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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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Achselhöhle schieben! Dein
Geruch fehlt mir, Deine Haut und Dein Haar!
    Doch es
sind nur diese lästigen Mücken, die sich für mich interessieren!
    Ich bin so
froh, Dich zu haben, und so unfroh, Dich nicht hier zu haben!
     
    1924 sei
das Jahr der Venus, sagen die Okkultisten - und das spüre ich an mir. Es ist
Dein und mein Jahr. Mit uns beiden wird alles gut. Muss einfach gut werden!
     
    Gar nichts
wird gut!
    Heute
Morgen beim Aufstehen war ich wütend auf mich selber: darüber, dass ich
gestern die Zügel so schleifen ließ. Dieses Geflenne! Mein Hals, mein Hals!
Andere Leute haben auch einen. Schluss mit dem Herumliegen, schade um die
schöne Zeit! Ich setzte mich ans Klavier. Arbeiten! Ich fing an, die Noten zu
studieren, die Fomin geschickt hat. Dieser Borja ist ein Genie! Es wäre
schrecklich, wenn seine Zigeunerin ihn am Ende doch noch bezirzt! Ich arbeitete
»trocken«, ohne Laut. Den Mund kriege ich kaum auf und noch schwerer wieder zu.
Und die Wut auf den eigenen Hals flaut nicht ab: Dass mir so etwas passiert!
Mir! Nicht zu fassen!
    Dann
wieder die Angst: Was, wenn ich nie wieder auf der Bühne stehen und singen
werde? Die arme Nina Litowzewa fiel mir ein. Bei der fing es auch mit einer
Erkältung an, aus dem Schnupfen wurde eine Mittelohrentzündung, ein Abszess
musste aufgeschnitten werden, und das taten sie so prima, dass eine Blutvergiftung
die Folge war! So hat es Paul erzählt, der mit Katschalow befreundet ist.
    So kann es
gehen! Erst ein lächerlicher Schnupfen, und am Ende ist das Leben versaut.
    Habe
wieder den halben Tag geheult. Tat mir selber so leid, dass die Tränen von
alleine flossen.
    Und immer
die eine Frage: Warum trifft es mich? Wenn Gott mich strafen will -
weswegen? Etwa Deinetwegen, Serjosha? Weil wir uns lieben?
    Bis
Freitag ist es noch eine Ewigkeit!
     
    Klawa war
da und beklagte sich über Iwanowski, mit dem sie bei Sewsapkino Probeaufnahmen
machte. Das Buch schrieb vor, dass sie auf der Bühne zu weinen hatte. Sie
versuchte an etwas Trauriges zu denken, drückte sich ein paar Tränen ab. Da
brüllte Iwanowski sie an: »Falsch! Ganz falsch!« Beschimpfte sie auf das
Vulgärste: Sie sei eine Nichtskönnerin und keine Schauspielerin. Ein Dreck!
Worauf sie vor lauter Kränkung richtig losheulte - und die Kameras liefen. Er
hat das alles absichtlich veranstaltet! Sie gezielt beleidigt, damit die Tränen
echter wurden! Ich versuchte sie zu trösten. »Klawa, mein Sonnenschein, du
weißt doch, dass alle Regisseure Schufte sind und Schweine. Das liegt am
Beruf.« Da musste sie gleich wieder für ihn einstehen. »Du hast keine Ahnung!
Er ist ein Genie!« Na schön. Ihre Rolle beschränkt sich jedenfalls darauf,
Tränen zu vergießen und am Ende ins Wasser zu gehen, man bringt sie in einer
Bastmatte angeschleppt, tropfnass.
    Noch etwas
Sonderbares hat Klawa erzählt: Schlangen sollen das Geschlecht ihres Bändigers
spüren. Darum werden Pythonmännchen im Variete mit Artistinnen »gepaart« und
Weibchen mit Artisten. Stimmt: Die neulich in der Eremitage trat mit einem
Männchen auf.
    Das Wetter
verschlechtert sich. Klawa hat jemanden sagen hören, dass es Hochwasser geben
wird.
     
    Mittagsruhe
nach dem Essen, der schlaflosen Nacht wegen. Schlummerte weg - und schrak hoch,
in Schweiß gebadet: Im Traum betrat ich die Bühne, und mein Hals war plötzlich
ganz aufgebläht, ein richtiger Kropf. Wollte singen - es kam nur ein Röcheln.
Ich habe beschlossen: Wenn ich nicht mehr singen kann, bringe ich mich um. Nach
diesem Beschluss wurde ich ruhiger. Dachte über den Selbstmord nach. Sich von
einer Brücke zu werfen ist schrecklich. Einmal habe ich eine Wasserleiche
gesehen.
    Nein! So
will ich im Tod nicht aussehen. Sich aufhängen? Irgendwer sagte einmal, und
das hat sich mir eingeprägt: Willst du dich aufhängen, geh vorher aufs Klo!
Beim Erhängen entleeren sich Blase und Darm. Seit ich das weiß, kommt der
Strick für mich nicht mehr infrage. Bliebe nur, irgendwelche Pulver zu
schlucken. Sterben wie eine Näherin - mit Veronal.
     
    Gott, was
hab ich da zusammengeschrieben! Gleich richte ich mich her. Schminken, kämmen.
Das Beste anziehen, was ich habe. Nur für mich selbst! Und dann setze ich mich
ans Klavier und spiele!
     
    Anscheinend
werde ich langsam wahnsinnig.
    Habe die
Noten zerrissen und durchs Zimmer geworfen. Das Singen kann ich vergessen. Die
Musik überhaupt! Alles!
    Geschirr
gespült. Dagesessen, auf meine geröteten Hände gestarrt, der Wasserspülung im
Klo

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