Schlachtfeld der Verfluchten
sind, um sich an der Welt zu rächen. Es sind normale Frauen, die sich allerdings verwandt mit den damaligen Amazonen fühlen und deshalb diesen Weg gegangen sind. Sie sind auf ihre Art und Weise besonders. Sie bewegen sich wie die Kämpferinnen von damals. Sie haben das Reiten perfektioniert. Sie leben als Frauengruppe zusammen, und sie rekrutieren ihren Nachwuchs aus den einsamen Orten hier in der Steppe. Dieses Dorf hier ist gewissermaßen ein Außenposten und doch so etwas wie eine Zentrale, da hier das Schlachtfeld der Verfluchten zu finden ist, wo die Amazonen wohl vor langer Zeit eine Niederlage gegen die Skythen erlitten haben, bevor sie sich dann mit diesem Volk vermischten. So jedenfalls sehe ich die Dinge. Mal abwarten, ob es stimmt oder nicht.«
Darauf waren auch wir gespannt. Ich sah es schon als einen Vorteil an, dass wir es hier nicht mit einer Horde wilder Amazonen-Zombies zu tun hatten. Normale Menschen waren unsere Feinde, wobei sie allerdings im Geist dieses alten Volkes handelten und wahrscheinlich noch durch ihn beeinflusst wurden.
»Bleibt es bei unserem Plan?«, fragte Suko.
Karina nickte heftig. »Und ob. Wir müssen uns bei Juri umschauen. Kann sein, dass wir dort etwas finden, das uns weiterbringt. Je mehr Informationen wir bekommen, umso besser.«
Da stimmte ich ihr hundertprozentig zu. »Wo müssen wir hin?«
»Tiefer in den Ort hinein, John.«
***
Weite Wege gab es hier nicht. Wir gingen auch nicht besonders schnell und waren vor allen Dingen wachsam. Wegen der geraden Straße war es möglich, bis ans Ende des Dorfes zu schauen, wo sich allerdings nichts tat. Wir gingen davon aus, dass sich dort das ehemalige Schlachtfeld der Verfluchten befand.
Die Erde von Schlachtfeldern ist mit dem Blut der Gefallenen getränkt. Aber in diesem Fall konnte noch etwas hinzukommen, über das wir bestimmt nicht glücklich sein konnten. Der Geist, das Wissen und auch die mystische Macht der Amazonen musste sich über all die Jahre gehalten haben. Möglicherweise eingefangen im Körper einer Frau, die sich Atema nannte.
Gestört wurden wir nicht auf unserem Weg. Aber beobachtet. Hinter den Fenstern waren die Gesichter als Umrisse zu sehen. Sie glichen mehr hellen Schatten, die kamen und schnell wieder verschwanden. Es versuchte allerdings niemand, uns aufzuhalten, und es war auch niemand da, der uns in den Rücken schießen wollte.
Juris Haus stand nicht an dieser relativ breiten Straße. Wir mussten nach rechts abbiegen. Auch in dieser Umgebung gab es einige Häuser, die sich von denen an der Straße nicht unterschieden. Auch sie waren nicht hoch, aber hell gekalkt und mit Dächern bestückt, die aus Grasboden bestanden.
Es gab kein Pflaster, keinen Asphalt, und ich konnte mir vorstellen, wie es hier bei Regen aussah.
Zu jedem Haus gehörte auch ein Leiterwagen mit offener Ladefläche. Mal kleiner, mal größer und mit den typischen gummibereiften Rädern versehen. Auch einige alte Autos standen herum. Ob sie noch fahrtüchtig waren, ließ sich nicht erkennen.
Juris Haus stand neben einer Pferdekoppel. Ob ihm die Tiere gehörten, wussten wir nicht. Die Tür brauchten wir nicht aufzubrechen, denn sie war nicht abgeschlossen.
Wir ließen Karina den Vortritt. Aus einem kleinen Anbau an der Rückseite wehte uns der Geruch von Fäkalien entgegen. Da hätte mal wieder eine Sickergrube geleert werden müssen, aber das war jetzt nicht wichtig.
Im Halbdunkeln bahnten wir uns einen Weg in den größten Raum, der an der Vorderseite lag und zugleich als Küche und Wohnraum diente. Es gab sogar fließendes Wasser. Über dem Becken sahen wir einen angerosteten Kran, aus dessen Öffnung in regelmäßigen Abständen Tropfen fielen.
Besonders hell war es nicht. Karina fand den Schalter und drehte ihn herum. An der Wand gaben zwei alte Lampen ihr Licht ab. Viel besser wurde es nicht. Unordnung herrschte. Auf der Liegestatt lag eine bunte Decke und darauf verstreut einige Papiere, beschriebene und bedruckte Blätter.
Karina nahm einige von ihnen hoch und begann zu lesen. Das tat sie mit flüchtigen Blicken. Mir brauchte sie erst keine zu geben, die Schrift war für mich nicht lesbar.
Suko hatte sich am Fenster aufgebaut und behielt die Umgebung im Auge. Karina Grischin schüttelte einige Male den Kopf, nickte allerdings auch und lächelte.
»Erfolgreich?«, fragte ich.
»Kann man sagen.«
»Und wie?«
Sie ließ die Blätter sinken. »Freund Juri hat sich fast schon wissenschaftlich mit dem Phänomen der
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