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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Beschützerin zockelten hinter einem sehr alten Dembowskaner her, der gemächlich in einem velcrobereiften Invalidenstuhl dahinwackelte. »Und jetzt werden wir einen kleinen Happen essen«, sagte Greta Beatty. »Dann geht es dir gleich besser.«
    Er dachte daran, ihre Kinesisabläufe zu parodieren. Er war zwar ein wenig eingerostet, glaubte aber, er würde es schon durchziehen können. Vielleicht wäre es der geschickteste Schachzug, wenn er der geschmeidigen Geläufigkeit der Person auf gleiche Weise begegnete. Eigentlich hatte er dazu keine Lust. Ihm tat alles weh.
    »Greta, mich überrascht deine selbstverständliche Großzügigkeit. Warum machst du das?«
    »Als Polizeifrau, meinst du? Ach, im Anfang hatte ich überhaupt nichts mit der Sicherheit zu tun. Ich war ein Carnassus-Weibchen, eine rein erotische Bezugsfunktion. Die Beförderung kam später.
    Nein, ich habe nichts mit Spionage zu tun. Meine Aufgaben sind ganz einfach Verbindungsarbeit.«
    »Gab es da viele vor mir?«
    »Ach, ein paar. Meistens Sundogs. Keine hochrangigeren ShaperAkademiker.«
    »Aber du hast Michael Carnassus kennengelernt?«
    Sie lächelte verloren. »Nur im Fleisch. Wir sind gleich da. Die Harem-Polizei hat immer Tische reserviert. Du wirst einen Fensterplatz bevorzugen, da bin ich sicher.«
    Die gedämpfte Atmosphäre im »Periskop« wirkte auf Lindsays von grellen Lichtbomben geschockte Augen als unglaublich düster und bedrückend. Von den Speisen auf den Tischen stieg Dampf auf. Er zog sich den linken Handschuh über. Nirgendwo vorher war er an einem dermaßen kalten Ort gewesen.
    Durch die gewölbten konkaven Fenster strömte kühles blaues Licht. Bei einem flüchtigen Blick durch das Metaglas erblickte Lindsay eine felsige, halb mit Wasser gefüllte Höhle. An deren Decke hing eine hausgroße Observationsblase. Daneben eine Batterie blauer Spotlights, die über die Decke verteilt auf Gleitbögen montiert waren. Lindsay schob seine Stiefelsohlen in die Bügel eines g-reduzierten Hockers. Die Sitzfläche unter ihm erwärmte sich; offenbar war der Polstersattel mit Heizelementen ausgerüstet.
    Von der anderen Tischseite her lächelte ihm Greta zu. Die blauen Augen wirkten in dem Dämmerlicht riesiggroß. Das Lächeln war freundlich, ohne weibliches kokettes Flirten; ja, genau betrachtet, ganz ohne irgendwelche unterkrustige, unterschwellige Verhaltenselemente. Weder Furcht noch Schüchternheit; nur die wohldosierte Andeutung einer milden wohlwollenden Sympathie. Die blonden Haare waren in der Schädelmitte gescheitelt und fielen in dembowskanisch-modischen weichen Wellen stumpfgeschnitten über die Ohren und Wangenknochen. Ihre Haare sahen sehr frischgewaschen und sauber aus. Lindsay spürte ein leises Verlangen, mit den Fingern durch sie hindurchzustreichen, so wie man etwa mit dem Finger über den Rücken eines Buches streift.
    Auf der dunklen Tischfläche erschien in feurigen Lettern die Speisekarte. Lindsay legte die handschuhbewehrte Hand auf den Tisch. Die Oberfläche war klebrig von Adhäsivpolymeren. Lindsay zog seine Finger zurück; zunächst hafteten sie an der klebrigen Fläche, dann war er mit einem scharfen Ruck frei. Es blieb keine Spur zurück. Er schaute auf die Menuangaben. »Keine Preise?«
    »Die Haremspolizei wird sich darum kümmern. Es liegt uns daran, daß du mir ja keinen schlechten Eindruck von unserer Eßkultur bekommst.« Sie deutete mit dem Kinn durch das Restaurant. »Der Herr am Tisch rechts von dir, der mit dem Biopanzerhemd ... das ist Lewis Martinez nebst Frau Lydia. Er steht an der Spitze der Martinez Corporation, und sein Rang ist Rechnungsprüfer. Von ihr sagt man, sie ist angeblich auf der Erde geboren.«
    »Dafür sieht sie aber guterhalten aus.« Lindsay starrte mit unverhohlener Neugier das obskure Pärchen an, dessen Talente als Industriespione in shaperischen Sicherheitskreisen ein Standardwitz waren. Während sie auf den nächsten Gang warteten, unterhielten sie sich leise und lächelten einander oft und ganz unverhohlen liebevoll zu. Lindsay verspürte einen schmerzhaften Stich.
    Greta redete munter weiter. »Der Mann mit dem Servo-Tafelaufsatz ist der Koordinator Brandt ... Die Gruppe in der nächsten Fensternische sind Leute von Kabuki Intrasolar. Und der Typ in der albernen Jacke ist Wells ...«
    »Speist Ryumin manchmal hier?«
    »Oh ... Nein.« Sie lächelte flüchtig. »Er ergießt sich mit seiner Weisheit in anderen Kreisen.«
    Lindsay rieb sich das bärtige Kinn. »Aber es geht ihm

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