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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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Pünktchen, ich bin des Wartens auf dich schon leid!
    Die ganze
Zeit fühle ich, wie du von innen die Wände abtastest.
    Gestern
war ich im Laden für Kinderkonfektion. Alles sehr hübsch, doch für die Allerkleinsten
gab es gar nichts. Ich kaufte gelbe Wolle, denn ich habe beschlossen, selbst zu
stricken, was wir brauchen: Jäckchen, Mützchen, Schuhchen. Du wirst wie ein
Küken so gelb aussehen, Pünktchen! Winterkinder brauchen warme Kleidung. Zu
Neujahr werden wir zu dritt sein, das muss man sich vorstellen!
    Den
Vormittag mit Spülen, Aufräumen, Waschen, Putzen verbracht.
    Wo seid
ihr, meine lieben Freunde: Klawa, Wanja, Borja, Ledja und Olja? In Russland
hatte ich keinen Begriff davon, wie wichtig ihr mir seid! Wie öde es hier ist
ohne euch! Hier ist keiner, den man besuchen könnte! Letzten Samstag komme ich
zu den Petrows, will den Mantel an den Haken über meinem Kopf hängen - schon
springen alle auf und kreischen, ich solle mich unterstehen, die Arme zu heben,
die Nabelschnur könnte sich um das Kind wickeln und es erdrosseln! In dieser
Tour geht das weiter. Und diese Leute wollen, dass man Neujahr mit ihnen
feiert!
    Ich habe
beschlossen, nicht hinzugehen, sondern zu dritt ins neue Jahr zu rutschen - mit
Ossik und Pünktchen.
    Wenn ich
daran denke, wie hinreißend das vorige Neujahr war! Ossenin brachte einen so
großen Tannenbaum angeschleppt, dass er nirgends hineinging. Und was für ein
Hallo, als Danja und Mitja die Kinderbadewanne voll Schnee hereintrugen, in dem
Wodka- und Champagnerflaschen steckten! Und Danja führte die Paradenummer
seines amerikanischen Bruders vor: Mit einer Hand spielte er Geige, mit der
anderen begleitete er sich auf dem Klavier! Und Sorokin stellte alle Anwesenden
auf der Gitarre dar! Was hatten wir für einen Spaß miteinander! Wo mögt ihr
wohl in diesem Jahr herumalbern und fröhlich sein? Ohne mich!
    Und erst
euer Ständchen zu meinem Namenstag! Die ganze Straße lief zusammen, als das
Orchester aus Töpfen und Kanistern, Weingläsern (an den Stielen zur Kette
geknotet), Kämmen (mit Zigarettenpapier belegt) und Flaschen (verschieden voll
mit Wasser) zu spielen anhob. Das großartigste Konzert meines Lebens! Ihr
fernen Freunde, wie sehr ich euch liebe! Das habe ich erst jetzt gemerkt.
     
    Im Printemps
gewesen. Müde. Mit dem Taxi nach Hause.
    Im Laden
sah ich mich neben anderen Frauen im Spiegel: leichenblass, nicht normal.
    Und eben
stand ich wieder im Flur und betrachtete mich. Was bin ich hässlich geworden.
Geschwollene Lippen, spitze Nase, aufgedunsenes Gesicht. Eulenaugen! Der Bauch
hart wie eine Nuss. Da trat Iossif von hinten an mich heran, legte die Arme um
mich und sagte: »Wie schön du geworden bist!«
     
    Es gibt
Tage, die sind zum Davonlaufen.
    Der
heutige fing damit an, dass ich eine Tasse zerschmiss. Dass das Glück bringt,
mag ich schon nicht mehr glauben.
    Ich habe
ein depilatoire gekauft - es zwickt nur, die Haare
bleiben dran.
    Dann
hockte ich so lange auf der Brille, dass mir der Fuß einschlief.
    Gestern
sahen wir Boris Godunow in einer französischen Aufführung.
Schmierentheater! Der Sänger, der den Boris gab, tat wie Schaljapin. Immerhin
konnte er singen - im Unterschied zu den übrigen. Und die Inszenierung! Das
Bühnenbild! So stellen die sich Russland vor! Die Krönung war, als der Pope sich
wie ein Katholik bekreuzigte.
    Zu allem
Übel kam eben noch Ljubotschka an und ließ ihre neueste Geschichte vom Stapel.
Das reinste Pariser Decamerone!
    Sie fuhr
gestern im Taxi, der Chauffeur ein Russe. Und plötzlich erkennt sie in ihm
ihre alte Liebe wieder - den, der bei Charkow gefallen ist. Er guckt sie auch
die ganze Zeit so komisch an. Er konnte es aber gar nicht sein, war viel zu
jung. So jung eben, wie der andere damals war. Und sie sitzt da und wünscht
sich, das Taxi möge ewig so fahren. Hat mir die Ohren vollgezwitschert, wie
galant er ihr die Hand beim Aussteigen gehalten, wie schlank er gewesen, und
diese Muskeln, und wie schön die Hand auf dem Lenkrad lag. »Ich wusste auf
einmal: Wenn er jetzt sagt: Komm mit! - dann gehe ich mit und tue alles, was er
von mir will!«
    Zum Glück
für Ljubotschka sagte der Chauffeur nichts, steckte nur sein Geld ein und fuhr
davon.
    Ich sagte
ihr, dass ich gern in die Schmetterlingsausstellung gehen würde, deren Plakat
ich gesehen habe. »Spinnst du?«, fuhr Ljubotschka mich an. »Das fehlte dir
noch! Die sind doch alle tot!«
     
    Tala!
Meine liebe, gute Tala! Schreibt mir einen Brief! Wie hat sie

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