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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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wie er glaubte, auf Tralfamadore hätte sein können. Es war grell beleuchtet und mit weißen Fliesen ausgelegt. Es war jedoch auf der Erde. Es handelte sich um eine Entlausungsstation, durch die alle neu eingelieferten Gefangenen hindurch mußten.
    Billy tat, wie ihm gesagt wurde: Er zog seine Kleider aus. Das war das erste, was man ihn auch auf Tralfamadore zu tun geheißen hatte.
    Ein Deutscher maß Billys rechten Oberarm zwischen seinem Daumen und Zeigefinger und fragte einen Kameraden, was das denn für eine Armee war, die einen solchen Schwächling an die Front schickte.  Sie schauten nun die Körper der anderen Amerikaner an und wiesen noch auf eine ganze Anzahl weitere hin, die fast ebenso schlecht dran waren wie Billy.

    Einen der besten Körper hatte bei weitem der älteste Amerikaner, ein Hochschullehrer aus Indianapolis. Er hieß Edgar Derby. Er war nicht in Billys Güterwagen gewesen. Sondern in dem Waggon mit Roland Weary, hatte Wearys Kopf in seinen Armen gewiegt, als dieser starb. So geht das. Derby war vierundvierzig Jahre alt. Er war so alt, daß er bereits einen Sohn hatte, der Angehöriger des amerikanischen Marinekorps auf dem pazifischen Kriegsschauplatz war.
    Derby hatte politische Beziehungen spielen lassen, um in seinem Alter noch zum Heer zu kommen. Das Thema, über das er in Indianapolis Vorlesungen gehalten hatte, waren »Zeitgenössische Probleme der westlichen Zivilisation « . Er war auch Trainer der Tennismannschaft und hielt seinen Körper nach bestem Vermögen fit.
    Derbys Sohn sollte den Krieg überleben. Derby tat es nicht. Sein durchtrainierter Körper wurde achtundsechzig Tage später von einem Exekutionskommando in Dresden durchlöchert. So geht das.
     
    Der elendste amerikanische Körper war nicht einmal der von Billy. Vielmehr gehörte er einem Autodieb aus Cicero, Illinois. Er hieß Paul Lazzaro. Er war ungewöhnlich klein, und nicht nur seine Knochen und Zähne waren verfault, auch seine Haut war ekelerregend. Lazzaro war überall mit Zehncentstück großen Narben übersät. Er war oft von Furunkeln geplagt worden. Auch Lazzaro war in Roland Wearys Güterwagen gewesen und hatte Weary sein Ehrenwort gegeben, daß er Mittel und Wege finden würde, Billy Pilgrim für Wearys Tod bezahlen zu lassen. Er blickte jetzt um sich und fragte sich, welcher nackte Mensch wohl Billy war.
    Die nackten Amerikaner nahmen ihre Plätze unter vielen Duschen längs einer weißgekachelten Wand ein. Es gab keine Wasserhähne, die man einstellen konnte. Sie konnten nur warten, was kam. Ihr Penis war eingeschrumpft und ihre Hoden hatten sich zurückgebildet. Fortpflanzung war nicht die Hauptbeschäftigung des Abends.
     
    Eine unsichtbare Hand schaltete ein Hauptventil an. Aus den Brauseanlagen rauschte heißer Regen. Der Regen war wie eine Lötlampe — er wärmte nicht. Er pulverte Billys Haut auf und reizte sie, ohne aber das Eis im Mark seiner langen Knochen aufzutauen.
    Inzwischen wurden die Kleider der Amerikaner durch Giftgas desinfiziert. Kleiderläuse, Bakterien und Flöhe starben zu Milliarden.

    Und Billy kehrte in die Zeit seiner Kindheit zurück.
    Er war wieder ein Baby, das gerade von seiner Mutter gebadet worden war. Nun hüllte ihn seine Mutter in ein Badetuch und trug ihn in ein rosa Zimmer, das von Sonnenschein durchflutet war. Sie wickelte ihn aus, legte ihn auf das kitzelnde Badetuch, puderte ihn zwischen den Beinen, scherzte mit ihm, tätschelte sein wabbliges, dickes Bäuchlein. Ihre Handfläche machte patschende Geräusche auf seinem dicken Bäuchlein.
    Billy gluckste und gurrte.

    Und dann war Billy wieder ein Optiker in mittleren Jahren, der diesmal — an einem strahlenden Sonntagvormittag im Sommer — Golf spielte. Billy ging nie mehr in die Kirche. Er spielte mit drei anderen Optikern. Mit sieben Schlägen war Billy im Umkreis des Loches, und nun war die Reihe an ihm einzulochen.
    Es war ein fast Drei-Meter-Einlochschlag — und er gelang ihm. Er beugte sich hinunter, um den Ball aus dem Loch zu nehmen, und die Sonne trat hinter eine Wolke. Billy fühlte sich einen Augenblick schwindelig. Als er wieder zu sich kam, war er nicht mehr auf dem Golfplatz. Er war auf einen der Körperform angepaßten gelben Stuhl geschnallt, in einem weißen Raum an Bord einer fliegenden Untertasse, die unterwegs nach Tralfamadore war.

    »Wo bin ich? « wollte Billy Pilgrim wissen.
    »Auch in einem Bernsteinklumpen eingeschlossen, Mr. Pilgrim. Wir sind da, wo wir jetzt gerade sein müssen

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