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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Rede, wie nicht anders zu erwarten, auf jenes Thema, das die Zivilverwaltung aller Ränge beschäftigte, die Juden.
    Toffel und Reeder hatten tagsüber die Ausladung von Polen und Juden auf dem Mogilska-Bahnhof überwacht. Diese Leute waren aus den deutschen Ostgebieten hierhertransportiert worden, und zwar in Viehwagen der Ostbahn, was zwar unbequem und kalt gewesen sein dürfte, doch erträglich, denn die Waggons waren nicht überfüllt. Bemerkenswert schien Toffel einzig, daß solche Transporte überhaupt stattfanden.
    »Wir befinden uns angeblich in einem Kriege«, rügte er, »aber die gesamte Ostbahn ist mit nichts anderem beschäftigt als mit dem Transport von Polen und Juden, als ob die nicht bleiben könnten, wo sie sind!«
    Die Herren von der Abwehr hörten mokant lächelnd zu. Für die SS mochten ja die Juden der innere Feind sein, für die Leute von Canaris war es die SS.
    Seit dem 15.November beanspruche die SS das gesamte Eisenbahnnetz für sich. Die SS-Führung beschwere sich immer wieder darüber, daß die Wehrmacht sich nicht an eine Übereinkunft halte, derzufolge die Ostbahn ausschließlich der SS zur Verfügung stehe. Als ob es nicht wichtiger wäre, die Bahn für die Verlegung von Truppen und Gerät zu benutzen! Wie solle das Heer sich eigentlich bewegen auf Fahrrädern?
    Es amüsierte Oskar zu sehen, daß die Abwehr dazu nichts zu sagen hatte; man hielt Toffel nicht für angetrunken, sondern für einen Provokateur.
    Es wurden noch weitere Fragen über diese sonderbaren Transporte gestellt, die schon bald nicht mehr das geringste Interesse erregen sollten. Noch waren sie etwas Neues. »In den Akten ist dauernd von Umsiedlung die Rede«, berichtete Toffel. »Ich halte das für den reinsten Blödsinn.«
    Es wurde Hering in saurer Sahne gereicht und dazu Wodka. Gebauer brachte die Rede auf die Judenräte, die auf Anweisung von Frank überall eingerichtet wurden. In Großstädten wie Krakau und Warschau bestanden sie aus vierundzwanzig gewählten Mitgliedern, die persönlich für die Einhaltung der Erlasse und Verordnungen verantwortlich gemacht wurden.
    In Krakau gab es den Judenrat erst einen knappen Monat. Marek Biberstein, ein angesehener ehemaliger Stadtrat, war der Präsident. Angeblich, so Gebauer, habe der Judenrat den deutschen Behörden bereits eine Liste mit den Namen der arbeitsfähigen Juden übergeben. Ob man es nicht auch etwas übereifrig fände, gleich Leute zum Schneeräumen, Latrinenreinigen und Gräbenausheben anzubieten.
    Steinhauser war da anderer Ansicht. Der Judenrat gehe davon aus, daß ein solches Verfahren die Ad-hoc- Aushebung von Arbeitskräften vermeide, und gerade dabei kämen ja die schlimmsten Übergriffe und auch Erschießungen vor.
    Leutnant Plathe stimmte zu. Die Juden erböten sich zur Mitarbeit, um Schlimmeres zu vermeiden. Das sei nun mal ihre Methode, und man müsse das verstehen. Noch immer hätten sie sich durch anfängliche Fügsamkeit und darauf folgende Unterhandlungen loskaufen können. Gebauer schien darauf aus zu sein, Toffel und Reeder irrezuführen, indem er sich an dieses Thema hielt und mehr Interesse dafür zeigte, als er wirklich hatte. »Mitarbeit ist gut«, sagte er. »Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel dafür. Frank verlangt, daß alle Juden im Generalgouvernement eine weiße Armbinde mit blauem Davidstern tragen. Das ist jetzt ein paar Wochen her, aber schon schmeißt ein jüdischer Fabrikant in Warschau die Dinger haufenweise auf den Markt, das Stück für drei Zloty. Als ob man nicht wüßte, wozu dieser Erlaß gut sein soll, als ob das ein Abzeichen wie von einem Radlerklub wäre.«
    Nun schlug man Schindler, der ja Emailwaren produzierte, vor, eine Luxusausführung des Judensterns in Emaille herzustellen und über seine Freundin Ingrid im Eisenwarenhandel vertreiben zu lassen. Dazu bemerkte jemand, dieser Stern sei das Symbol des von den Römern zerstörten jüdischen Reiches, das noch immer in den Hirnen von Zionisten spuke, und die Juden könnten eigentlich stolz darauf sein, es zu tragen.
    »Die Juden«, sagte Gebauer, »haben keine Organisation zu ihrem Schutz. Sie haben unbedeutende Hilfskomitees, aber helfen können ihnen die jetzt nicht. Diesmal wird es anders. Diesmal haben sie es mit der SS zu tun.« Und wieder klang es so, als bewundere Gebauer die professionelle Härte der SS, wenn auch nicht gar zu sehr.
    »Ach was, das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist, daß sie in Madagaskar enden. Und da ist das Wetter angenehmer als in

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