Schlachtfeld der Verfluchten
Pferde bereits, dass sich etwas in naher Zeit verändern würde? Ein Wetterumschwung konnte es nicht sein, denn der weite Himmel über unseren Köpfen zeigte nach wie vor keine Veränderung.
Ich ging wieder zurück in das Haus.
»Bleiben wir hier?«, fragte ich.
Damit waren Karina und Suko einverstanden. Wir überblickten zwar nicht die Hauptstraße, aber eine freie Sicht gab es schon, und unsichtbar waren die Amazonen nicht.
Je länger man wartet, umso langsamer vergeht die Zeit. Es ist ein rein menschliches Gefühl, denn eine Zeit kann nicht fließen und auch nicht gehen. Sie ist keine Konstante, wie Isaak Newton mal geschrieben hat, weil er der Meinung war, dass die Zeit auf anderen Planeten ebenso schnell oder langsam vergehen würde wie auf der Erde.
Wir zählten auch nicht die Minuten, stattdessen berichtete ich Karina, welche Veränderungen es in der Zwischenzeit bei uns in London gegeben hatte und dass wir den Schwarzen Tod noch immer nicht gestellt hatten.
Karina ging in Russland einem ähnlichen Job nach wie ich in meiner Heimat. Nur besaß sie wenig Akzeptanz. Man duldete sie, was auch alles war, aber man musste auch oft genug auf ihre Hilfe zurückgreifen, was einigen Leuten wiederum nicht schmeckte. Zum Glück gab es noch Wladimir Golenkow, der alles deckte.
Die Tür war geschlossen. Dafür hatten wir die Fenster geöffnet, um hören zu können, wenn sich im Dorf etwas veränderte.
Nicht ein Laut erreichte uns. Es wurde auch kein Wagen gestartet. Die Menschen hier schienen wirklich mit nichts was am Hut zu haben. Allmählich verlor ich die Geduld. Ich wollte, dass es losging, und erklärte meinen Freunden, dass ich die Hütte verlassen und mich im Ort umschauen wollte.
»Warum?«, fragte Karina.
»Ganz einfach. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht länger zu warten brauchen.«
»Du meinst, dass sie bereits hier sind.«
»Ja – heimlich eingesickert.«
Suko schaute Karina an. »Wie siehst du das?«
»John kann Recht haben. Wenn wir das Haus hier verlassen, dann bitte gemeinsam. Es bringt nichts, wenn wir uns aufteilen. Das könnte sogar gefährlich sein.«
Zu einer Entscheidung brauchten wir uns nicht durchzuringen, denn die Stille wurde plötzlich von Geräuschen unterbrochen, wie wir sie so in diesem Ort bisher noch nicht gehört hatten.
Ein nicht sehr lautes dumpfes Trappeln oder Schlagen. Sehr gedämpft, nicht hart und schallend.
»Pferde«, sagte Suko leise. »Sie kommen!«
Karina schaute mal mich, dann Suko an. »Bleiben oder rausgehen?«
Ich war für das Bleiben. Dagegen hatte auch Suko nichts einzuwenden, und Karina schloss sich der Mehrheit an.
Allerdings zerrte ich die Tür auf. Ich blieb im Ausschnitt stehen und sah sofort, was sich draußen getan hatte.
Sie kamen nicht nur, sie waren schon da. Wir hatten sie nur zu spät gesehen, denn jetzt ritten sie bereits auf unser Haus zu...
***
Für einen Moment stockte mir der Atem, denn vier Amazonen hockten auf dem nackten Rücken ihrer Pferde.
Rüstungen trugen sie nicht. Ihre Kleidung bestand aus sackbraunen Tüchern, die sie um ihre Oberkörper geschlungen hatten. Ich sah auch kurze Hosen, die die langen Beine der Frauen noch deutlicher zur Geltung brachten. Bewaffnet waren sie mit Pfeil und Bogen, aber auch mit Schwertern, die sie noch nicht gezogen hatten. Diese Waffen mit den recht kurzen Klingen steckten in Scheiden, und nur die Griffe ragten sichtbar hervor.
Hoch gewachsen waren sie alle. Lange Haare umflatterten wie Mähnen ihre Köpfe. Jede Amazone war durchtrainiert, das erkannte ich mit einem Blick, und ihre Gesichter waren verschlossen.
»An meiner Seite sind auch welche!«, rief Karina. »Genau vier!«
»Dann haben wir acht Feindinnen.«
»Toll.«
Ob sich noch mehr Amazonen genähert hatten, war für uns nicht zu sehen. Rechnen mussten wir allerdings damit, und in meinem Magen breitete sich schon jetzt ein flaues Gefühl aus.
Die vier Frauen ritten nicht bis direkt zum Haus.
Sie hielten in einer bestimmten Entfernung an, und eine von ihnen stieß ein paar schrill klingende Worte aus.
Sie wurden an der gegenüberliegenden Seite gehört, und es erfolgte eine ebenso schrille Antwort.
»Hast du sie verstanden?«, rief ich Karina zu.
»Nein, nicht wirklich. Ich denke, sie wollen reinen Tisch machen. Wir können uns auf einen Angriff gefasst machen.«
»Acht könnten wir schaffen«, sagte Suko. »Kugeln genug haben wir. Aber ob das Sinn macht, weiß ich nicht.«
»Eben«, sagte ich. »Außerdem bin ich
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