berechnend.
    Waren dies die Worte eines Mannes, der eine Frau nur benutzte, um jemand anderen zu bekommen? überlegte sie. Es ist mein Job, dich auf jede erdenkliche Weise zu beschützen.
    Laurel erschauderte, als ihr klar wurde, dass es auch zu Cruz’ Aufgaben gehörte, sie vor ihrem Vater zu schützen.
    Nein, leugnete sie sofort. Dad würde mich nicht in Gefahr bringen. Deshalb hat er das Ei mitgenommen. Aber warum hat er mir dann gesagt, ich solle meine »Ausrüstung« mitnehmen... und meinen Anrufbeantworter abhören?
    »Er hat sich Sorgen um mich gemacht«, beschwichtigte sie sich, als würden die Worte dadurch wahr, dass sie sie aussprach. »Er wollte in Kontakt bleiben.«
    Das Trommeln des Wassers verstummte. Laurel spannte sich an, sie erwartete gleich Cruz’ Rückkehr. Da sie ausblieb, musste er durch die andere Badezimmertür in sein Zimmer gegangen sein, um sich anzuziehen.
    Langsam stand sie auf und tappte zum Schrank. Sie nahm ihre Ledertasche, öffnete sie und hob den Kasten heraus, der die »Ausrüstung« enthielt. In fliegender Hast sah sie die Päckchen durch.
    Zwei Zentimeter vom Ende der zweiten Reihe entfernt entdeckte sie das, was sie nicht hatte finden wollen. Lange Zeit stand sie einfach da und starrte auf den Beweis. Er verdammte ihren Vater mehr als jedes Regierungsdokument.
    Schließlich zwang sie sich, zu duschen und sich anzuziehen, wobei sie die Gedanken an die Verzweiflung Jamies verdrängte, ebenso wie die Kränkung, weil er sie mißbraucht zu haben schien. Weil er sie immer noch mißbrauchen wollte.
    Sie schnappte sich die Ledertasche und trottete barfuß aus dem Raum.
    Wie erwartet fand sie Cruz in der großen Halle im Innern von Karroo. Das dünne Baumwollhemd, das er trug, war bis zur Hüfte geöffnet, so dass man die bandagierten Rippen sah und seine dünne Stoffhose saß wie angegossen.
    Das Fenster stand offen, so dass der leichte Wüstenwind durch die Stille rauschte. Er klang entfernt und schwermütig. Laurel hatte Angst davor, allzu lange zuzuhören. Sie fürchtete sich vor der bitteren Übereinstimmung, die sie mit seinem Klagen empfand.
    Falls Cruz bemerkt hatte, dass Laurel hereingekommen war, ließ er es sich nicht anmerken. Er lehnte reglos auf einer Ledercouch, lauschte dem Wind und beobachtete die in lupenreines Licht getauchte Wüste. Sein Gesicht war hart und entrückt. Neben ihm auf dem Tisch lagen seine Pistole und ein Reinigungsset. Die Waffe war sauber, dunkel, tödlich, genau wie er.
    Cruz drehte den Kopf und sah Laurel mit unergründlichen Augen an. Sein Blick umfaßte sie geradezu körperlich. Bei der Tasche angelangt, kniff er die Augen gefährlich zusammen.
    »Willst du etwa gehen, ohne dich von mir zu verabschieden?« fragte er.
    Laurel kannte ihn inzwischen zu gut, um sich von der Sanftheit seines Tones täuschen zu lassen. Er kochte.
    Lieber als ihn schaute sie sich die starren, unversöhnlichen Formationen durchs Fenster an. Sein Schmerz und seine Wut und seine Distanz entsprachen genau dem, was sie selbst empfand.
    »Wir sind erwachsen«, sagte sie. »Wir sollten die Sache nicht aufbauschen.«
    »Findest du das wirklich?« fragte er barsch.
    »Es gibt im Augenblick wichtigere Dinge als das, was ich wirklich empfinde.«
    Sie blickte auf seine Waffe: »Du hast deinen Job zu erfüllen, und ich habe mein Leben zu leben. Laß uns einfach damit weitermachen.«
    Mit einem Satz war Cruz auf den Füßen. Laurel wich nicht vor ihm zurück, aber es war ihr unmöglich, ihm in die Augen zu sehen. Als er so dicht vor ihr

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