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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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schnell gehen. Um minus einundzwanzig Stunden, wenn Schiwa als düster glosende Sichel vor der flammenden Sonnenscheibe stand, würden sich die unbemannten Bombenträger in Reihe formieren und die Geschwindigkeit verringern. Nur die beiden Kommandomodule, Alpha I und II, würden die V-Formation verlassen und vorausrasen. In reichlichem Abstand von der nachfolgenden Flotte würden sie in die Wolke einfliegen und mit Schiwa auf gleicher Höhe bleiben. Das dunkle felsige Antlitz der Nachtseite Schiwas würde ihr einziger Schutz vor der ungebändigten Energie Bolschois sein. Signale aus den Kommandomodulen würden Bolschoi mit hoher Geschwindigkeit durch den Schwarm steuern und bis auf wenige hundert Meter an die Sonnenseite Schiwas heranführen. Dann würden die Nah-Sensoren die Steuerung übernehmen und die Bombe im Abstand von fünfzig Metern zur Detonation bringen. Diese Masse des Riesenasteroiden würde die tödliche Strahlung abblocken, bevor sie die Kommandomodule erreichte.
    Aber alles das war von exakter Zielerfassung abhängig. Ein Fehler von fünfhundert Metern war schon nicht mehr tolerabel. Bei einem Fehlschuß waren die Besatzungen von Alpha I und II durch Röntgenstrahlen- und Partikelemission in Sekundenschnelle tot – einfach gebraten. Die geschätzte Überlebenswahrscheinlichkeit in den Kommandomodulen lag bei 43%, unter Berücksichtigung von Zielfehlern und den Unregelmäßigkeiten des Profils des langsam rotierenden Asteroiden. Bis das Bordradar wirkungsvoll eingesetzt werden konnte, war die Navigation größtenteils Sache des Thales Center, das die Daten aller sichtbaren Objekte sammelte, rechnerisch auswertete und dann über Houston an den geographisch zuständigen Sender auf der jeweils Alpha gegenüberliegenden Erdseite weitergab.
    In diesem Stadium waren die Besatzungen von Alpha und Omega bloße Passagiere, die nichts weiter tun konnten als warten und denken – wobei das Denken, wie Dennis wußte, das Schlimmste war. Doch er hatte eine Menge zu tun. Das Hilton Inn hatte kein einziges intaktes Westfenster. Mehrere Techniker des Center waren verletzt. Captain Hennessey tat sein Bestes, aber in ganz Boston lagen Menschen in ihrem Blut.
    Seufzend öffnete Wade die Augen. Neben ihm lag eine junge Technikerin; eine Seite ihres Gesichts war von einem blutdurchtränkten Verband bedeckt. Ein Stück weiter rieb ein Schwarzer mit bloßem Oberkörper vorsichtig die Brandwunden eines Nationalgardisten, der beim Löschen auf der anderen Straßenseite zu Schaden gekommen war, mit Salbe ein. Captain Hennessey drängte sich durch die Menschen und Trümmer in der Halle und kam zu ihm. Sein Gesicht war schweißüberströmt.
    »Doktor – nichts zu machen mit dem Stromaggregat vom Kennedy-Hospital! Sie stehen knietief in Verwundeten, alle OPs sind voll. Eine junge Schwester hat mir gedroht, sie würde mir eine Amateur-Vasektomie verpassen, wenn ich versuchte, es ihnen wegzunehmen.«
    »Captain, wir…«
    »Ich weiß, ich weiß.« Der erschöpfte Offizier sank auf einen Stapel Rationenpackungen und fiel rücklings gegen die Wand. Sein Helm stieß klirrend an, so daß er zusammenzuckte. »Ich denke mir schon was aus«, versicherte er seufzend. »Dreieinhalb Stunden noch, ja?«
    »Ja.« Dennis konnte vor Kopfschmerzen kaum noch etwas sehen. Wahrscheinlich Gehirnerschütterung. Wie zum Teufel waren die Symptome? Doppeltsehen? Blinzelnd sah er durch die scheibenlosen Fenster. Okay, nicht schlecht. War da nicht noch was mit Pupillenabweichung oder den motorischen Reflexen? »Muß was tun… sofort«, murmelte er.
    »Ja, ja. Okay. Passen Sie auf. Wir klauen einen.«
    »Woher?«
    »Aus dem nächsten Hospital. Nein, nicht klauen, lieber eine Strippe ziehen. Nein, die könnten sie abschneiden… hm… nein, so könnte es gehen… vielleicht…« Er drehte den Kopf zu Wade hin, sein Helm kratzte an die Wand. »Brauchen Sie den Strom die ganze Zeit?«
    »Hm – nein. Muß unbedingt zuerst die Chips kühlen, dann… hm… senden… äh, nein; erste die Computerisierung, dann die Sendung… Nein, warten Sie – einfüttern… Verdammt, ich kann nicht richtig denken.« Er fühlte sich schlapp, doch nicht so schlapp wie noch vorhin. Aber sehr müde. »Vielleicht könnten wir… hm… Fünfminutenschichten arrangieren… fünf Minuten Strom für uns, fünf Minuten fürs Hospital, oder… mein Gott, ich weiß nicht.«
    Der Offizier erhob sich mit einem Grunzer und streckte Wade die Hand hin. »Kommen Sie. Sie müssen mir

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