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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Knöpfe, und das Video hetzte über die unheimliche Landschaft und hielt am Fuß eines gigantischen schuppigen Holmes an. »Siehst du die Ausbuchtungen?«
    »Ja.«
    »Das sind Bakterien. Was du da siehst, das ist ein Mechanist.«
    »Du?«
    Sie lächelte. »Das fällt den Shapers oft am schwersten. Du kannst hier einfach nicht steril bleiben; wir sind von diesen Kleinwesen abhängig. Wir haben eure internen Alterationsmöglichkeiten nicht. Wir wollen sie nicht haben. Du wirst also genauso kriechen müssen wie wir andern alle auch.« Sie nahm seine linke Hand. Ihre Hand war warm und leicht feucht. »So, das da, da ist Ansteckung. Ist es so schlimm?«
    »Nein.«
    »Besser man bringt es gleich alles hinter sich. Meinst du nicht auch?«
    Er nickte. Sie legte ihm die Hand in den Nacken und küßte ihn warm mit weitgeöffnetem Mund. Lindsay fuhr sich mit dem Flanellärmel über die Lippen. »Das ist aber schon ein bißchen mehr als eine bloße medizinische Behandlung«, sagte er.
    Sie zog ihm das Turbanhandtuch vom Kopf und schleuderte es dem Haushaltsservo zu. »Die Nächte in Dembowska sind kalt. Und zu zweit ist es wärmer im Bett.«
    »Ich habe eine eheliche Frau.«
    »Ha! Monogamie? Wie bizarr!« Sie lächelte ihn mitfühlend an. »Stell dich mal den Tatsachen, Bela! Durch dein Überlaufen ist der Vertrag zwischen dir und der Mavrides-Gen-Linie gebrochen. Du bist von nun an eine Nicht-Person. Du existierst gar nicht - außer für uns.«
    Lindsay brütete dumpf in sich hinein. Ein Bild tauchte vor ihm auf: Nora, zusammengerollt, allein in ihrem gemeinsamen Bett, die Augen weit aufgerissen, die Gedanken in ihrem Kopf rasend, während sich ihre Feinde näher und näher an sie herandrängten. Er schüttelte den Kopf.
    Mit ruhigen Bewegungen glättete Greta ihm die Haare. »Wenn du dir ein bißchen Mühe gibst, kommst du schon wieder auf den Geschmack. Aber trotzdem, es ist gescheiter, nichts zu überstürzen.«
    Sie zeigte nur die leise höfliche Enttäuschung, wie es vielleicht die Dame des Hauses tut, wenn ein Gast bei Tisch den Nachtisch ablehnt. Lindsay fühlte sich müde. Trotz seiner Rejuvenationsgeschichte spürte er schmerzhaft am ganzen Körper noch die Investor-Schwerkraft.
    »Komm, ich zeige dir das Schlafzimmer.« Die Schlafkammer war mit dunklem Pelzwerk ausgeschlagen. Der »Himmel« über dem Bett war eine horizontale Videodecke. Das massive Kopfteil des Lagers war mit dem Allerneuesten an Schlaf-Schlummer-Technik-Komfort ausgerüstet. Er entdeckte einen Enzephalographen, Monitorkrampen für künstliche Ersatzkörperteile, Fluorographen für die mitternächtliche Blutfraktionierung.
    Er kletterte ins Bett; erst dann kickte er die Mukluks von den Füßen. Die Decken krausten sich, wickelten ihn wie in weichen Windeln ein. »Schlaf schön«, sagte Greta, ehe sie hinausging. Etwas berührte seinen Occipus; der Betthimmel über ihm erwachte flackernd zum Leben und begann Hirnstrom-Rhythmik vorzuzeichnen. Die Wellen waren kompliziert und mit geheimnisvoll unerklärlichen Seitenschnörkeln versehen. Eine der Wellenfunktionen zeichnete sich in rosaroter Kontur ab. Während er sich entspannte und auf sie schaute, begann die Funktion zu schwellen. Intuitiv machte er sich klar, was da plötzlich in seinem Kopf geschah, um dieses Anschwellen zu bewirken. Er gab sich hin und schlief plötzlich tief.
    Als er am folgenden Morgen erwachte, lag Greta neben ihm und schlief friedlich. Über der Stirn hatte sie eine Alarm-Tiara festgeklemmt, die an das Sicherungssystem des Hauses angeschlossen war. Lindsay kletterte aus dem Bett. Seine Haut juckte wie wild. Die Zunge fühlte sich pelzig an. Er begann den Tag kriechend.
     
    DEMBOWSKA CARTEL: 24-10-'53
     
    »Also, das hätte ich mir niemals träumen lassen, daß ich dich so wiedersehe, Fyodor!« Am anderen Ende des Wohnzimmers von Gretas Heim leuchtete Ryumins video-aufgeschöntes Gesicht in trügerischer Gesundheit auf. 
    Es handelte sich um eine geschickt gefertigte Replik, aber für Lindsays geübtes Auge war klar, daß das da eine Computergrafik sein mußte; die Perfektion war bestürzend. Die Lippenbewegungen waren exakt Ryumins Worten angepaßt, die geringfügigen Bewegungsidiosynkrasien dagegen wirkten gespenstisch asynchron. »Wie lange hängst du schon am Draht?«
    »Ach, zehn Jahre oder so. Die Zeit verändert sich unter den Drähten. Weißt du, ich kann mich nicht mal mehr so auf Anhieb erinnern, wo ich mein Hirn zurückgelassen habe. Bestimmt an einem ganz

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