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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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unterdrückt, welches auch für den Alterungsprozeß verantwortlich ist«, erklärte Hudson. »Die Rumänen sind darüber gestolpert, als sie versuchten, Wunderdrogen für die Sportmedizin zu entwickeln. Sie wollten etwas, das die Entwicklung ihrer jungen Turnerinnen verlangsamte. Und was sie dabei entdeckten, war ein wahrer Jungbrunnen.«
    »Nur das graue Haar hält man damit nicht auf, he?« fragte Toth, während sie mit den Fingerspitzen durch seine dichte Mähne strich.
    »Die Haarfarbe habe ich bewußt gewählt, um zu beweisen, dass man damit kein vertrottelter, alter Tattergreis sein muss.«
    »Wie lange hat es gedauert?« fragte Toth.
    »Bis die Behandlung gewirkt hat?«
    »Ja.«
    »Das ging sehr schnell. Es war spannend zuzusehen, wie der eigene Körper jünger wurde. Und besonders amüsierte es mich, plötzlich wieder feuchte Träume zu haben.«
    Toth lachte und löste die Finger aus seinem Haar.
    Hudson legte lächelnd den Kopf auf den Tisch zurück, und die Masseurin vergrub ihre Finger im Muskelgewebe seiner Schultern. Während des gesamten Gesprächs hatte sie nicht die geringste Regung gezeigt.
    »Wer ist die Frau?« fragte Toth. »Eine von Ihren häßlicheren Huren?«
    Toth meinte, ein kurzes Aufflackern in den toten, trüben Augen der Frau zu sehen, aber es verschwand so schnell, wie es aufgetaucht war.
    »Sie gehört zum rumänischen Geheimdienst«, sagte Hudson. »Ihre Aufgabe ist es, die Behandlung zu überwachen, um sicherzugehen, dass ich meinen Stoffwechsel nicht überstimuliere. Keine Angst, sie versteht kein Englisch.«
    »Sie meinen also, Sie können diese Phantasie noch, was weiß ich, zwanzig Jahre aufrechterhalten?« fragte Toth.
    »Mit Leichtigkeit«, erwiderte Hudson. »Ich werde der erstaunlichste Hundertjährige sein, den die Welt je gesehen hat. Ich habe die Absicht, lange genug kraftvoll und potent zu bleiben, um meinen ersten und bisher einzigen Sohn zu beerdigen.«
    »Es klingt, als freuten Sie sich schon darauf, ihn unter der Erde zu sehen«, bemerkte Toth.
    »Er ist ein wertloser Weichling, süchtig nach Drogen und Alkohol und Tod.«
    Als die rumänische Krankenschwester sah, dass die gesamte Flüssigkeit aus dem Behälter gelaufen war, entfernte sie behende den Schlauch und den Katheter und reinigte die Einstichstelle mit Alkohol. Dann massierte sie sanft die Muskeln in Hudsons Bein.
    Hudson schwieg eine Zeitlang, bis er verärgert knurrte und sich auf die Ellbogen stützte. Die Schwester nickte eilig zum Zeichen, dass sie die Beschwerde verstanden hatte, und bearbeitete das Bein mit mehr Vehemenz.
    »Das Prednisteran kann ziemlich brennen, wenn es nicht im Blutkreislauf verteilt wird«, sagte Hudson. »Das ist der einzige Nachteil der Behandlungen.«
    »Das ist alles? Ein leichtes Brennen?«
    »Ein ziemlich geringer Preis für körperliche, sexuelle und geistige Langlebigkeit, finden Sie nicht?«
    »Allerdings, Baby. Amen.«
    Erneut strich Toth über Hudsons Leib, als wäre er ein Haustier, das sie zu kaufen gedachte und von dessen Gesundheit es sich zu überzeugen galt.
    »Würden Sie es gern mal ausprobieren?« fragte Hudson. »Die erste Behandlung ist die angenehmste und erfrischendste Erfahrung, die man sich vorstellen kann.«
    Toth hob die Hand. »Klingt, als könnte man davon abhängig werden.«
    »Genau wie von der Jugend.«
    Toth begann schweigend in dem heißen, schwülen Solarium umherzuwandern und sich die Einrichtung und die medizinischen Instrumente anzusehen.
    Hudson folgte ihr mit belustigten Blicken. Er hatte ihre Reaktion vorausgeahnt. Es war schwer für einen Menschen in der Blüte seines Lebens, die Anziehungskraft ewiger Vitalität nachzuempfinden.
    Aber in ein paar Jahren dächte sie anders - sobald sie die erste schleichende Gewißheit ihrer eigenen Verwundbarkeit durch Alter und Häßlichkeit zu spüren begann. Dann käme sie auf Knien angekrochen und würde ihn um die wenigen Krumen anbetteln, die er ihr abzugeben gewillt sein würde.
    »Warum haben Sie angerufen?« fragte er leise. »Haben Sie das Ei?«
    »Ich arbeite immer noch daran. Was ist mit dem Geld?«
    »Ich arbeite immer noch daran«, wiederholte Hudson spöttisch ihren Satz.
    Toth nahm eine Flasche Medizin und sah mit gerunzelter Stirn auf die Beschriftung, die sie nicht verstand.
    »Beeilen Sie sich lieber«, sagte sie. »Sie sind nicht mehr der einzige Interessent. Der ehemalige Besitzer hat mich kontaktiert.«
    Hudson drehte sich um und setzte sich auf. Mit einem Blick entließ er die

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