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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Militär beliefern, sondern auch den unersättlichen schwarzen Markt. Er wußte, daß er auf dem Wege zum Großunternehmer war. Mitte 1940 beschäftigte er 250 Polen und mußte eine Nachtschicht einrichten. In der Landmaschinenfabrik seines Vaters in Zwittau hatten in ihren besten Zeiten fünfzig Leute gearbeitet. Wahrlich, es ist ein schönes Gefühl, den Vater zu übertreffen, dem man nie verziehen hat.
    Stern kam mehrmals im Laufe des Jahres und bat Schindlet, ausnahmsweise einen seiner jüdischen Schützlinge einzustellen eine Vollwaise aus Lodz; die Tochter eines Schreibers beim Judenrat. Schon nach wenigen Monaten waren es 150 Juden, die bei ihm arbeiteten, und seine Fabrik galt als Zufluchtsort.
    In diesem wie in allen folgenden Jahren bis zum Kriegsende waren Juden unablässig auf der Suche nach einer kriegswichtigen Arbeit. Im April ordnete Frank die Räumung der Stadt Krakau von allen Juden an.
    Eine etwas sonderbare Anordnung, bedenkt man, daß die Reichsbehörden täglich gegen 10 000 Juden und Polen ins Generalgouvernement schafften.
    Frank allerdings fand die Zustände in Krakau unerträglich, kannte er doch deutsche Stabsoffiziere, die zusammen mit jüdischen Mietern in Wohnblöcken hausen mußten. Auch andere höhere Beamte waren einer so unwürdigen Behandlung ausgesetzt. Noch sechs Monate, so gelobte er, und Krakau sei judenfrei. 5000 bis 6000 jüdischen Spezialisten sollte auch danach noch der Aufenthalt in der Stadt erlaubt sein, alle anderen hatten anderswo im Generalgouvernement zu verschwinden, in Warschau oder Radom, in Lublin oder Tschenstochau. Juden durften sich ihren neuen Wohnsitz selber aussuchen, vorausgesetzt, sie zogen bis zum 15. August ab. Wer dann noch in der Stadt war, sollte per Lastwagen mit geringstem Gepäck an einen Ort gebracht werden, welchen die Behörden bestimmten.
    Ab dem 1.November, kündigte Frank an, könnten Deutsche in Krakau endlich »frei atmen« und die Straßen der Stadt würden »nicht mehr von Juden wimmeln«. Es gelang ihm nicht ganz, die jüdische Bevölkerung in jenem Jahr auf die gewünschte Zahl zu reduzieren. Als seine Pläne bekannt wurden, hatte das immerhin zur Folge, daß die Juden von Krakau, insbesondere die jüngeren, sich um qualifizierte Arbeit bemühten. Männer wie Stern und solche, die dem Judenrat angehörten oder nahestanden, hatten bereits eine Liste derjenigen Deutschen zusammengestellt, von denen sie sich Hilfe versprachen, und auf dieser Liste standen Schindler ebenso wie Madritsch, ein Wiener, der kürzlich u. k. gestellt worden war und als Treuhänder eine Uniformfabrik leitete.
    Madritsch wußte den Wert von Heeresaufträgen zu schätzen und stand im Begriff, in eigener Regie eine Uniformfabrik in der Vorstadt Podgorze zu eröffnen. Am Ende sollte er ein noch größeres Vermögen machen als Schindler, doch war er noch Gehaltsempfänger.
    Er galt als human das war alles. Ab i. November hatten 23 000 Juden freiwillig die Stadt verlassen. Manche zogen in die neuen Gettos von Warschau und Lodz. Man kann sich die Lücken bei Tisch, die kummervollen Abschiede vorstellen, doch die Menschen fügten sich, weil sie dachten: Schlimmeres wird man nicht von uns verlangen.
    Schindler wußte, was vorging, meinte aber ebenso wie die Juden, es handele sich um eine einmalige Maßnahme. 1940 mag sehr wohl das arbeitsreichste Jahr in Schindlers Leben gewesen sein; er machte aus einer bankrotten Fabrik ein Werk, das von den auftraggebenden Behörden ernst genommen werden konnte. Als der erste Schnee fiel, bemerkte Schindler verärgert, daß täglich so um die sechzig seiner jüdischen Arbeiter fehlten. Die wurden auf dem Weg zur Arbeit von der SS angehalten und zum Schneeschaufeln kommandiert.
    Schindler beklagte sich bei seinem Freund Toffel in der Befehlsstelle der SS auf der Pomorkastraße. Bis zu 12.5 Ausfälle habe er schon an einem Tag gehabt, klagte er Toffel.
    »Machen Sie sich mal klar«, vertraute Toffel ihm an, »daß es hier Leute gibt, die sich einen Dreck um die Produktion scheren. Die lassen jüdische Arbeiter lieber Schnee schaufeln. Ich verstehe es nicht, aber für die hat das geradezu rituelle Bedeutung. Und es geht nicht nur Ihnen so, sondern allen Arbeitgebern.«
    Ob die sich auch beschwerten? wollte Schindler wissen. Toffel bestätigte das und fügte noch etwas hinzu: Ein hoher Funktionär habe beim Mittagessen in der Pomorskastraße gesagt, es sei Hochverrat zu glauben, gelernte jüdische Arbeitskräfte könnten im Wirtschaftsleben

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