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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Antwort.
    Der Russe wußte genau, daß seine Landsleute, sowohl in Houston als auch in Moskau, mithörten. Sollte er von Mosk 8 in Seratow sprechen? Oder vom Prastronstwo-Institut? War es jetzt Zeit für die Not-Ringschaltung? Würde sie über Satelliten rechtzeitig Zustandekommen? War das vielleicht irgendein Trick, um supergeheime sowjetische Computerbasen auszuschnüffeln? Ein Meteoreinschlag in Boston ließ sich kaum simulieren, aber vielleicht wollten die Amerikaner wenigstens aus der Situation den größtmöglichen Nutzen ziehen? In Leningrad gab es etwas – er wußte nicht genau, was, aber er hatte Gerüchte gehört. Die Frage war nur: Durfte er davon wissen? Oder andererseits die Amerikaner? Jetzt und hier durfte er nicht allzuviel preisgeben.
    »Ich weiß nicht, Mr. Bradshaw. Wollen Sie sich bitte mit meiner vorgesetzten Dienststelle in Moskau in Verbindung setzen.«
    Jagens schnaufte angewidert, doch Bradshaw war diplomatischer.
    »General Menschow, dazu haben wir keine Zeit – anrufen, die richtigen Leute heranholen, die Erlaubnis einholen, umschalten… Ich… ach, lassen Sie, wir machen es schon selbst irgendwie.«
    »Haltet uns auf dem laufenden«, sagte Carl Jagens.
    »Geht in Ordnung. Houston Ende.«
    Menschow bemerkte, daß Jagens, der ihn sowieso mit eisiger Kühle behandelte, noch kälter wurde. »Wir werden noch mehr Rohinformationen über die Bordoptik benötigen«, sagte der Russe. Tief in Gedanken nickte Jagens. »Da ergeben sich doch ganz andere Geschoßbahnen – sowohl bei uns als auch bei Omega.« Keine Antwort von Jagens. Menschow rührte sich nicht und atmete flach. Er sah aus dem Bullauge. Habe ich einen Fehler gemacht? überlegte er. Wir haben ihnen doch schon soviel gezeigt. Bolschoi. Genügend Einzelheiten, die sie später, wenn sich die Lage beruhigt hat, zusammensetzen können, so daß sie wissen, wie weit wir sind. Diese neue Sache mit dem molekularen Druck zum Beispiel. Ich habe doch gesehen, was sie für Gesichter machten, worauf die Zündungskontrolle von Bolschoi beruht. Die brauchen gar nichts weiter von uns. Aber wir haben noch mehr von ihnen profitiert, dachte er. Der Fluß der Informationen, die im Diplomatengepäck nach Moskau gingen, war zu einem mächtigen Strom angeschwollen. Man würde eine ganze Menge von dieser Katastrophe profitieren.
    Mit stoischer Ruhe machte Jagens eine Statusanalyse. Alles war vorschriftsmäßig. Langweilig vorschriftsmäßig, dachte er. Er nahm ein Chip aus dem Behälter, steckte es in den Bordcomputer und schaltete den Schirm ein. Das Schachbrett erschien in Farbe. Es war ein Schultz-Kurzzeitprogramm. Er hatte nichts übrig für Schachspieler, die ihr Ego mit der Fiktion aufpolstern mußten, der Computer brauche ebensoviel Zeit wie ein Mensch, um den richtigen Zug zu finden. Doch andererseits war es ein schlagbares Programm innerhalb des raffiniert entworfenen Schultz-Kompendiums. Man spielte tatsächlich gegen Michael Schultz, nicht gegen den seelenlosen Computer.
    »e2 – e4.«
    »c7 – c5«, erwiderte der Computer sofort, und im Augenblick erschien auch die neue Stellung auf dem Schirm.
    »Springer g1 – f3.«
    »d7 – d6.«
    Daß die Erwiderung so schnell kam, war tatsächlich entmutigend. Jagens runzelte die Stirn. Die Falle, die man vermeiden mußte, bestand darin, daß man in Versuchung kam, es dem verdammten Computer mal zeigen zu wollen und ebenso schnell zu ziehen wie er. »d2 – d4.«
    »d5 x e4.«
    Mit einem tiefen Atemzug setzte Jagens sich zurecht. Schultz war gut im Endspiel. Aber er lächelte, denn ihm fiel der beliebte College-Trick ein, mit einem anderen Computer-Programm gegen das erste zu spielen. Programmieren war ja ein bedeutender Faktor in der Astronautenausbildung. »Springer f3 x d4.«
    »a7 – a6.«
    »Hund verdammter!« fluchte Jagens. Aber man brachte wenigstens die Zeit hin. Die Menschen sind wie Schachfiguren, dachte er. Nur sind die Regeln weit unpräziser.
     
    »Caleb.«
    »Mm?«
    »Wach auf.«
    »Nein.«
    »Komm, Liebling – da sind ein paar wichtige Herren, die dir wichtige Dinge zu sagen haben.«
    Der Präsident der Vereinigten Staaten öffnete ein Auge und blickte vorwurfsvoll. Das eine Auge sah sich um und kam bei Barbara Carr zur Ruhe. Dann verzog er das Gesicht. »Komm wieder ins Bett.«
    »Nein – sie sagen, es wäre wichtig.«
    »Ach was, bei denen ist alles wichtig«, brummte er und zog die Bettdecke fester um sich.
    »Nein, sie haben wirklich was Wichtiges.«
    »Dann sag mir, was es

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