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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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Brust. Und manchmal wieder fühle ich, dass
das alles nicht stimmt, dass er ein fremder, unbegreiflicher Mensch für mich
ist.
    »Wozu
quälst du diesen Mann, heirate ihn endlich!«, sagt Mama. Pawel hat auf die
altmodische Tour um meine Hand angehalten: bei meinem Vater. Nachdem er schon
mit meiner Mutter gesprochen hatte. Als wären sie es und nicht ich, die über
mein Schicksal zu entscheiden hätten.
    Heiraten!
Irgendwen muss man schließlich heiraten. Muss
man? Wieso eigentlich?
    Seine
Verliebtheit hat mich schwindlig gemacht. Vor so viel Inbrunst setzte mein
Verstand aus. Liebe steckt an.
    Aber so
viel weiß ich: Lieben werde ich nur den einen. Und er ist dieser eine nicht!
    Wie lange
halte ich das noch durch? Und wenn wir uns trennen - was wird dann aus mir?
    Von all
diesen Gedanken wird mir so unbehaglich, wird es in mir so leer.
    Und wenn
ich ihn doch gar nicht liebe, warum halte ich mich dann an ihm fest? Ach,
festhalten ist ein zu schwacher Ausdruck dafür, ich habe mich in ihn verkrallt,
verbissen!
    Ich werde
stark sein. Kühl sein. Werde sagen: Pawel, ich liebe dich sehr, aber Liebe ist
nicht alles. Nein, so nicht.
    Besser
unverblümt: Es passt dir nicht, dass ich auftreten möchte, im Zentrum der
Aufmerksamkeit stehen, bejubelt werden, von Komplimenten überschüttet. Dass ich
Verehrer habe. Was nun mal nicht ausbleibt, wenn man auf der Bühne steht. Wozu
geht man schließlich da rauf? Um seine Liebe nicht nur einem, sondern vielen zu
geben! Um von der ganzen Welt geliebt zu sein! Und das bereitet dir Verdruss.
Es schmeichelt zwar deiner Eitelkeit, kratzt jedoch an deinem Besitzanspruch.
Ich gebe zu, mir gefällt es, beachtet, umworben zu werden - dafür ist das Leben
ja da! Und welche Frau ist nicht gekränkt, wenn sie sich ungenügend beachtet
fühlt? So habe ich auch dich dazu gebracht, mich zu lieben! Und siehst du, was
passiert ist? Jetzt, wo ich dich so weit habe, weiß ich mit deiner Liebe nichts
anzufangen!
    Nein, das
ist es alles nicht. Ich werde sagen: Wir sind zu verschieden. Du bist ein sehr
lieber Mensch, Pawel: gütig, beherzt und stark. Aber du hast ein schweres
Gemüt. Anscheinend kannst du überhaupt nicht lachen. Ich hingegen bin von
leichter Art! Möchte lachen und mich des Lebens freuen, der schönen Dinge, die
die Welt zu bieten hat! Zum Beispiel die neue Seidenbluse, die mir Papa
geschenkt hat. Echt Brüsseler Spitze. Sie fühlt sich so wunderbar an auf der
nackten Haut! Und du, kannst du dich denn überhaupt am Leben erfreuen? Weißt du
noch, Pawel, du sagtest mir einmal: Wie kann man nur singen und fröhlich sein
in einer Zeit, da so viel Schmerz und Unbill in der Welt ist? Wogegen ich
denke: Wenn für Schönheit und Liebe nicht die rechte Zeit ist, so muss man
schön sein und lieben wider die Zeit!
    »Wovon
redest du?«, wird er fragen und mich wieder einmal nicht verstehen.
    Pawel, du
siehst nur dich! Nehmen wir zum Beispiel das mit den Fotos. Für den, der auf
die Bühne will, im Blickpunkt stehen möchte, ist es wichtig, gute Fotografien
zu haben. Ich hoffte immer, dass du mich einmal aufnimmst, ein hübsches Porträt
von mir machst - da du doch weißt, wie sehr es mir darauf ankommt! Aber es fiel
dir nicht von allein ein, ich musste dich darum bitten. Da hast du dich einen
Tölpel gescholten, batest um Verzeihung. Hast welche gemacht, die aber nicht
gut waren. Neue zu machen hattest du nie Zeit. Und ich werde dich kein zweites
Mal darum bitten. Für dich gibt es nun einmal Wichtigeres als mich. Und so habe
ich bis heute keine gute Aufnahme von mir.
    Nein, das
mit den Fotos lasse ich weg. Ich sollte einfach und klar bleiben, ohne große
Umschweife - denn verstehen wird er sowieso nichts. Also: Dich zu heiraten wäre
ein Fehler, der uns beide schmerzen würde.
    Ob ich
fähig bin, ihm das alles zu sagen? Ich weiß es nicht.
    Ich mag
ihn gut leiden, und ich bedauere ihn. Bedauere seine Gefühle für mich. So
tapfer und stark er ansonsten ist, so hilflos und ungeschützt ist er in der
Liebe. Eifersüchtig. Empfindlich. Liebe und Mitleid sind jedoch Gegensätze, die
einander ausschließen. Und das bedeutet, dass ich ihn absolut nicht liebe.
    Warum
meide ich die Aussprache mit ihm? Weil ich weiß, dass ich ihm wehtun werde.
Liebe zu schenken ist leicht - sie wieder wegzunehmen schwer.
    Pawel, du
brauchst eine Frau, die dir ein Heim schafft, Wärme und Behaglichkeit, das ist
es! Nicht dass mir all dies nichts bedeuten würde, gerne würde ich es jemandem
geben - aber da ist noch

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