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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Profis, dachte der kalte Teil seines Gehirns.
    Er sah sich die Waffe genauer an. Dort, wo die Seriennummer sein müßte, waren frische Spuren einer Stahlfeile zu sehen.
    Durch und durch sauber und professionell, stellte er grimmig fest. Auch die Schüsse waren gut gezielt gewesen. Die reinsten Schlachter.
    Sie hatten zwei der vier Schüsse in den Raum zwischen Cruz’ Gürtelschnalle und seinen Rippen platziert. Sein Hirn wußte es, aber sein Körper war noch nicht soweit. Adrenalin war ein gutes Betäubungsmittel, bis die Krise vorüber war.
    Er unterdrückte den stechenden Schmerz, der sich zu melden begann. Obgleich er sich sagte, dass er zur Tür gehen sollte, um die zweite Waffe aufzuheben, sank er langsam auf die Knie. Als er versuchte wieder aufzustehen, drang ein unterdrücktes Stöhnen durch seine zusammengepreßten Zähne, und er verlor den Kampf.
    Plötzlich tauchte Laurel neben ihm auf und stützte ihn. Er sah sie an, leicht überrascht und ein bißchen verwirrt. Er sah, wie sich ihre goldenen Augen vor Entsetzen weiteten, als sie die beiden klaffenden Löcher im Stoff seines dunklen Pullovers sah.
    »Kein Grund zur Sorge«, stieß er hervor.
    »Wenn Sie das glauben, dann haben Sie den IQ einer Flasche Nagellack.«
    Laurel beugte sich über Cruz, um seine Wunden zu untersuchen. Er vergrub seine Finger in ihrem Haar und zerrte ihren Kopf nach oben.
    »Keine Zeit. Wenn Sie leben wollen«, sagte er.
    »Ich? Und was ist mit Ihnen?«
    »Sie sind hinter Ihnen her. So ist es nun mal.«
    »Werden sie zurückkommen?«
    »Ich an ihrer Stelle würde es.« Sein Blick ließ jegliches Entgegenkommen vermissen.
    Undeutlich wußte sie, dass sie ihn fürchten sollte. Und das täte sie auch, hätte er nicht etwas für sie getan.
    Er hatte die für sie bestimmten Kugeln abgefangen.

13
    Laurel schüttelte heftig den Kopf in dem Versuch, das Klingeln in ihren Ohren loszuwerden.
    Es nützte nichts.
    Man hatte ihr die Welt, in der sie bisher gestanden hatte, unter den Füßen weggetreten. Pistolen, die orangefarbene Flammen spuckten, Geräusche, die sie wie Fausthiebe trafen, Männer, die schrien und gutturale Kehllaute ausstießen, zwei dunkle Gestalten, die in die Nacht hinaustaumelten, Cruz, der wie eine Raubkatze lauernd am Boden kauerte...
    Die Gewalt war schneller über sie hereingebrochen, als sie denken konnte. Aber noch verwirrender war die Erkenntnis, dass jemand ihren Tod zu wünschen schien.
    »Cruz?« flüsterte Laurel.
    »Geh und pack deine Sachen. Sofort.«
    Das dunkle, kantige Gesicht des Mannes, der ihr das Leben gerettet hatte, war schmerzverzerrt. Cruz preßte seinen linken Ellbogen an seinen Körper und stand auf. Er lehnte sich schwer an den Arbeitstisch. Die große, schwere Pistole hielt er immer noch wie ein Spielzeug in der Hand.
    Aber sie war keines.
    »Beweg dich«, knurrte er mit zusammengepreßten Zähnen.
    »Du kannst nirgendwo hingehen. Du bist verletzt.«
    »Getroffen ja, aber nicht verletzt«, erwiderte er.
    »Ich habe gespürt, wie du zusammengezuckt bist, als die Kugeln trafen«, beharrte Laurel. »Ich habe es gespürt!«
    »Ich auch. Glaub mir.«
    Cruz lächelte grimmig, als er die Pistole sicherte und auf den Tisch legte. Dann versuchte er seinen Pullover und sein Hemd auszuziehen, ohne den linken Arm zu bewegen.
    »Was machst du da?« fragte sie.
    »Ich versuche einen Striptease. Willst du mir helfen oder willst du nur daneben stehen und mir ein paar Scheine in mein Suspensorium stecken?«
    Laurel murmelte etwas, das wie abartiger Macho und Hurensohn klang, und streckte die Hand nach Cruz’ Pullover aus.
    »Himmel, sei vorsichtig!«
    Laurels Hand erstarrte mitten in der Bewegung, mit der sie ihm den Pullover über den Kopf ziehen wollte. Sie sah seinen Bauch an, entdeckte allerdings kein Blut.
    Gott sei Dank, dachte sie. Wenigstens hatten die Kugeln ihn anscheinend nicht getroffen.
    »Cruz?« fragte sie atemlos.
    »Hier bin ich. Warte. Beweg dich - nicht.«
    Sie hörte, wie sein Atem durch die zusammengebissenen Zähne rasselte. Dann hörte sie ein leises Geräusch, das ein Stöhnen sein konnte, während er seinen rechten Arm bewegte, bis er fast aus dem Ärmel war.
    »In Ordnung«, sagte er keuchend. »Zieh ihn aus. Aber vorsichtig.«
    »Tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun.«
    »Ja. Zieh ihn zuerst über den rechten Arm.«
    Zögernd begann Laurel, den Pullover über Cruz’ rechten Arm und dann über seinen Kopf zu streifen. Als sie bei der linken Schulter angelangt war, atmete er

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