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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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er sich fluchend um.
    Davinian stand abwartend da und beobachtete ihn aus dunklen Augen, die noch nicht einmal die Zeit hatte trüben können.
    »Also gut«, sagte Hudson. »Himmel, was für ein Debakel.«
    Während Davinian den Tee aufbrühte und einschenkte, setzte Hudson zu seiner Rede an. Ohne dass man es ihm ansah, hörte Davinian mit der stillen Aufmerksamkeit des Mörders zu, der er einst gewesen war. Währenddessen nippte er an dem belebenden Tee.
    Je mehr er hörte, um so besser verstand er Hudsons Furcht. Claire Toth war erschreckend gut informiert.
    »Das Weib muss seit Jahren meine Post gelesen haben - unsere Post«, stellte Hudson fest. »Du hättest sehen sollen, wie sie sich an meinem Schwanz gerieben und mir ihre Zunge ins Ohr gesteckt hat, während sie mir jedes einzelne Geschäft vorhielt, das ich je mit dir getätigt habe.«
    »Jedes einzelne?«
    »Jedes einzelne, von der Sache mit den Diamanten bis hin zu den Alten Meistern.«
    »Diamanten sind nichts Ungewöhnliches und völlig anonym«, warf Davinian ein.
    »Ein paar von ihnen waren es nicht.«
    »Über die wusste sie auch Bescheid?«
    »Ja. Über die blauen Romanows ebenso wie über die pinkfarbenen, die Harry Winston gekauft hat.«
    »Wirklich?« Davinian seufzte. »Das ist nicht gut, Damon.«
    »Es kommt noch schlimmer. Sie hat mir eine akkurate und detaillierte Aufzählung sämtlicher Gemälde gegeben. Sie kannte sie alle. Sie wusste sogar, wie wir die Gewinne aufgeteilt haben und wie mein Geld investiert ist.«
    »Ah«, sagte Davinian. »Spätestens jetzt muss dir klar sein, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe.«
    »Warum?«
    »Weil ich mich nie um die Einzelheiten deiner Geschäfte gekümmert habe, genau, wie du nie in mein Leben eingedrungen bist.«
    Hudson dachte einen Augenblick nach und nickte dann zögernd.
    »Aber was ist mit deinen russischen Freunden?« fragte er. »Sie vertrauen niemandem. Noch nicht einmal mir.«
    Davinian hätte fast gelächelt, als er die Verärgerung in Hudsons Stimme wahrnahm.
    »Trotz all der Freundschaft, die ich der Sowjetunion in den vergangenen fünfzig Jahren entgegengebracht habe«, fuhr Hudson fort, »trotz all der Handelsembargos, die ich bekämpft habe, trotz all der rechten Idioten, mit denen ich es mir hier verscherzt habe, haben mir die Russen nicht ein einziges Mal vertraut. Und jetzt das! Himmel! Ich habe etwas Besseres verdient von diesen Trampeln.«
    Davinian schüttelte den Kopf.
    »Du hättest einen guten Schauspieler abgegeben«, bescheinigte er dem Gast. »Man könnte glatt glauben, du wüsstest nicht, dass Verrat die Hauptregel zwischen den Menschen ist.«
    »Aber ich hatte eine Vision «, entgegnete Hudson. »Mein Leben lang habe ich für den Weltfrieden und die freundschaftliche Kooperation gearbeitet. Ich hatte die besten Beziehungen zu jedem Sowjetführer von Stalin bis Gorbatschow. Wenn ich müsste, würde ich sogar mit diesem Trottel Jelzin Frieden schließen.«
    Das Geräusch, das Davinian ausstieß, konnte alles bedeuten.
    »Alles, was ich getan habe, zielte darauf ab, die Hürden zwischen den Völkern einzureißen«, fuhr Hudson ernsthaft fort.
    »Und um Profit zu machen«, fügte Davinian hinzu.
    »Sie haben mich benutzt!«
    »Genau wie du sie benutzt hast.«
    »Aber...«
    »Bitte«, sagte Davinian, »spiel mir nicht den internationalen Menschenfreund vor. Das passt nicht zu dir. Du warst ein Freund der Sowjets, weil es dir Vorteile brachte.«
    »Nein. Ich habe an etwas geglaubt.«
    »Dann warst du ein Narr. Aber das glaube ich nicht, Damon Hudson.«
    Einen Augenblick lang sahen die beiden Männer einander schweigend an. Obgleich sie gleichaltrig waren, hatte Davinian Hudson immer um seine Stärke und seine aggressive Manneskraft beneidet.
    Doch jetzt sah er ihn in einem anderen Licht. Hudsons Körper war erstaunlich straff, aber sein Hirn schien aufzuweichen. Davinian überlegte, ob das eine Nebenwirkung der sexuellen Belebungsimpfungen war, die sich Hudson heimlich geben ließ.
    Zumindest dachte Hudson, dass es ein Geheimnis war. Und das war es für die meisten Menschen auch. Nicht aber für Davinian. Die Orte in Osteuropa, an denen Hudson sich unter dem Deckmäntelchen wichtiger Geschäftsreisen die Spritzen geben ließ, waren dieselben Orte, an denen Davinian alte Freunde besaß.
    Plötzlich verstand er, weshalb Hudson bei dem Gedanken, die Russen hätten ihn verraten, derart in Panik ausbrach. Er hatte Angst, die Quelle seiner sagenhaften Virilität zu

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