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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Planungszentrale im letztmöglichen Moment um und verpaßte dem Kommando-Modul I eine eigene Radaranlage, die in das schon so verzwickte Schaltungsgewirr noch hineingepreßt werden mußte.
    Aber es schien alles in Ordnung zu sein. Bolschois Zielerfassung war in erster Linie von den Empfangsantennen abhängig, und die waren die besten, die es nur geben konnte. Jagens blickte zu den Scheiben hinauf, die zehn Meter vor dem glänzenden, aluminiumverkleideten Geschoßkörper standen. Er drückte den Auslöser – sie schwenkten nach links, blieben stehen, schwenkten nach rechts. Normale Funktion, erstklassig. Er wandte sich um und blickte in die Gegenrichtung. Wie ein verschmierter Farbklecks lag die Erde unter ihm. Das riesige Rückstoßmodul Bolschois füllte ein Viertel seines Himmels aus. Innen hing die mächtige Atomrakete an einer Unzahl von Verklinkungen. Von ihrer glatten silbrigen Haut hob sich wie ein Schattenriß das schwarze Gewebe des Betriebsradars ab. Er drückte nach Vorschrift auf die Kontrollknöpfe und gab die Ergebnisse den Technikern durch. Gehorsam schwenkte das Betriebsradar nach rechts und links, erfaßte imaginäre Ziele, die ihm von Station I vorgegeben wurden. Unter Carls Händen wechselte die Farbe der Kontrollämpchen von Bernsteingelb zu Grün. Alles normal. Fiel das vordere Radar aus, so würde das Betriebsradar augenblicklich automatisch übernehmen.
    Komisches Wort, augenblicklich. Normalerweise bedeutete es einfach »schnell«, eine Sekunde oder so. Für Schiwa war das bei weitem nicht schnell genug. Die zahlreichen Systeme Alphas mußten in Mikrosekunden schalten. Fielen die vorderen Radars aus, während man sich Schiwa näherte, so würden weder Carl noch Menschow Zeit haben zu reagieren. Eine kleine Packung Silikon und Kupfer mußte dann entscheiden, ob das Primärsystem kaputt war, und gegebenenfalls auf die sekundären Systeme umschalten. Dieser gordische Knoten der Elektronik war vielleicht dazu imstande; aber ihm hätte verdammt viel daran gelegen, das durch einige überzeugende, umfassende Simulationen ausprobieren zu können. Auf dem Prüfstand von Station I hatte die Geschichte prima funktioniert. Doch was bedeutete das schon in der Wirklichkeit?
    Carl wußte, daß er ein Perfektionsfanatiker war; das konnte auch gar nicht anders sein. Traditionsgemäß kamen die Astronauten vorwiegend aus der Kampf- und Testfliegerei, und an diesen Traditionen hielt man im großen und ganzen immer noch fest, wenn es irgend ging. Carl war ein von seinem Bodenpersonal gefürchteter Kommandant gewesen, als er noch atmosphärische Maschinen flog. Korrekte Wartung hatten ihn und seine Maschine mehr als einmal gerettet. Und er dachte nicht daran, gerade jetzt seine Arbeitsmethoden zu ändern und mit Pfusch anzufangen.
    »Ajax IV hat leichten Wackelkontakt«, meldete der Techniker. Carl fuhr zusammen und war augenblicklich wieder bei der Sache – keine Träumereien mehr!
    »Ja, ich habe ihn«, sagte er. Er drückte die Sequenz von Hand in die Führung, sah die Lampe neben seinem Handschuh grün aufblinken. Gut. Es war tatsächlich ein reines Wunder von einem System, das mußte man zugeben. Es erinnerte ihn an den alten Witz: »Stell dir bloß vor, was Gott alles tun könnte, wenn er Geld hätte!« In diesen paar Monaten das ganze Zeug zusammenzubauen – Kommandogerät, Nutzlast, Rückstoß- und Servicemodule, alles ganz neu und integriert, dazu die Redundanzsysteme – das war schon ein Wunder.
    »Sir«, kam der Techniker dazwischen, »Vandenberg hat ab sofort Startverbot. Ich dachte, das müßte ich Ihnen gleich melden.«
    »Was ist da los?« schrie Carl.
    »Alarmzustand. Die ganze Startsequenz ist ausgefallen, heißt es.«
    »Wir haben doch keine Alpha-Ausrüstung mehr von Vandenberg heraufzubekommen?«
    »Nein, Sir, aber für Omega sollte noch was kommen. Und Ihre Besatzung, Sir. Die Nissen und Menschow sind…«
    »Besorgen Sir mir eine Verbindung«, rief Carl wütend; »mit dem Präsidenten persönlich!« Er packte eine Handhalte an der glänzenden Außenhaut des Bolschoi, machte ein paar pumpende Armzüge, bis seine Füße frei rotierten und er den Adrenalinstoß in seinem Blut spürte. Er sah hinunter, suchte die Westküste der USA mit dem weißen Brandungsstreifen und starrte sie böse an.

12. Mai: Kollision minus 13 Tage
     
    »Mr. Präsident?«
    Caleb Knowles blickte von seinen Notizen auf. Manchmal konnte er klarer denken, wenn er die Hauptpunkte schriftlich irgendwie ordnete, nur um zu

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