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Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Titel: Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Berg-Peer
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kommen. Drei Wochen sind bei einer beginnenden Psychose eine sehr lange Zeit. Lena war verärgert und ging gar nicht mehr hin.
    Niemand kann dem Arzt einen Vorwurf machen, dass er nicht anwesend war, als Lena ohne Termin kam. Aber ich bin entsetzt darüber, dass sich anschließend nie jemand danach erkundigt hat, wo denn meine Tochter abgeblieben sei. Es hätte doch auffallen müssen, dass sie die Termine nicht mehr wahrnahm. Hört die Fürsorgepflicht einfach auf, wenn ein Patient nicht erscheint? Könnte nicht ihre Betreuerin angerufen werden? Oder der Arzt? Oder ich als Mutter? Aber Lena verschwand vom sozialpsychiatrischen Radar, nachdem sie ihren Termin nicht eingehalten hatte. Jeder Fachmann weiß, dass dies bei einer psychischen Krankheit ein schlechtes Zeichen ist. Für Fluglotsen ist es ein Alarmzeichen, wenn ein Flugobjekt vom Radar verschwindet. Nicht so in der Sozialpsychiatrie.

    In der jetzigen Situation bin ich dennoch fest entschlossen, nicht aufzugeben. In eine Einrichtung, die psychisch Kranken in Krisen eine Alternative zum Krankenhaus anbietet, kann Lena leider nicht, weil sie in der falschen Krankenkasse ist. Außerdem, erklärt mir Wochen später der Leiter dieser Einrichtung, könne man in einer Krise auch gar nicht einfach dorthin kommen. Man müsse vorab eine Vereinbarung mit seiner Krankenkasse treffen und einen Vertrag abschließen, damit man in einer akuten Krise dorthin könne. Falls dann ein Platz frei sei.
    In die nahe gelegene Tagesklinik kann Lena nicht, weil sie nicht schon in der angeschlossenen Klinik Patientin war, werde ich am Telefon abgewimmelt. Monate später erklärt mir eine Ärztin ebendieser Klinik, dass diese Information falsch sei, ich hätte da sicher etwas missverstanden. Das könne überhaupt nicht sein. Und überhaupt hätte ich dann eben nach einem Arzt verlangen sollen. Das hätte ich vermutlich. Ich hätte vieles anders machen müssen. Vor 16 Jahren wurde eine psychische Erkrankung bei Lena diagnostiziert, aber ich bin noch immer keine professionelle Angehörige und noch immer kenne ich mich im sozialpsychiatrischen Dschungel nicht richtig aus. Ich kenne nur wenige Angehörige, die das tun.
    Nur in einer Einrichtung haben wir schließlich Erfolg. Einem einfühlsamen und kompetenten Mitarbeiter gelingt es, mit der streitsüchtigen und aufgeregten Lena eine Beziehung aufzubauen, und er bietet ihr eine wöchentliche Hilfe an, in die sie einwilligt. Ich atme auf. Nun muss nur noch eine kleine Hürde genommen werden. Ihr Arzt muss ein Formular unterschreiben, ohne das diese Hilfe nicht in Anspruch genommen werden kann. Als ich die immer gereiztere Lena mühevoll dazu überredet habe, mit mir zu ihm zu gehen, kann sein Kollege das Formular leider nicht unterschreiben, weil er nur die Vertretung ist! Er bittet die hoch erregte Lena darum, doch in zwei Wochen wiederzukommen. In zwei Wochen!

    Als Lena und ich in besseren Zeiten, es ist noch gar nicht lange her, wieder einmal bei unserem Lieblingsitaliener Spaghetti essen, erzähle ich ihr von meinen vergeblichen Bemühungen und den vielen verschlossenen Türen. Sie lächelt und sagt dann den denkwürdigen Satz: »Na ja, Mama, die sozialpsychiatrische Szene ist wohl besser in ihrer Öffentlichkeitsarbeit als in der praktischen Umsetzung.«

Wohin mit meiner Wut?
    Es gibt Momente, in denen ich keine verständnisvolle, einfühlsame, rücksichtsvolle und aufopfernde Mutter mehr sein will. Ich will, dass Lena tut, was die Ärzte ihr raten, dass sie in die Klinik geht, wenn es notwendig ist. Ich will, dass Lena endlich einsieht, dass sie ihre Tabletten regelmäßig nehmen muss. Ich will nicht mehr ständig diesem Auf und Ab von Hoffnung und Enttäuschung ausgesetzt sein. Wenn das Gesetz sagt, dass Lena ein Recht auf Krankheit hat, dann habe ich auch ein Recht auf ein zufriedenes Leben. Es macht mich wütend, dass ich jedes Mal die Folgen falscher Entscheidungen Lenas ausbaden muss. Ich will es nicht mehr. Auch wenn ich verstehe, dass Lena schlimme Erfahrungen mit der Krankheit, mit Ärzten und Krankenhäusern gemacht hat, reicht es mir. Für mich waren diese Erfahrungen auch schlimm. Ich bin keine Heilige und will es auch nicht sein. Meine Gefühle lassen sich nicht flexibel an Lenas Bedürfnisse anpassen. Ich kann mich nicht an einem Tag anschreien und zum Teufel wünschen lassen und am nächsten wieder zugewandt und geduldig für Lena da sein.
    Nicht nur Lena ist wütend, ich bin es auch.
    Aber wohin mit meiner Wut? Ich

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