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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Lächeln, mit der er ihr die Geige überreichte, schien zu versprechen, daß ihr am Ende auch der Geiger selbst geschenkt werden würde.
    Verständlich also, daß jemand wie Manci Rosner hinter diesem Zauberer die stille Ehefrau übersah. Für die auf den Tod Erkrankten allerdings war sie deutlich sichtbar. Die fütterte sie mit Grießbrei, den sie in ihrer eigenen Küche zubereitete und hinauftrug. Dr. Biberstein hielt Frau Dresner zum Beispiel für einen hoffnungslosen Fall, aber Frau Schindler fütterte sie unermüdlich sieben Tage lang mit Grießbrei, und die Patientin genas von der Ruhr. Gerade der Fall Dresner beweist, wie recht Mila Pfefferberg mit ihrer Vermutung hatte, die meisten Frauen hätten keine Woche mehr zu leben gehabt, hätte Schindler sie nicht aus Birkenau weggeholt. Auch Janka Feigenbaum, die Neunzehnjährige mit dem Knochenkrebs, wurde von Frau Schindler gepflegt. Ihr Bruder Lutek, der in der Werkshalle arbeitete, sah sie öfters mit einer Schüssel selbstgekochter Suppe für Janka aus ihrer Wohnung kommen. »Sie stand in Schindlers Schatten, aber das taten wir ja alle«, sagte er später. »Dabei war sie durchaus eine Persönlichkeit.«
    Als Feigenbaum seine Brille zerbrach, beschaffte sie ihm eine neue. Das Rezept bewahrte ein Augenarzt in Krakau auf, und Frau Schindler ließ es durch jemand mitbringen, der in Krakau zu tun hatte, und sorgte dafür, daß eine neue Brille angefertigt wurde. Der junge Feigenbaum war ihr dafür mehr als dankbar, zumal das Regime es darauf abgesehen zu haben schien, Blindheit über ganz Europa zu verbreiten. Es wird übrigens berichtet, daß Schindler in mehreren Fällen neue Brillen beschaffte, und man darf sich fragen, ob nicht so manche hilfreiche Handreichung, die seine Frau vornahm, einfach seinem Konto zugerechnet wurde, so wie ja auch die Heldentaten der Nebenfiguren in der Überlieferung von König Artus oder Robin Hood diesen zugeschrieben werden.
    Kapitel 34
    Hilfstein, Handler, Lewkowicz und Biberstein waren die Ärzte, die in der Krankenstube arbeiteten. Alle vier fürchteten den Ausbruch einer Typhusepidemie, und zwar nicht nur, weil das eine gefährliche Krankheit ist, sondern, weil in einem solchen Falle das Arbeitslager Brünnlitz geschlossen würde und die Kranken zurück in die Viehwagen und in die Typhusbaracken von Birkenau mußten.
    Biberstein berichtete Schindler etwa eine Woche nach Eintreffen der Frauen, daß er mit zwei weiteren Erkrankungen rechne; die Symptome Kopfschmerzen, Fieber, Schmerzen im ganzen Körper und daraus resultierende allgemeine Schwäche - hatte er schon festgestellt. In wenigen Tagen dürften sich die typischen Pusteln zeigen. Man müsse beide Fälle isolieren.
    Schindler wußte genug über Typhus. Übertragen wurde die Krankheit meist von Läusen, und verlaust waren alle Gefangenen. Die Inkubationszeit betrug etwa 14 Tage, und man mußte damit rechnen, daß innerhalb dieser Frist die Krankheit bei Dutzenden, wenn nicht noch mehr Gefangenen zum Ausbruch kam. Die Häftlinge lagen auch nach Installierung der neuen Pritschen zu nahe beieinander. Paare, die sich heimlich und hastig in versteckten Ecken trafen, übertrugen die Läuse aufeinander. Die Energie dieser Tierchen schien jetzt selbst Schindlers Energie in den Schatten zu stellen.
    Es war also keine bürokratische Maßnahme, daß Schindler befahl, im Oberstock Duschen, eine Wäscherei und eine Entlausungsanlage einzurichten, die mit dem Dampf der Zentralheizung im Keller betrieben werden sollte. Die Installateure mußten in zwei Schichten arbeiten, und sie taten es mit dem Eifer, den sie an alle geheimen Vorhaben in Brünnlitz wandten. Den offiziellen Teil des Unternehmens repräsentierten die auf dem frisch betonierten Boden des unteren Geschosses montierten Maschinen. Es lag sowohl in Schindlers Interesse als auch in dem der Häftlinge, daß diese
    Betriebsanlagen einen guten Eindruck machten, denn sie mußten als Kulisse überzeugend wirken. Aber es zählten die inoffiziellen Tätigkeiten. So strickten die Frauen aus der von Hoffmanns hinterlassenen Wolle Kleidungsstücke und unterbrachen diese Tätigkeit nur, wenn jemand vom Wachpersonal auf dem Weg in Schindlers Büro durch die Werkshalle kam oder wenn die beiden deutschen Zivilingenieure Fuchs und Schönbrunn (»an unsere eigenen reichten die nicht annähernd heran«, erzählte später ein Überlebender) aus ihren Büros kamen.
    Der Brünnlitzer Schindler war wieder der, als den die Insassen des Lagers

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