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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Erschütterung vor. Jagens sah an Menschow vorbei auf den grünen Bildschirm mit der quer darüber verlaufenden gelben punktierten Linie. Längs der Linie bewegte sich ein roter Punkt.
    »Abruf, General!« befahl er.
    »Zwölf… elf… zehn…«
    Hatten sie den richtigen Kurs, fragte sich Carl. Haufenweise Staub, keine Steine von gefahrdrohender Größe, und doch…
    »Sieben… sechs… fünf…«
    So vieles konnte schiefgehen. Das Murphy-Gesetz galt immer noch, auch in dieser ungeheuren Entfernung von der Erde.
    »Zwei… eins…!«
    Bolschoi schoß durch den Schwarm wie ein Hai durch einen Sardinenschwarm. Ein Stein, nicht größer als eine Babyfaust, riß einen wichtigen Bestandteil der achterlichen Navigationsscheibe weg. Ein anderer Stein, nicht größer als das Baby selbst, war eine ganze schicksalsträchtige Sekunde lang im Weg der Bug-Radarscheibe. Die Bordcomputer entschieden in einem Dialog von Millisekundendauer, daß Schiwa eine Winzigkeit näher war als vorausberechnet. Die Zündleitung empfing einen Befehl und gehorchte blindlings, ihrer Programmierung entsprechend.
    Licht! Plötzliche, schneidende Helle sprang auf, erfüllte den Weltraum, von Milliarden Partikeln zurückgeworfen. Die Schockwelle pflügte durch die dicken Staubschichten, verschleuderte faustgroße Steine und Splitter. Den Bruchteil einer Sekunde erzitterte Schiwa, seines kiesigen Mantels von Staub und Steinen beraubt. Die größeren Begleitsteine wirbelten hinweg, prallten aneinander und zerbarsten.
    Die Schockwelle durchflutete Schiwa und wrang ihn wie einen Lappen. Ein Ohr, an die glühende Oberfläche gepreßt, hätte einen tiefen, minutenlangen Glockenton vernommen, einen akustischen Tremor gleich der Stimme eines wütenden Gottes. Doch dieser Berg aus massivem Eisen zerbarst nicht.
    Eine riesige sphärische Schockwelle rollte an. Sie breitete sich um Schiwas Rand aus und trieb mit Steinsplittern durchsetzten Staub vor sich her. Wäre Bolschoi wie geplant an der anderen Seite Schiwas detoniert, so wären die beiden Alpha-Kapseln geschützt gewesen. Aber der mächtige russische Sprengkopf war zu früh detoniert, direkt vor dem Asteroiden, so daß sich die Alpha-Schiffe nur wenige tausend Meter unterhalb von Schiwas Horizont befanden. Die Schockwelle lief um Schiwa herum und brandete an die empfindlichen Kapseln.
    Erst Leuchten, dann Krachen.
    Wären die Helme nicht eingeklinkt gewesen, dann wären alle an Bord augenblicklich taub geworden. Der Schall kam mit einer Kraft, die sie in die gepolsterten Sitze hineintrieb und ihnen die Köpfe zur Seite schleuderte.
    Die Schiffe schwankten. Gyros und Stabilisierungssysteme setzten ein. Bei jedem der Schiffe, das die hinter der Schockwelle laufende Strömung abritt, verlief die Korrektur anders. Aber sie suchten verzweifelt, der Tendenz zur Rotation um alle drei Achsen entgegenzuwirken.
    Sowohl Alpha I als auch Alpha II waren zerlöchert und angeschlagen. Äußere Sensoren waren ausgefallen, wichtige Teile waren abgerissen oder beschädigt. Mächtig lief die Schockwelle durch den Schwarm.
    Ikko Issindo hing bewußtlos in seinen Gurten, sein Gesicht war blutig, ein Arm schwang schlaff in der Null-Gravitation. Blutströpfchen füllten die Luft wie ein feiner Nebel. Calderon schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen, und drehte sich nach der Russin um.
    Schlaff hing ihr Kopf im Helm. Ihre weitgeöffneten Augen starrten leer. Sie hatte sich das Genick gebrochen.
    Diego kontrollierte den Luftdruck. Er war gesunken und sank schnell weiter ab. Er sah sich um und folgte mit den Augen den Blutströpfchen, die aus Issindos eingeschlagenem Helm schwebten. Hinter ihm, etwas über Kopfhöhe – ein kleines Loch. Diego schlüpfte aus seinen Gurten, griff nach einem »Heftpflaster« und zog die Schutzschicht ab. Er schwebte zum Leck, klatschte das Pflaster auf und stieß sich wieder ab.
    Er blickte in Issindos Helm und zuckte zusammen. Der Mann war tot oder lag im Sterben. Da war nichts mehr zu machen. Diego zog sich wieder in seinen Sitz, schaltete die Klimaanlage ein, damit sie die herumschwebenden Blutströpfchen absaugte, und faßte nach dem Radioschalter.
    »Alpha I, hier Alpha II – bitte kommen.«
    Er wartete und wiederholte dann den Anruf. Keine Antwort.
    »Omega I, hier Alpha I – bitte kommen!«
    Keine Antwort. Verzweifelt versuchte er es mit Houston. Ebenfalls keine Antwort. Sein Radio mußte ausgefallen sein.
    Durch das kleine Bullauge konnte er Schiwa sehen. Er war noch da, immer noch

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