Schimmernder Rubin
Solariums auf eine angenehme Art. Toth sah angewidert auf die Tüte mit der Flüssigkeit und auf den Schlauch, durch den das Zeug in die Nadel in Hudsons Oberschenkel floß. Nadeln erinnerten sie immer an Armut, Drogen und Vergewaltigung.
»Machen Sie das... oft?« fragte sie mit einem Blick auf den Katheter, der in eine von Hudsons Venen schnitt.
»Einmal im Monat«, erwiderte er mit einer durch seine Lage gedämpften Stimme. »Man kann sich noch öfter behandeln lassen, aber durch zu häufige Anwendungen verliert das Zeug an Wirksamkeit. Ich halte mich streng an den Behandlungsplan.«
»Was ist in dem Behälter?« fragte Toth. »Sieht wie Pisse aus.«
Hudson hob den Kopf und sah sie mit väterlicher Nachsicht an.
»Der rumänische Name ist unaussprechlich«, sagte er. »Und es gibt keine englische Bezeichnung dafür, weil das Material hier bisher nicht hergestellt wurde.«
»Was ist es, Affendrüsen?«
»Mein liebes Kind«, Hudson lachte. »Glauben Sie etwa alles, was Sie gedruckt sehen?«
Toth lachte mit, und ihr Unbehagen legte sich. Als Hudson sie angesehen hatte, hatte ihr sein Blick Verlangen und Anerkennung geschickt.
»Ich glaube nur das interessante Zeug«, sagte sie.
»So wie die Geschichten von der ewigen Jugend?«
»Für dieses Thema bin ich noch zu jung.«
Das war eine Lüge, aber sie war das Lügen gewohnt. Wie beim Sex war sie auch in diesem Metier eine Meisterin.
»Eines Tages werden Sie in den Spiegel sehen und bemerken, dass Ihre Titten bis zum Bauchnabel hängen«, sagte Hudson. »Und Ihr herrlicher Arsch wird Ihnen zwischen den Knien baumeln.«
Toth lächelte und klopfte das fragliche Teil.
»Dann werden Sie sich unter das Messer eines lächelnden Chirurgen legen«, fuhr Hudson fort. »Er wird hier ein wenig abzwicken, dort ein wenig straffen, hier etwas schneiden, dort etwas nähen, und wenn er fertig ist, werden Sie Narben haben und Ihre Titten und Ihr Arsch sind nach kurzer Zeit wieder so schlaff wie zuvor.«
Hudson legte seinen Kopf auf den Tisch zurück, aber er ließ Toth nicht aus den Augen, während er ihr weiter vom Leben eines alten Menschen erzählte.
»Ein paar Jahre später werden Sie sich abermals unters Messer legen«, sagte er leise. »Und wieder und wieder, bis Sie nicht mehr zählen können, wie oft man an Ihnen rumgeschnippelt hat. Aber bis dahin ist Ihre Haut dünn und fleckig, und Sie haben sich so oft liften lassen, dass Ihr Nabel bereits einen Spitzbart hat. Unter dem Skalpell eines begeisterten Arztes erlangen Sie niemals die ewige Jugend. Sie kriegen nichts als Narben, die er mit etwas Glück wenigstens geschickt hinter den Falten versteckt.«
Toth erschauderte. Wie das Meer war das Alter eines der wenigen Dinge, die sie ängstigten, ohne sie gleichzeitig zu stimulieren. Gegen das Alter gab es keinen Sieg. Man wurde alt und häßlich und starb.
»Ist Ihnen das passiert, alter Mann?« fragte sie heftig. »Haben Sie auch Narben und Falten gekriegt?«
Hudson lächelte.
»Kommen Sie doch näher und überzeugen sich selbst«, forderte er sie auf.
Das Zögern ihrer Schritte verriet Hudson, dass seine Einschätzung ihrer Reaktion auf seine tatsächliche Abhängigkeit von Schläuchen und Nadeln richtig gewesen war. Es war die normale Reaktion einer gesunden jungen Kreatur.
Aber niemand blieb ewig gesund und jung.
Toth rückte in Reichweite heran. Die Masseurin knetete weiter an Hudson herum, als wäre sonst niemand im Raum.
»Los«, forderte Hudson und sah Toth aus gewieften, alten Augen an. »Berühren Sie mich. Ich bin durchaus echt.«
Langsam strich Toth über Hudsons Leib. Sein Körper war bemerkenswert, fest und geschmeidig, mit dem Muskelspiel eines kräftigen, durchtrainierten Vierzigjährigen.
Und mit der sexuellen Energie eines Teenagers. Das hatte sie selbst in seinem Flugzeug in Erfahrung gebracht, während sie seinen Schwanz gestreichelt und ihm ihre erpresserischen Forderungen ins Ohr geflüstert hatte.
»Was Sie da gerade bewundern, ist das Ergebnis einer Mischung aus Frischzellen und etwas, was man Prednisteran nennt«, sagte Hudson.
»Und was bewirkt diese Mischung?« fragte Toth, trotz ihres Abscheus vor allem Medizinischen fasziniert.
Denn sie wußte, dass Hudsons Schilderung ihrer Zukunft richtig war. Eines Tages würde sie die einzige Waffe verlieren, die ihr den Machtgewinn ermöglichte. Eines Tages würden die Männer sie anblicken und eine alte Frau sehen.
»Es ist eine Mischung, die das menschliche Wachstumshormon
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